Wer ein neues Produkt etablieren will, muss dafür Werbung treiben, besonders dann, wenn es schon sehr ähnliche Produkte gibt. Nach dieser Devise ließ der Hersteller des Gerstenkaffees „Aguma“ seit Ende 1924 in dichter Folge Anzeigen in die BZ setzen, fast immer mit einem Bild und einem gereimten Vierzeiler, im niederdeutschen Sprachgebiet sogar in einer Art Plattdeutsch. Preiswert und gut sei Aguma, meinte Frau Groth in der Schlusszeile des Verses, und in der Tat war die Differenz zu Bohnenkaffee beachtlich: Java-Bohnenkaffee kostete 3,50 M das Pfund, was in der Preisspanne für Bohnenkaffee-Sorten von Kaiser’s Kaffee und Walter Kehls Kaffeegroßhandlung lag (Anzeigen in der BZ vom 4. Februar und 7. März). Für Aguma hingegen waren nur 50 Pfg pro Pfund zu zahlen (Anzeige vom 18. Februar: „fief Groschen kost‘ dat Paket“).
Ein anderer Gerstenkaffee war Kathreiners Malzkaffee, der ebenfalls 50 Pfg pro Pfund kostete (Anzeige vom 7. März). In einem Aufsatz von Uwe Spiekermann über Ersatzkaffees, insbesondere Quieta, fand ich den Hinweis auf einen Aufsatz in der Pharmazeutischen Zentralhalle, Jg. 64 (1923) Heft 48, S. 477-480: Wilhelm Meyer, Aguma-Gerstenkaffee und andere Kaffee-Ersatzstoffe (Ein Vergleich): demnach erhielt Aguma für den Geruch mit „sehr angenehm aromatisch“ die Bestnote, doch für alle Produkte galt: „Kaffeearoma äußerte sich nicht.“
Die BZ druckte diese Aguma-Anzeige, obwohl die abgebildete Szene den Verstoß gegen ein polizeiliches Verbot zeigte: Hunde durften nicht in Kolonialwarenläden mitgebracht werden. Nicht recherchiert wurde, seit wann dies galt und ob sich die Katze dort legal aufhielt, z.B. zwecks Mäusefangs, und ob Katzen vom Betreten von Milchgeschäften ausgeschlossen waren.