„Stahlhelm“ vs. „Reichsbanner“

Bergedorfer Zeitung, 10. Oktober 1924

Schon an den Farben konnte man die politische Grundhaltung erkennen: im „Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten“ organisierte man sich „unter der schwarz-weiß-roten Fahne“, nun auch in einer Ortsgruppe Bergedorf-Sande, und wollte u.a. völkisches Gedankengut verbreiten, angeblich ohne sich einer bestimmten Partei zuzuordnen. Die Nähe zur DNVP und noch weiter rechts stehenden Verbänden und Parteien war aber unübersehbar.

 

Bergedorfer Zeitung, 6. September 1924

Ein anders ausgerichteter Zusammenschluss war das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer“ mit dem Ziel, Republik und Demokratie zu schützen. Getragen wurde der Verband von SPD, DDP und Zentrum. Die Gründungsgeschichte der Ortsgruppe Bergedorf-Sande ist etwas unübersichtlich: vermutlich war das örtliche Reichsbanner zunächst eine nur von der SPD getragene Einrichtung – es war jedenfalls schon aktiv, bevor Zentrum und DDP zur offiziellen Gründung aufriefen, die dann auch vollzogen wurde (BZ vom 29. September 1924).

Der Bergedorf-Sander Stahlhelm hielt sich mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen zurück: zwei Anzeigen luden zu Militärkonzerten (27. November und 17. Dezember 1924), was durchaus den Aktivitäten der bestehenden Militärvereine entsprach. Ob der Stahlhelm in den handfesten Auseinandersetzungen bei einer DNVP-Kundgebung zur Reichstagswahl eine Rolle spielte, kann nicht belegt werden – die BZ schrieb über handfeste Auseinandersetzungen „zwischen Reichsbannerleuten und Angehörigen des deutsch-nationalen Saalschutzes“ (BZ vom 5. Dezember). In einer offiziellen Stellungnahme des Reichsbanners wurde der Stahlhelm als Konfliktbeteiligter nicht erwähnt (BZ vom 6. Dezember).

Die politischen Gegensätze hatten sich also weiter verschärft – und Gewalt verdrängte zusehends Argumente, auch in Bergedorf.

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