Der eine Inserent suchte Texte für eine Zeitschrift, der andere für einen Buchkalender – die Art der erbetenen Texte war praktisch gleich, und so kann man vermuten, dass nur ein einziger Inserent dahintersteckte, nämlich Gustav Weitkamp. Sein „Buchkalender“ jedenfalls erblickte im zweiten Halbjahr 1924 als „Bergedorfer Schloß-Kalender“ das Licht der Öffentlichkeit.
Das Heft sollte ein Heimatkalender für den Raum Bergedorf sein, einerseits Nachschlagewerk (Sprechzeiten und Sitze der Behörden in Bergedorf, Kalendarium, Tidezeiten, Kram-, Vieh-, Pferde- und Schweinemärkte, Landwirtschaftliches u.a.m.), andererseits Unterhaltungsblatt mit einem zwölfseitigen „Jahres-Rückblick“ (offenkundig als fertige Seiten aus hier unbekannter Quelle übernommen), 40 Seiten Erzählungen, Humoristischem, Rätseln und dergleichen, mit zahlreichen Illustrationen und auch Fotografien.
Erst im letzten Teil findet man auf gut 20 Seiten die Texte, nach denen Weitkamp per Kleinanzeige gesucht hatte. Neben den Hamburger Autoren Ludwig Frahm, Paul Schurek, Otto Larsen und August Wysocki seien hier der Altengammer Pastor Friedrich Holtz, Johann Brüdt aus Sande, der Gemüsebauer Gustav Graveley und Hans Förster genannt. Bei einigen Texten wird kein Verfasser angegeben; vermutlich stammen diese vom Herausgeber Weitkamp. Die einzige Illustration in diesem Teil, eine Vignette, ist von Hans Förster.
Ob es angesichts dieser Neuerscheinung den Herren Albers und Lütten gelang, den „altbewährten“ Hamburger Illustrierten Almanach in gleicher Stückzahl wie in den Jahren zuvor zu verkaufen, ist zu bezweifeln: zwar kostete der „Almanach“ weniger, aber er hatte weniger Seiten (80), weniger Illustrationen (4) und erschien in kleinerem Format (18,7 x 12,2 cm gegen 23,3 x 17,8 cm). Der Raum Bergedorf fand Erwähnung nur mit den Marktterminen und der „Sternwarte, Bergedorf, auf dem Gojenberge“ im Verzeichnis der „Adressen von Versammlungsorten und Bureaus der Behörden, gemeinnützigen Vereine usw.“ – es war halt ein Hamburger Almanach.
Die Abbildungen der Titelseiten der beiden Publikationen wurden aus Privatbesitz zur Verfügung gestellt – beim Schlosskalender hat die Staatsbibliothek eine Bestandslücke für den ersten und zweiten Jahrgang und würde diese Lücke gern schließen. Wenn also jemand eine Doublette hat oder auf sein Exemplar aus anderen Gründen verzichten möchte, wird um Mitteilung über die Kommentarfunktion des Blogs oder per Nachricht an bergedorfblog@sub.uni-hamburg.de gebeten.