Es war 1919 nicht der einzige Auftritt des Friedrich Carl Holtz in Bergedorf, der dort im rechten Spektrum offenbar besondere Sympathien genoss: nach dem hier wiedergegebenen Vortrag beim Deutschnationalen Jugendbund wurde der Antisemit und Antidemokrat wiederholt in die Stadt eingeladen: am 23. Juli sprach er vor den Mitgliedern des Kampfgenossen- und Militärvereins „Germania“ erneut über „Die Schäden der November-Revolution“ (Anzeige in der BZ vom 19. Juli), am 27. November zog er in einer öffentlichen Versammlung der DNVP seine „Revolutionsbilanz“ (Anzeige in der BZ vom 25. November).
Geht man nach der Berichterstattung, nahmen seine Reden in Bergedorf von Mal zu Mal an Schärfe zu: die Jugendlichen sollte „tapfere Bekenner deutschen Wesens und wahre Verfechter des nationalen Gedankens“ werden, hieß es im Juni. Einige Wochen später geißelte er „scharf das Treiben der Unabhängigen und Kommunisten“, forderte das Bürgertum und alle anderen Volksschichten zum Zusammenschluss für den „Wiederaufbau des daniederliegenden Vaterlandes“ auf: sie sollten „gemeinsam Front machen gegen die unlauteren Elemente, die den Rest unseres staatlichen und wirtschaftlichen Lebens vollends zu zertrümmern suchen“. Das Fazit des Berichts lautete: „Die Ausführungen fanden lebhaften Beifall.“ (BZ vom 24. Juli)
Im November nahm er dann auch SPD und DDP unter Feuer: „Aus allem, was die Regierung tut, spricht der Haß gegen das Bürgertum“, und für den Fall „einer zweiten Revolution von links“ kündigte er an, dass dann „das Bürgertum … sich seiner Haut wehren“ (BZ vom 28. November) werde – eine unverhohlene Drohung mit der Militärmacht der Freikorps.
Die November-Veranstaltung war öffentlich – und große Teile des Publikums protestierten gegen Holtz‘ Thesen: „Ruhe trat erst wieder ein, als die Leitung erklärte, … als zweiten (sic!) Redner dem Mehrheitssozialisten Urban (Hamburg) das Wort zu geben.“ Dieser machte dann die Deutschnationalen für den Krieg verantwortlich und verlangte (ähnlich wie Carl Seß, 1919 für die USPD in die Stadtvertretung gewählt) dass die „Sabotage des Bürgertums“ aufhören müsse. Das Fazit des Berichts lautete: „Bei der Zusammensetzung der Versammlung durften alle Redner des Abends sich lebhaften Beifalls erfreuen.“ (BZ vom 28. November)
Abschließend eine Klarstellung: Friedrich Carl Holtz (1882-1939) war Herausgeber der Wochenzeitung Hamburger Warte, und für Alfred Dreckmann (S. 53f.) war er auch der Gemeindepastor von Altengamme. – Das ist schlicht falsch: der Pastor hieß Friedrich Heinrich August Holtz und lebte von 1870 bis 1933. Dieser engagierte sich vor allem im Verein für Vierländer Kunst und Heimatkunde (Neuer Schlosskalender Folge 11 (2012), S. 31 f.) und schrieb Heimatkundliches: neben einer Darstellung der Altengammer Kirche (S. 167-193) den kurzen Aufsatz Von Sitte und Brauch in den Vierlanden.