Düngemittel auf Pump

Bergedorfer Zeitung, 4. März 1925

Der Senat wollte den Teufelskreislauf durchbrechen: den Gemüsebauern fehlte das Geld zum Kauf von Dünger. Ohne Düngung würde es nur geringe Erträge geben, die nicht ausreichen würden, um die Bevölkerung mit günstigen Nahrungsmitteln zu versorgen. Also sollte den Bauern über den Staatshaushalt die Aufnahme relativ günstiger Kredite für Düngemittel ermöglicht werden, und Hamburgs Landespolitik hoffte, dass die Gemüsegärtner die Kredite im Herbst aus der größeren Ernte und den entsprechend höheren Erlösen würden zurückzahlen können.

Das Programm wurde mehrfach überzeichnet, aber glücklich waren weder die kleinen noch die großen Landwirte, denn gleichzeitig lag dem Landesparlament ein Antrag des Senats auf Erhebung einer Infrastrukturabgabe vor: die Grundeigentümer der Vier- und Marschlande, also fast ausschließlich Bauern und Gärtner, sollten zu den Kosten für die Ent- und Bewässerungsanlagen, den Straßen- und Wegebau sowie den Bau der Marschbahn herangezogen werden. 30 Goldmark pro Hektar waren vorgesehen, eine „Erdrosselungssteuer“, wie die BZ ebenfalls am 4. März aus einer Protestversammlung von Bauern zitierte, denn der Markt sei „mit ausländischem Gemüse überschwemmt“ und Preiserhöhungen seien deshalb nicht möglich. Auch sei die Abgabe ungerecht, denn einige Gemeinden hätten von den Maßnahmen keinerlei Vorteile.

Der Protest war nicht vergebens: zwar wurde die Abgabe beschlossen, aber der Zahlungsbeginn wurde hinausgeschoben und die Beiträge sollten erst gestuft erhoben werden, Moorfleet und Allermöhe sollten sogar aufgrund der gemeindlichen Vorleistungen ganz befreit werden (BZ vom 29. Juni, 4. und 16. Juli sowie 21. November).

Der Düngemittel-Teufelskreislauf ging übrigens weiter; als sich abzeichnete, dass viele Kreditnehmer nicht fristgemäß würden zurückzahlen können, sprang die Hamburger Feuerkasse als Kreditgeber ein, die aber Sicherheit forderte, entweder über die Eintragung einer Hypothek oder über eine Bürgschaft der Raiffeisenbank (BZ vom 29. Oktober).

Dieser Beitrag wurde unter Bergedorf1925 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert