Schulkarussell mit Baracke

Bergedorfer Zeitung, 12. März 1925

Bergedorfer Zeitung, 12. März 1925

Was heute der Pavillon, war vor hundert Jahren die Baracke: eine Notlösung zur schnellen Schaffung dringend benötigten Schulraums. Das Bergedorfer Schulkarussell kam auch nicht ohne Baracke(n) aus. 1925 mussten zwei Klassen der Luisenschule in eine Baracke ausgelagert werden, die ursprünglich für Hansaschüler errichtet worden war, als diese Schule noch an der Wentorfer Straße lag. Diese Baracke zog nun quasi der Hansaschule hinterher: sie wurde hinter dem Schulgebäude (seit 1914 an der Bismarckstraße) wieder errichtet, wodurch zwei Mädchenklassen der Luisenschule den für sie separierten Bereich des Hansa-Gebäudes, den sogenannten „Gänsestall“, verlassen konnten und die Hansaschule wieder übernehmen konnte (Zur Hansaschule siehe die historische Darstellung von Wolfgang Böge und Günter Hartmann, S. 18, sowie Ferdinand Ohly, S. 61, und BZ vom 21. Juni 1926).

Das Stadthaus wiederum war bis 1914 von der Hansaschule genutzt worden – die Schulbaracken nahmen zeitweise die Hilfsschule und auch Verwaltungseinrichtungen auf, z.B. fand dort 1920 die städtische Kartoffelausgabe statt. Das Stadthaus sollte umziehen in die ehemals Messtorfsche Villa nach Umbau zum Rathaus, und damit konnte das Stadthaus-Gebäude die Berufsschule und (in einem Anbau) die Hilfsschule aufnehmen, was wiederum die für die Volksschulen erforderlichen Räume freimachte, denn auch dort gab es Platzbedarf.

Erst 1931 konnte die Luisenschule, die mehrere Jahre lang auch eine „Filiale“ am Reinbeker Weg hatte, alle unter einem Dach vereinen (Hierzu die knappe Selbstdarstellung der Luisenschule und den Beitrag zum Lyzeum für Bergedorf). Damit stand das Karussell endlich still.

Veröffentlicht unter Bergedorf1925 | Schreib einen Kommentar

Düngemittel auf Pump

Bergedorfer Zeitung, 4. März 1925

Der Senat wollte den Teufelskreislauf durchbrechen: den Gemüsebauern fehlte das Geld zum Kauf von Dünger. Ohne Düngung würde es nur geringe Erträge geben, die nicht ausreichen würden, um die Bevölkerung mit günstigen Nahrungsmitteln zu versorgen. Also sollte den Bauern über den Staatshaushalt die Aufnahme relativ günstiger Kredite für Düngemittel ermöglicht werden, und Hamburgs Landespolitik hoffte, dass die Gemüsegärtner die Kredite im Herbst aus der größeren Ernte und den entsprechend höheren Erlösen würden zurückzahlen können.

Das Programm wurde mehrfach überzeichnet, aber glücklich waren weder die kleinen noch die großen Landwirte, denn gleichzeitig lag dem Landesparlament ein Antrag des Senats auf Erhebung einer Infrastrukturabgabe vor: die Grundeigentümer der Vier- und Marschlande, also fast ausschließlich Bauern und Gärtner, sollten zu den Kosten für die Ent- und Bewässerungsanlagen, den Straßen- und Wegebau sowie den Bau der Marschbahn herangezogen werden. 30 Goldmark pro Hektar waren vorgesehen, eine „Erdrosselungssteuer“, wie die BZ ebenfalls am 4. März aus einer Protestversammlung von Bauern zitierte, denn der Markt sei „mit ausländischem Gemüse überschwemmt“ und Preiserhöhungen seien deshalb nicht möglich. Auch sei die Abgabe ungerecht, denn einige Gemeinden hätten von den Maßnahmen keinerlei Vorteile.

Der Protest war nicht vergebens: zwar wurde die Abgabe beschlossen, aber der Zahlungsbeginn wurde hinausgeschoben und die Beiträge sollten erst gestuft erhoben werden, Moorfleet und Allermöhe sollten sogar aufgrund der gemeindlichen Vorleistungen ganz befreit werden (BZ vom 29. Juni, 4. und 16. Juli sowie 21. November).

Der Düngemittel-Teufelskreislauf ging übrigens weiter; als sich abzeichnete, dass viele Kreditnehmer nicht fristgemäß würden zurückzahlen können, sprang die Hamburger Feuerkasse als Kreditgeber ein, die aber Sicherheit forderte, entweder über die Eintragung einer Hypothek oder über eine Bürgschaft der Raiffeisenbank (BZ vom 29. Oktober).

Veröffentlicht unter Bergedorf1925 | Schreib einen Kommentar

Ein neuer Stern an Bergedorfs Musikhimmel

BZ, 2. März 1925

BZ, 3. März 1925

Wegen der Trauerfeiern für den verstorbenen Reichspräsidenten Friedrich Ebert durften am 4. März 1925 keine „Lustbarkeiten“ stattfinden (BZ vom 3. März). Davon war auch Otto Stöterau betroffen: er musste seinen Klavierabend in der Hamburger Musikhalle um einen Tag verschieben.

 

Bergedorfer Zeitung, 6. März 1925

Es war dies die Premiere des jungen Künstlers auf großer Bühne – „-tz.“ (Hanns Lotz), Redakteur und Konzertkritiker der BZ, war sehr angetan und machte Stöterau zu einem „seit langem hochgeschätzten einheimischen Pianisten“, also zu einem Bergedorfer. Laut Bergedorfer Personenlexikon (S. 195 f.) war er zwar erst 1924 nach Bergedorf gezogen, hatte aber als Student am Hamburger Konservatorium schon 1923 im „Waldhaus“ an der Bille jeden Mittwoch konzertiert (BZ vom 28. Mai 1923). Offenbar fand er Gefallen an Bergedorf, denn er blieb (trotz mehrfachen Wohnungswechsels) hier über zwei Jahrzehnte wohnen und nahm als künstlerischer Leiter der Hasse-Gesellschaft prägenden Einfluss auf die örtliche Musikszene: als Dirigent, als Pianist und auch als Chorleiter und Organisator. Nach seiner Bergedorfer Zeit wurde er Professor an der Hamburger Musikhochschule; die auf ihn zurückgehende Otto-Stöterau-Stiftung fördert bis heute u.a. Studierende der Musik.

Bergedorfer Zeitung, 15. Dezember 1924

In der Frühphase seiner Bergedorfer Zeit rief er zusammen mit Emil Leichsenring (Hamburg) und Amandus Drevs (Neuengamme) eine „Musikschule Bergedorf“ ins Leben, und er konzertierte mit ihnen mehrmals in den Folgejahren in Bergedorf, Geesthacht und Hamburg, auch bei Wohltätigkeitsabenden von Vereinen. Der musikalisch bedeutendste der drei war unbezweifelbar Stöterau, der 1925 eine offenbar rasante Entwicklung durchlief: bescheinigte ihm die BZ am 6. März 1925, dass seine Persönlichkeit noch nicht „die volle Reife“ erlangt habe und das geniale, hinreißende ‚Etwas‘ fehle, so konstatierte sie wenige Tage später in einer anderen Konzertkritik, dass Stöterau dort „seine reife Kunst“ gezeigt habe (BZ vom 16. März 1925) – ein wahrlich kometenhafter Aufstieg.

Prof. Dr. Wolfgang Hochstein, der Vorsitzende der Hasse-Gesellschaft und auch der Stöterau-Stiftung, erforscht derzeit die Jahre 1910 bis 1950 der Geschichte der Hasse-Gesellschaft – in seiner Publikation wird Stöteraus Wirken mit Sicherheit ausführlicher dargestellt werden. Dankenswerterweise hat er mir zu diesem Text mehrere Hinweise gegeben, die ich gern aufgegriffen habe.

 

 

 

Veröffentlicht unter Bergedorf1925 | 1 Kommentar

Die rätselhafte Eisenbahn

Ein Zug verlässt den Hamburger Hauptbahnhof um 7 Uhr und 28 Minuten, um nach mehreren Zwischenstopps vom Bergedorfer Staatsbahnhof um 8 Uhr und 16 Minuten Richtung Berlin abzudampfen, wo er (nach weiteren Zwischenhalten) um 7 Uhr und 21 Minuten eintrifft (laut Fahrplan). Rätselfrage: wie lange ist der Zug unterwegs: -7 Minuten oder 11 Stunden 53 Minuten?

Die Antwort ist klar, da schon vor hundert Jahren die Bahn an die Gesetze der Physik und der Zeit gebunden war: in den knapp 12 Stunden in diesem Zug konnte der Fahrgast viele, viele Bahnhöfe in Ruhe betrachten. (Die Fahrplanangaben sind im Beitrag Der ausgedünnte Bahnverkehr zu finden.)

Bergedorfer Zeitung, 25. Februar 1925

1925 gab es Bestrebungen, die Zeitrechnung (vom zweimal-12-Stunden-Tag) auf den 24-Stunden-Tag umzustellen: der obige Beispielzug stünde dann mit den Angaben 07:28 – 08:16 – 19:21 Uhr im Plan, doch dagegen regte sich Widerstand, auch von „Organisationen des Verkehrslebens“, die glaubten, dass bei Unklarheiten die Angabe von „V“ für Vormittag (heute: 00:00 bis 12:00 Uhr) und „N“ für Nachmittag (12:00 bis 24:00 Uhr) ausreiche, so wie die Post damals Briefe und Postkarten mit solchen Zeitangaben stempelte. Die Reichsbahn hingegen befürwortete die neue Zählweise, denn diese galt bereits in einer Reihe von Nachbarländern.

Ab dem 15. Mai 1927 praktizierte die Reichsbahn dann den 24-Stunden-Tag. Die Zifferblätter der Uhren blieben aber bei der sogenannten „Kleinen Uhr“ mit 12-Stunden-Anzeige und zwei Umdrehungen in 24 Stunden – das war technisch einfacher als die Umstellung der Uhrenbauweise auf die „Große Uhr“ mit einer 24-Stunden-Anzeige.

Veröffentlicht unter Bergedorf1925 | Schreib einen Kommentar

Volkstrauertag oder Heldengedenktag?

Bergedorfer Zeitung, 26. Februar 1925

Sollte die Veranstaltung „zum Gedächtnis unserer gefallenen Helden“ sein, wie Bergedorfs Militärvereine sagten – oder ein „Allgemeiner Volkstrauertag“, so der Kirchenvorstand zu Sande – oder etwa eine „Heldengedenkfeier am Nationaltrauertag“, wie mehrere rechtsgerichtete Organisationen sie bezeichneten? Der Streit um das Gedenken dauerte fort, mit neuen Nuancierungen.

Zum ersten Male sollte im ganzen Deutschen Reich an ein- und demselben Tag, dem 1. März 1925, ein Volkstrauertag begangen werden, bei dessen Vorbereitung der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Federführung innehatte (BZ vom 17. und 22. Januar). Die Kirchen beteiligten sich wie in Sande und sammelten Geld zugunsten der Hinterbliebenen und der Kriegsgräberfürsorge, aber diesem Fokus und dieser Form des Gedenkens wollten sich rechtsgerichtete Vereine wie der Stahlhelm und Jung-Bergedorf nicht anschließen: sie riefen zur gleichen Stunde zu einer Heldengedenkfeier auf, bei der es primär um die Verehrung von Vorbildern ging, wie der Bericht der BZ zeigt (BZ vom 2. März 1925).

Nebenbei bemerkt: wie Mitglieder des Bergedorfer Offiziervereins, die auch einem Militärverein angehörten, das Dilemma der gleichzeitigen Veranstaltungen lösten, ist unbekannt.

Der Hamburger Senat unterstützte den Volkstrauertag durch die Anweisung, dass öffentliche Gebäude halbmast zu flaggen hätten. Er konnte sich aber „aus wirtschaftlichen Gründen“ nicht dazu durchringen, Lustbarkeiten für den 1. März zu untersagen (BZ vom 24. Februar), und so fanden in Bergedorf mehrere Tanzveranstaltungen, ein Kegelsportwerbetag sowie Filmvorführungen statt (Anzeigen in der BZ vom 27. Februar).

Veröffentlicht unter Bergedorf1925 | Schreib einen Kommentar

Baumfrevel oder Baumpflege?

Bergedorfer Zeitung, 18. Februar 1925

Ein Bergedorfer ließ seiner Empörung im „Sprechsaal“ der BZ freien Lauf: die Bäume in der Wentorfer Straße würden nicht ausgelichtet, sondern durch unqualifizierte Arbeiter, die an den Bäumen herumsägten, geradezu „verstümmelt“.

Die Stadt verkaufte das abgeschnittene Holz „gegen sofortige Bezahlung und Abfuhr“ (Anzeige in der BZ vom 3. Januar 1925); sie hatte also durchaus ein Interesse an der Gewinnung größerer Holzmengen – aber konnte das ein solches Baumsägenmassaker rechtfertigen?

Bergedorfer Zeitung, 19. Februar 1925

Nichts als Nörgelei sei diese Kritik, replizierte bereits am nächsten Tag „ein Fachmann“: von Misshandlung könne keine Rede sein, es handle sich um notwendige Arbeiten zur Rettung der zuvor unfachmännisch bearbeiteten Bäume – jetzt sei ein „erfahrener und tüchtiger Gärtner“ tätig. Ins selbe Horn stießen auch andere Leserbriefschreiber: wegen der großen Bäume säßen die Anwohner im Sommer „am hellen Tage in tiefster Dämmerung“ (ebenfalls BZ vom 19. Februar), ein anderer äußerte sich recht radikal: „Runter mit den Bäumen, Sonne ins Haus.“ Die Hälfte aller Straßenbäume solle gefällt werden (BZ vom 20. Februar).

Ähnlich kontrovers wurde in Kirchwärder diskutiert: das alte Pastorat war abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt worden; die alten Bäume wurden bearbeitet – nach Meinung des Kirchenvorstehers Julius Putfarken hatte man dort die Kastanien zwecks beabsichtigter Abtötung „geköpft“ (BZ vom 7. Februar), nach Ansicht von Pastor Grau war das Ziel, die Kastanien „mit den Jahren pyramidenförmig“ zu ziehen, also die Bäume zu erhalten. (BZ vom 10. Februar).

Bergedorfer Zeitung, 16. Februar 1925

Zu den Kirchwärder Pastoratsbäumen druckte die BZ binnen elf Tagen (7. bis 17. Februar) insgesamt acht Sprechsaal-Einsendungen. Bestechen ließ die Zeitung sich in dieser Sache nicht, wie die nebenstehende Notiz zu einem der Leserbriefe zeigt.

 

Veröffentlicht unter Bergedorf1925 | Schreib einen Kommentar

Bergedorfs Feuerwehr mit Dampfspritze, ohne Heulsirene

Bergedorfer Zeitung, 13. Februar 1925

„Spätes“ Eintreffen der Dampfspritze am Brandort, „unvollkommene“ Alarmierung der Feuerwehr – es lässt sich nicht klären, ob diese in der Hauptversammlung des Bergedorfer Bürgervereins vorgebrachte Kritik berechtigt war – sicher ist aber, dass mit dem Feuerlöschwesen in Bergedorf Probleme gab, was auch aus einem weiteren Brand-Bericht hervorgeht aus dem Sommer hervorgeht (BZ vom 23. Juli).

 

Bergedorfer Zeitung, 31. Januar 1925

BZ, 31. Januar 1925

Die Alarmierung der Feuerwehrmänner erfolgte damals per Dampfpfeife, die vielleicht mit Dampfpfeifen von Lokomotiven oder Fabriken verwechselt oder vom gewachsenen (Verkehrs-)Lärm übertönt wurde. Nun also die Forderung nach einer „Heulsirene“ mit größerer Reichweite – eine solche war kürzlich in Sande getestet (BZ vom 31. Januar) und vielleicht ja sogar schon angeschafft worden. Mindestens ebenso wichtig war moderne Spritzentechnik: die vorhandene tragbare Handspritze war wenig leistungsfähig; Dampfmaschinen müssen erst aufgeheizt und auf Betriebsdruck gebracht werden – eine Motorspritze war sehr viel schneller einsatzbereit, wie die in mehreren Vier- und Marschländer Gemeinden vorhandenen Spritzen zeigten. Die Schnelligkeit des Einsatzes hing aber auch davon ab, dass die benötigten Zugpferde zur Verfügung standen (BZ vom 2. April) – bis zur „Automobilspritze“ blieb man auf Handzug und Vierbeiner angewiesen.

Veröffentlicht unter Bergedorf1925 | Schreib einen Kommentar

Gerstenkaffee und der Hund im Ladengeschäft

Bergedorfer Zeitung, 7. Februar 1925

Wer ein neues Produkt etablieren will, muss dafür Werbung treiben, besonders dann, wenn es schon sehr ähnliche Produkte gibt. Nach dieser Devise ließ der Hersteller des Gerstenkaffees „Aguma“ seit Ende 1924 in dichter Folge Anzeigen in die BZ setzen, fast immer mit einem Bild und einem gereimten Vierzeiler, im niederdeutschen Sprachgebiet sogar in einer Art Plattdeutsch. Preiswert und gut sei Aguma, meinte Frau Groth in der Schlusszeile des Verses, und in der Tat war die Differenz zu Bohnenkaffee beachtlich: Java-Bohnenkaffee kostete 3,50 M das Pfund, was in der Preisspanne für Bohnenkaffee-Sorten von Kaiser’s Kaffee und Walter Kehls Kaffeegroßhandlung lag (Anzeigen in der BZ vom 4. Februar und 7. März). Für Aguma hingegen waren nur 50 Pfg pro Pfund zu zahlen (Anzeige vom 18. Februar: „fief Groschen kost‘ dat Paket“).

Ein anderer Gerstenkaffee war Kathreiners Malzkaffee, der ebenfalls 50 Pfg pro Pfund kostete (Anzeige vom 7. März). In einem Aufsatz von Uwe Spiekermann über Ersatzkaffees, insbesondere Quieta, fand ich den Hinweis auf einen Aufsatz in der Pharmazeutischen Zentralhalle, Jg. 64 (1923) Heft 48, S. 477-480: Wilhelm Meyer, Aguma-Gerstenkaffee und andere Kaffee-Ersatzstoffe (Ein Vergleich): demnach erhielt Aguma für den Geruch mit „sehr angenehm aromatisch“ die Bestnote, doch für alle Produkte galt: „Kaffeearoma äußerte sich nicht.“

Bergedorfer Zeitung, 4. Februar 1925

Die BZ druckte diese Aguma-Anzeige, obwohl die abgebildete Szene den Verstoß gegen ein polizeiliches Verbot zeigte: Hunde durften nicht in Kolonialwarenläden mitgebracht werden. Nicht recherchiert wurde, seit wann dies galt und ob sich die Katze dort legal aufhielt, z.B. zwecks Mäusefangs, und ob Katzen vom Betreten von Milchgeschäften ausgeschlossen waren.

Veröffentlicht unter Bergedorf1925 | Schreib einen Kommentar

Die neuen Bahnuniformen: ohne Achselstücke und Degen

Bergedorfer Zeitung, 3. Februar 1925

Bergedorfer Zeitung, 6. Februar 1925

 

 

 

 

 

 

 

Die neuen (reichsweit einheitlichen) Uniformen der Eisenbahnbeamten waren schlichter gestaltet als ihre Vorgänger, denn „Achselstücke, Dienstauszeichungsschnüre, Degen usw.“ gab es nicht mehr, wohl aber eine Fülle von „Dienstzweigabzeichen“. Ob eine einheitliche äußere Kennzeichnung der offiziell auskunftserteilungsberechtigten Bahnmitarbeiter geholfen hätte, die Klagen über Defizite im Auskunftswesen „zum Verstummen zu bringen“, ist durchaus fraglich.

Bergedorfer Zeitung, 30. Dezember 1924

Kurz vor der neuen Dienstkleidung bei der Reichsbahn waren schon neue Dienstbezeichnungen eingeführt worden. Der hierarchisch Höherstehende hatte meist ein „ober“ in seinem Titel, aber warum dieses „ober“ mal in die Bezeichnung eingefügt wurde („Triebwagenoberschaffner“) und mal vorangestellt („Obertriebwagenführer“) wurde in der BZ nicht erläutert. Pensionierte Bahner aller Ränge erhielten übrigens das Recht, ihre frühere Amtsbezeichnung mit dem Zusatz „a.D.“ weiterzuführen (BZ vom 3. März).

BZ, 16. Januar 1925

Ob das auch auf die Ehefrau übertragen werden durfte und Frau Stüwe aus Lauenburg damit ggf. zur „Frau Oberweichenwärterin a.D.“ avancierte, wurde nicht recherchiert.

Abbildungen der damals neuen Uniformen wurden online nicht gefunden; die Print-Publikation Hartmut Schöttge, Eisenbahneruniformen der Deutschen Reichsbahn 1924 bis 1934, Delitzsch 2007, 26 S., wurde nicht eingesehen.

Veröffentlicht unter Bergedorf1925 | Schreib einen Kommentar

Das Rauchen im Konzertsaal und anderswo

Bergedorfer Zeitung, 23. Januar 1925

Man weiß ja nie, ob Dorfbewohner sich angemessen benehmen können – deshalb wollte der Bergedorf-Sander Volkschor die Benimmregeln für sein Konzert in Zollenspieker schon im Vorfeld klarstellen: während des Konzerts sollte es keinen Getränkenachschub geben und: während des Konzerts durfte nicht geraucht werden. (Ob beides auch für eventuelle Konzertpausen galt, ist nicht bekannt.) Den nicht überragenden Besuch führte der BZ-Bericht allerdings auf „das herrschende schlechte Wetter“ (BZ vom 9. Februar) zurück und nicht auf einen Boykott durch Raucher und Trinker.

Seine weiteren Konzerte gab der Volkschor 1925 unter freiem Himmel bzw. in der Aula der Stadtschulen – und in Schulräumen durfte generell nicht geraucht werden, auch nicht im Zuhörerraum eines Gerichtssaals (BZ vom 28. März und 5. Juni). Das Rauchen im Walde war gleichfalls verboten, woran die Gemeinde Sande nach einem Feuer in den Tannen per Bekanntmachung erinnerte (BZ vom 19.Mai).

Ansonsten wurde das Tabakrauchen weitgehend toleriert, doch wurde es nicht mehr so positiv gesehen wie während des Weltkriegs (siehe den Beitrag zum Tabaktag). Die Berliner Ärztin Dr. Cordes stellte in einem Namensartikel über „Die Frau und das Rauchen“ fest, dass vierzig Jahre zuvor das Rauchen der Frau als „durchaus emanzipiert und unschicklich galt“, aber nun würde es „keinem noch so auf den Ruf achtenden Lokal … auffallen, deswegen eine Dame, wie einst, hinauszuweisen.“ (BZ vom 15. August)

Veröffentlicht unter Bergedorf1925 | Schreib einen Kommentar