Auf dem Arbeitsmarkt hatte der Krieg für einschneidende Veränderungen gesorgt: für die zum Militärdienst einberufenen Männer waren in vielen Wirtschaftsbereichen Frauen eingestellt worden, siehe z. B. den Beitrag Die Frauenemanzipation und das Arbeitsamt in Bergedorf – jetzt kehrten die Männer ins Zivilleben zurück und suchten Arbeit. Der in Bergedorf und Sande sehr aktive Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband wusste, wie man ihnen helfen konnte: man brauchte nur die Frauen zu entlassen, zusätzlich sollte es in der städtischen Verwaltung „Notstandsarbeiten“ für stellenlose Familienväter geben.
In Hamburg war laut BZ zu diesem Zeitpunkt bereits eine gemeinsame Kommission von Vertretern des Arbeiter- und Soldatenrats und stellungslosen Handlungsgehilfen gebildet worden, die erreichen sollte, „daß die bei Behörden und kriegswirtschaftlichen Betrieben beschäftigten weiblichen Hilfskräfte durch Männer ersetzt werden“ (BZ vom 1. Februar).
Beleg für einen Protest der betroffenen Frauen ist die nebenstehende Anzeige des Kaufmännischen Verbands für weibliche Angestellte; über die Veranstaltung war in der BZ allerdings kein Bericht zu finden.
Dass Frauen von Entlassungen überproportional betroffen waren, ergibt sich aus den gemeldeten Arbeitslosenzahlen: Anfang Februar berichtete Ratmann Wiesner der SPD, dass es in Bergedorf 1.340 Arbeitslose gebe, darunter 260 Frauen (19,4%) (BZ vom 5. Februar) – in der zweiten Monatshälfte waren es laut Gewerkschaftskartell 2.439, davon 521 Frauen (21,4%) (BZ vom 21. Februar), Ende des Monats waren es laut Magistrat 2.229, davon 552 Frauen (24,8%) (BZ vom 1. März). Frauen erhielten zudem eine geringere Arbeitslosenunterstützung: ein Mann erhielt 4 Mark täglich, eine Frau 2,50 Mark (BZ vom 30. Januar) – in der Stadt Hamburg war die Differenz übrigens geringer: dort waren es 5 bzw. 4 Mark (BZ vom 8. Januar).
Vielen Frauen blieb also nur der Weg zurück in die Küche, auch den zwei Hilfslehrerinnen der Hansaschule, über die ihr Schulleiter Ferdinand Ohly (S. 36) schrieb: „Jetzt riefen sie, nach der Heimkehr des Gatten, häusliche Pflichten an den eigenen Herd“.
Aber es war nicht immer der eigene Herd: schon kurz nach der Revolution hatte die BZ das „Ende der Dienstbotennot“ konstatiert, was die bürgerlichen Haushalte sicher erfreute. Auf die ohnehin geringen Löhne der Mädchen, Stützen, Köchinnen, Plätterinnen und Waschfrauen wird sich das nicht positiv ausgewirkt haben.