Die schwierige Befestigung eines Elbdeichs

Bergedorfer Zeitung, 25. September 1924

BZ, 25. September 1924

Eine kurze Meldung und eine nüchterne Bekanntmachung – also nichts Aufregendes, sollte man meinen. Dem war aber nicht so, denn Deichangelegenheiten waren immer kompliziert und hatten immer eine lange Vorgeschichte.

Die Deiche in den Vierlanden standen in aller Regel im Eigentum der Deichverbände. Jeder Grundeigentümer war Mitglied eines solchen Deichverbands, was in der „Deichrolle“ registriert wurde, in der auch die „Deichlast“ beschrieben war (siehe hierzu den Beitrag Von Streuels und Deichverbänden).

Die primäre Funktion der Deiche bestand ja im Schutz des Landes gegen Überflutung, aber sie waren seit jeher auch Verkehrswege, und diese letztere Funktion hatte an Bedeutung stark zugenommen. Mehr Verkehr ergab eine stärkere Beanspruchung der Deichkrone, die ja zugleich Fahrbahn war.

Die Pflicht zur Unterhaltung des Deichs einschließlich der Fahrbahn lag beim jeweiligen Grundeigentümer, der die ggf. benötigte „Deicherde“ von Flächen des Deichverbands entnehmen durfte, welcher auch (in Kirchwärder) Schlacken für die Fahrbahn zur Verfügung stellte (BZ vom 19. Mai und 11. Oktober 1924).

BZ, 19. Mai 1925

Die Klagen über die Zustände der ungepflasterten Deichstraßen in Kirchwärder und Ochsenwärder nahmen eher zu als ab, von „Verwüstung der Deichstraßen“ war die Rede, sie seien „noch in ihrem Urzustande“ (z.B. BZ vom 31. Januar 1923 und 14. Januar 1925). Zur Frühjahrsdeichschau 1924 forderte der Deichvorstand dazu auf, „Löcher und Vertiefungen in der Deichkrone“ zu beseitigen, und als Ergebnis der Schauung empfahl der Vertreter der Baubehörde, Heinrich Osterath, die „baldige Befestigung der Deiche“ (BZ vom 6. Juni 1924), was eine Einigung zwischen der politischen Gemeinde Kirchwärder und dem Deichverband Kirchwärder erforderte: wer sollte die Kosten für die Pflasterung tragen, die weit höher waren als die für eine einfache Beschüttung mit Schlacken?

Bergedorfer Zeitung, 23. Juni 1924

Die Einigung kam wohl nur zustande, weil der Staat sich an den Ausgaben beteiligte – die „Interessenten“, also die Grundeigentümer, übernahmen die nötigen Materialtransporte, gaben aber ihre Verpflichtung zur Unterhaltung der Fahrbahn an die Gemeinde ab.

Für diese 470 Meter Deichstrecke war also eine Modernisierungsregelung gefunden. Sie war aber offenbar nicht ohne weiteres auf den folgenden Abschnitt vom Mühlendamm bis zum Bahnhof Zollenspieker am Sülzbrack übertragbar, denn dafür gab es neue Verhandlungen zwischen Gemeinde und Deichvorstand, und die fuhren sich erst einmal fest (BZ vom 4. Februar 1925), so wie manches Fuhrwerk auf dem unbefestigten Deich.

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Kein Zeppelin über Bergedorf

Bergedorfer Zeitung, 23. September 1924

Die „Deutschlandfahrt des Z.R. 3“ trieb die Massen in den Orten, die überflogen werden sollten, auf die Straßen, denn dieser 1922 bis 1924 gebaute Zeppelin war mit 200 Metern Länge das weltweit größte Luftschiff. Und die Chance, es zu sehen, war einmalig, denn es war als Reparationsleistung für die USA gebaut worden (siehe hierzu Wikipedia) und sollte bald auf Fahrt dorthin gehen – die erste Atlantikquerung eines deutschen Zeppelins.

Die Deutschlandflug-Route wurde von der BZ detailliert beschrieben, und die BZ glaubte, dass Z.R. 3 (damals noch unter der Bezeichnung LZ 126) „wahrscheinlich auch über Bergedorf zu sehen“ sein würde. Doch der um einen Tag verschobene Flug erfüllte die Bergedorfer Hoffnungen nicht:

Bergedorfer Zeitung, 26. September 1924

Zu sehen war lediglich ein „feiner grauer Strich am diesigen südwestlichen Horizont“. Über Elbe und Alster war Z.R. 3 eine Schleife geflogen, die aber nicht bis zur Bille bei Bergedorf reichte. Fotografien des Ereignisses brachte das Hamburger Fremdenblatt am 26. September in seiner „Rundschau im Bilde“ (Direktlink zur Seite) – die BZ war fotofrei. Der gefrustete BZ-Journalist ließ seiner Enttäuschung (und der seiner kleinen Tochter) am nächsten Tag in seiner Wochenkolumne noch einmal freien Lauf, Titel: „Zeppelin-Reminiscenzen eines Enttäuschten“.

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Friedensbewegung, Militärvereine und die BZ

Bergedorfer Zeitung, 20. September 1924

Der Deutsche Zweig der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) begleitete seine Tagung in Hamburg mit öffentlichen Veranstaltungen. Eine fand in Bergedorf statt – die Rednerinnen Emmeline Pethick-Lawrence, Auguste Kirchhoff und Marcelle Capy zählten zweifelsohne zu den prominenten Mitgliedern der Liga.

Zwar brachte die BZ im Lokalteil einen Hinweis auf die Veranstaltung im Colosseum, aber leider keinen Bericht. Genauso war es in Hamburg: das Hamburger Echo druckte ebenfalls außer der Anzeige einen redaktionellen Hinweis auf einen Abend im Hamburger Gewerkschaftshaus, doch einen Bericht ebensowenig (Hamburger Echo vom 28. und 29. September).

Über den hamburgweiten „Antikriegstag“ am 21. September und die bei den Kundgebungen gehaltenen Reden hatte man sich hingegen aus BZ und „Echo“ am folgenden Tag ausführlich informieren können: in Sande waren mehrere hundert Menschen der Einladung der „Bergedorf-Sander Organisationen der freien Gewerkschaften, der Sozialdemokratie, der Friedensfreunde und der Kriegsbeschädigten“ gefolgt und forderten die „allgemeine Völkerversöhnung“ (gut 40 Zeilen in der BZ vom 22. September 1924). Auf einen vorangegangenen Vortrag Prof. Prinz Max von Sachsens über „Frieden – Die Grundlage aller Kultur“, zu dem die selben Organisatoren und das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold eingeladen hatten, hatte die BZ zwar hingewiesen (BZ vom 5. September 1924), dann aber nichts mehr darüber geschrieben.

Bergedorfer Zeitung, 25. September 1924

Mit Militärvereinen ging die BZ in aller Regel anders um, wohl nicht nur, weil sie mehr und größere Anzeigen ins Blatt setzen ließen: der Bericht über das Jubiläum der „Kampfgenossen“ nahm mit rund 180 Zeilen etwa eine halbe Zeitungsseite ein; der dort getätigte Ausspruch „Deutschland will, soll und muß leben“ (BZ vom 6. Oktober) ist durchaus als Kontrast zum zitierten Gedanken der Völkerversöhnung zu sehen. Eine Nähe der BZ zu den Militär- und Veteranenvereinen war unübersehbar; der Friedensbewegung stand sie eher distanziert gegenüber.

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Bergedorfer Schloß-Kalender vs. Hamburger Almanach

BZ, 6. Februar 1924

BZ, 12. Februar 1924

Der eine Inserent suchte Texte für eine Zeitschrift, der andere für einen Buchkalender – die Art der erbetenen Texte war praktisch gleich, und so kann man vermuten, dass nur ein einziger Inserent dahintersteckte, nämlich Gustav Weitkamp. Sein „Buchkalender“ jedenfalls erblickte im zweiten Halbjahr 1924 als „Bergedorfer Schloß-Kalender“ das Licht der Öffentlichkeit.

Titelblatt

Bergedorfer Zeitung, 20. September 1924

Das Heft  sollte ein Heimatkalender für den Raum Bergedorf sein, einerseits Nachschlagewerk (Sprechzeiten und Sitze der Behörden in Bergedorf, Kalendarium, Tidezeiten, Kram-, Vieh-, Pferde- und Schweinemärkte, Landwirtschaftliches u.a.m.), andererseits Unterhaltungsblatt mit einem zwölfseitigen „Jahres-Rückblick“ (offenkundig als fertige Seiten aus hier unbekannter Quelle übernommen), 40 Seiten Erzählungen, Humoristischem, Rätseln und dergleichen, mit zahlreichen Illustrationen und auch Fotografien.

Erst im letzten Teil findet man auf gut 20 Seiten die Texte, nach denen Weitkamp per Kleinanzeige gesucht hatte. Neben den Hamburger Autoren Ludwig Frahm, Paul Schurek, Otto Larsen und August Wysocki seien hier der Altengammer Pastor Friedrich Holtz, Johann Brüdt aus Sande, der Gemüsebauer Gustav Graveley und Hans Förster genannt. Bei einigen Texten wird kein Verfasser angegeben; vermutlich stammen diese vom Herausgeber Weitkamp. Die einzige Illustration in diesem Teil, eine Vignette, ist von Hans Förster.

BZ, 24. September 1924

Titelblatt

Ob es angesichts dieser Neuerscheinung den Herren Albers und Lütten gelang, den „altbewährten“ Hamburger Illustrierten Almanach in gleicher Stückzahl wie in den Jahren zuvor zu verkaufen, ist zu bezweifeln: zwar kostete der „Almanach“ weniger, aber er hatte weniger Seiten (80), weniger Illustrationen (4) und erschien in kleinerem Format (18,7 x 12,2 cm gegen 23,3 x 17,8 cm). Der Raum Bergedorf fand Erwähnung nur mit den Marktterminen und der „Sternwarte, Bergedorf, auf dem Gojenberge“ im Verzeichnis der „Adressen von Versammlungsorten und Bureaus der Behörden, gemeinnützigen Vereine usw.“  – es war halt ein Hamburger Almanach.

Die Abbildungen der Titelseiten der beiden Publikationen wurden aus Privatbesitz zur Verfügung gestellt – beim Schlosskalender hat die Staatsbibliothek eine Bestandslücke für den ersten und zweiten Jahrgang und würde diese Lücke gern schließen. Wenn also jemand eine Doublette hat oder auf sein Exemplar aus anderen Gründen verzichten möchte, wird um Mitteilung über die Kommentarfunktion des Blogs oder per Nachricht an bergedorfblog@sub.uni-hamburg.de gebeten.

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Die Deutschnationalen Handlungsgehilfen in Bergedorf-Sande

Bergedorfer Zeitung, 15. September 1924

Für einen Handlungsgehilfen (heute: kaufmännischer Angestellter) klangen die Angebote in dieser Werbeanzeige bestimmt attraktiv – der Hinweis auf den riesigen Pferdefuß fehlte natürlich.

Anlässlich des Umzugs der hauptamtlich geführten Geschäftsstelle hatte die Ortsgruppe Bergedorf-Sande des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands (DHV) diese Annonce in die BZ setzen lassen, die sich nur an Personen männlichen Geschlechts wandte: der DHV sah sich als Interessenvertretung der Männer in den Büros und Kontoren und wollte dort keine Konkurrenz durch Frauen (siehe den Beitrag Frauen zurück an den Herd).

Das in der Anzeige dargelegte Leistungsspektrum für die Mitglieder war vielfältig, es ging weit über eine berufsständische Vertretung hinaus: die Krankenversicherung zum Beispiel übernahm die Kosten für Behandlungen als Privatpatient, Wohlfahrts- und Finanzeinrichtungen standen zur Verfügung, indirekt förderte der DHV auch den Wohnungsbau für Mitglieder. Bei den monatlichen Versammlungen im Portici gab es mal Verbandsthemen, mal allgemein Interessierendes wie einen Vortrag über den Sternenhimmel (z.B. BZ vom 25. Januar, 10. April und 3. Juli 1924). Man konnte in einer „Geschäftsmannschaft“ Fußball spielen, die u.a. gegen den Sander Turn- u. Spielverein v. 1892 antrat (z.B. BZ vom 26. Juni 1923), die Sternwarte besichtigen (BZ vom 3. Juli 1924), mit der Jugendgruppe auf Schnitzeljagd Richtung Sachsenwald gehen (BZ vom 15. September 1924).

All dies kam aber verbunden mit einer politischen Haltung, und das war der Pferdefuß: bei den Versammlungen in Bergedorf wurde immer wieder betont, dass man nicht neutral sei: „Der DHV ist nicht nur Gewerkschaft schlechthin, sondern eine nationale Bewegung. Er verficht das soziale Wohl der Handlungsgehilfen letzten Endes, um sie stark zu machen für den Dienst am Vaterland.“ (BZ vom 25. Januar 1924; siehe auch den Beitrag zur Schlammschlacht um die Volksbildung) – Ein anderer Redner betonte das Bekenntnis des DHV zum völkischen Gedanken (und damit zum Antisemitismus), wobei der DHV sich nicht an eine bestimmte Partei binde (BZ vom 10. April 1924), aber Sozialdemokraten und Kommunisten waren definitiv unerwünscht.

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Die „Schule der Landwirtschaft“ im Rundfunk

Bergedorfer Zeitung, 16. September 1924

Die Nordische Rundfunk AG (Norag) in Hamburg glaubte nicht, dass die dümmsten Bauern die größten Kartoffeln ernteten – in der „Schule der Landwirtschaft“ sollten die Landwirte per Funk aktuelle Informationen und weiteres Wissen erhalten, z.B. Wetterprognosen, Marktberichte sowie Hinweise zu Viehhaltung und Pflanzenbau. Das Vorhaben wurde von viel Agrar-Prominenz getragen mit dem Reichslandwirtschaftsminister Graf von Kanitz an der repräsentativen Spitze.

Diese Schule war eine der Abteilungen der „Hans-Bredow-Schule für Volkswissenschaften“, benannt nach Hans Bredow, einem der Gründungsväter des Rundfunks in Deutschland. Ob die Agrarschule ein Hörermagnet war, ist unbekannt, aber Werbung war vorangegangen: „Die Radiotelephonie und ihre Bedeutung für die Landwirtschaft“ war Thema eines Vortrags mit Vorführung vor einem Fachverein der „grünen“ Branche (BZ vom 20. März), und der „Wetterfunk für die Landwirtschaft“ (mit Warnung vor Nachtfrösten) wurde ebenso fester Bestandteil des Norag-Programms wie die Preisangaben für Agrarerzeugnisse. Mit der Wettervorhersage war die Branche durchaus zufrieden; sie sei „im allgemeinen zuverlässig“ (BZ vom 21. Juli).

BZ, 13. Mai 1924

Das Programm war natürlich nicht auf diese Themen und diese Zielgruppe beschränkt, und auch im ländlichen Raum könnten die unterhaltenden Elemente auf eine größere Resonanz gestoßen sein. Einen groben Eindruck vom täglichen Programm der Norag erhält man z.B. durch das Hamburger Fremdenblatt und das Hamburger Echo, die recht bald nach dem Start des Rundfunks begannen, Auszüge aus dem täglichen Programm der Norag wiederzugeben, und ab dem 18. Mai 1925 kam auch die Bergedorfer Zeitung hinzu (die drei genannten und weitere Hamburger Zeitungen sind im digitalen Zeitungsportal der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg einsehbar).

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Die lärmgeplagten Bergedorfer

Bergedorfer Zeitung, 15. August 1924

Frei von „Knatterkasten“ war die Gegend von Hochallee und Hohlem Weg (heute Pfingstberg und Doktorberg), aber nicht frei von störenden Geräuschen. Als besonders lästig empfand der Leserbriefschreiber „K.“ das Gongschlagen, mit dem Kinder aufgefordert wurden nach Hause zu kommen. Ob sein Vorschlag „Statt Gongs tuns ja auch alte Gieskannen“ (2x sic!) wirklich eine Verbesserung herbeizuführen geeignet war, ist zu bezweifeln.

Bergedorfer Zeitung, 3. September 1924

Zum innenstadtnahen Häuserblock von Bahnstraße (heute Reetwerder), Ernst-Mantius- und (Alter) Holstenstraße kam der Lärm aus einer Vielzahl von Quellen: Eisenbahnzüge, Autos und Motorräder, frühmorgens Milchwagen, Wanderer „in aller Herrgottsfrühe“ und nächtens – wer seine Schlafräume zur Straße hin hatte, war schon arg geplagt.

Doch ein Schlafzimmer zur anderen Seite hin half auch nicht, denn dort verkündete morgens um vier Uhr ein Hahn durch „grelles, markerschütterndes Krähen“ den (bevorstehenden) Tagesanbruch und entzog so dem arbeitenden Bürger die Nachtruhe und dadurch die (Nerven-)Kraft zur volkswirtschaftlich so wichtigen Wertschöpfung, was aber den oder die Geflügelhalter nicht zu beeindrucken vermochte: Krähen liege nun einmal in der Natur eines Hahns.

Erstaunlich ist, dass es der Polizei offenbar wiederholt gelang, den Hahn zum Schweigen zu bringen, wenn auch jeweils nur für ein bis zwei Tage. Über ein Einschreiten der Stadtväter waren keine Meldungen zu finden. Ob der abschließende Hilferuf von „-nn.“ gänzlich ungehört verhallte oder ob Hilfe auf anderem Wege kam, ist nicht bekannt.

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Der entflohene spanische Fremdenlegionär in Sande

Bergedorfer Zeitung, 3. September 1924

Die jungen Männer aus Sande waren naiv – die spanischen Werber waren gewieft, und so fanden sich (mindestens) fünf junge Männer aus Sande als Soldaten der spanischen Fremdenlegion in Marokko wieder. Einer verlor bei den Kämpfen dort sein Leben, eventuell auch ein zweiter. Einem gelangen die Flucht und die Rückkehr – er wollte nun „über seine Erlebnisse und die Schrecken der spanischen Fremdenlegion“ berichten.

Bergedorfer Zeitung, 15. September 1924

Laut BZ waren die Männer über einen früheren spanischen Konsul in Hamburg für „Schutzarbeiten“ angeworben worden, nicht für eine Kampftruppe – und obwohl auch in der BZ mehrfach gewarnt worden war, zuletzt am 7. August 1924, gab es weiter freiwillige Meldungen, was mit Unwissenheit, Abenteuerlust und Naivität erklärt werden kann. Angeblich waren 3.000 Deutsche in dieser spanischen Legion; die Zahl der Deutschen in der französischen Fremdenlegion lag um ein Mehrfaches höher.

BZ, 10. September 1924

Guzeck (bzw. Guzek) wiederholte seinen Vortrag einige Tage später in Bergedorf – vermutlich war er selbst der Veranstalter, der (wie wohl vorher in Sande) Eintritt erhob. Die BZ berichtete weder über die eine noch über die andere Veranstaltung, auch nicht über den Vortrag eines „eingesessenen Sanders“ zu Jahresbeginn, der schon vor dem Weltkrieg zu seinen „Erlebnissen in der Fremdenlegion“ referiert hatte, wahrscheinlich in der französischen (BZ vom 29. Januar 1924).

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Der nächtliche Handbetrieb des Telefons

Bergedorfer Zeitung, 27. August 1924

Vor hundert Jahren war das Telefonieren gelinde gesagt etwas schwieriger als heute.

Offenbar gingen die Bergedorferinnen und Bergedorfer vor hundert Jahren lieber früh ins Bett statt spätabends oder gar nachts noch zu telefonieren – deshalb wollte die Post ihren erst 1919 eingeführten Fernsprechnachtdienst in Bergedorf wieder einstellen: die Einnahmen waren zu gering, um das Personal der Nachtschicht in der Telefonvermittlungsstelle bezahlen zu können. Für Hamburg-Altona plante die Post zwar die „Umwandlung des Handbetriebs in Selbstanschlußbetrieb“, aber das galt eben nicht für Bergedorf. Außerdem konnte man nicht von einem Münzfernsprecher von Hamburg aus mit Bergedorf und umgekehrt telefonieren, wie die Oberpostdirektion erklärte: „Eine Ausdehnung des Sprechbereichs der selbstkassierenden Sprechstellen im Fernsprechverkehr über 5 Kilometer ist leider aus Gründen betrieblicher und technischer Art nicht angängig.“ So stehe es in § 15, V der Fernsprechordnung (BZ vom 14. August 1924).

Für das Problem der „Fernsprechautomaten“ hatte die Post als Telefonbetreiber also keine Lösung, wohl aber für die Aufrechterhaltung des Nachtdienstes im Handbetrieb in Bergedorf: wenn mindestens ein Drittel der Telefoninhaber sich verpflichtete, eine Sondergebühr von 2,70 Mark im Quartal zu zahlen, könne der Dienst bestehen bleiben.

BZ, 10. Dezember 1924

Bergedorfer Zeitung, 8. Dezember 1924

So kam es dann auch, aber die Regelung war durchaus kompliziert: zum „Ortsnetz Bergedorf“ gehörte eben nicht nur die Stadt Bergedorf, sondern eine ganze Reihe Nachbarorte war ebenfalls an die Bergedorfer Vermittlung angeschlossen, z. B. Sande und Reinbek. Ob sich eine Mehrheit der Teilnehmer für den Nachtbetrieb ausgesprochen hatte oder ob das Quorum von einem Drittel nur knapp erreicht wurde, war nicht festzustellen. Zahlen mussten am Ende alle, sogar rückwirkend.

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Die Raubfischerei in der Bille

Bergedorfer Zeitung, 30. August 1924

Bergedorfer Zeitung, 30. August 1924

 

 

 

 

Das Fischereirecht für die Bille war verpachtet, und man kann die Pächter verstehen, die ja Geld für ihr Recht gezahlt hatten, dass sie „Raubfischerei“ nicht dulden wollten. Immerhin waren bereits 29 Personen wegen unbefugten Fischfangs angezeigt und „empfindlich“ bestraft worden – die von den Pächtern organisierten „Fischhüter“ waren also durchaus erfolgreich.

Bergedorfer Zeitung, 30. September 1924

Man kann davon ausgehen, dass jedes nicht-private Gewässer in der Hansestadt Hamburg, das sich als Lebensraum für Fische eignete, verpachtet war. Die Finanzdeputation, Vorgängerin der heutigen Finanzbehörde, ließ bei der Entstehung neuer öffentlicher Gewässer wie z.B. der Entwässerungsgräben in den Vier- und Marschlanden keine Zeit verstreichen, bis sie das Fischereirecht ausschrieb.

Nicht nur aus dem Wasser wurden gestohlen; auch Diebstahl von Tieren und landwirtschaftlichen Produkten gab es nach wie vor recht häufig (siehe z.B. den Beitrag zum Gurkendieb), sodass die Landherrenschaft ein nächtliches Betretungsverbot für Felder und Gärten erließ (BZ vom 11. August). In den stormarnschen Nachbardörfern wurden zahlreiche Bauern zu Feldhütern und Hilfspolizisten ernannt, elf allein im Dorf Lohbrügge (BZ vom 29. September).

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