Die Nordische Rundfunk AG (Norag) in Hamburg glaubte nicht, dass die dümmsten Bauern die größten Kartoffeln ernteten – in der „Schule der Landwirtschaft“ sollten die Landwirte per Funk aktuelle Informationen und weiteres Wissen erhalten, z.B. Wetterprognosen, Marktberichte sowie Hinweise zu Viehhaltung und Pflanzenbau. Das Vorhaben wurde von viel Agrar-Prominenz getragen mit dem Reichslandwirtschaftsminister Graf von Kanitz an der repräsentativen Spitze.
Diese Schule war eine der Abteilungen der „Hans-Bredow-Schule für Volkswissenschaften“, benannt nach Hans Bredow, einem der Gründungsväter des Rundfunks in Deutschland. Ob die Agrarschule ein Hörermagnet war, ist unbekannt, aber Werbung war vorangegangen: „Die Radiotelephonie und ihre Bedeutung für die Landwirtschaft“ war Thema eines Vortrags mit Vorführung vor einem Fachverein der „grünen“ Branche (BZ vom 20. März), und der „Wetterfunk für die Landwirtschaft“ (mit Warnung vor Nachtfrösten) wurde ebenso fester Bestandteil des Norag-Programms wie die Preisangaben für Agrarerzeugnisse. Mit der Wettervorhersage war die Branche durchaus zufrieden; sie sei „im allgemeinen zuverlässig“ (BZ vom 21. Juli).
Das Programm war natürlich nicht auf diese Themen und diese Zielgruppe beschränkt, und auch im ländlichen Raum könnten die unterhaltenden Elemente auf eine größere Resonanz gestoßen sein. Einen groben Eindruck vom täglichen Programm der Norag erhält man z.B. durch das Hamburger Fremdenblatt und das Hamburger Echo, die recht bald nach dem Start des Rundfunks begannen, Auszüge aus dem täglichen Programm der Norag wiederzugeben, und ab dem 18. Mai 1925 kam auch die Bergedorfer Zeitung hinzu (die drei genannten und weitere Hamburger Zeitungen sind im digitalen Zeitungsportal der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg einsehbar).