Bergedorfs Feuerwehr mit Dampfspritze, ohne Heulsirene

Bergedorfer Zeitung, 13. Februar 1925

„Spätes“ Eintreffen der Dampfspritze am Brandort, „unvollkommene“ Alarmierung der Feuerwehr – es lässt sich nicht klären, ob diese in der Hauptversammlung des Bergedorfer Bürgervereins vorgebrachte Kritik berechtigt war – sicher ist aber, dass mit dem Feuerlöschwesen in Bergedorf Probleme gab, was auch aus einem weiteren Brand-Bericht hervorgeht aus dem Sommer hervorgeht (BZ vom 23. Juli).

 

Bergedorfer Zeitung, 31. Januar 1925

BZ, 31. Januar 1925

Die Alarmierung der Feuerwehrmänner erfolgte damals per Dampfpfeife, die vielleicht mit Dampfpfeifen von Lokomotiven oder Fabriken verwechselt oder vom gewachsenen (Verkehrs-)Lärm übertönt wurde. Nun also die Forderung nach einer „Heulsirene“ mit größerer Reichweite – eine solche war kürzlich in Sande getestet (BZ vom 31. Januar) und vielleicht ja sogar schon angeschafft worden. Mindestens ebenso wichtig war moderne Spritzentechnik: die vorhandene tragbare Handspritze war wenig leistungsfähig; Dampfmaschinen müssen erst aufgeheizt und auf Betriebsdruck gebracht werden – eine Motorspritze war sehr viel schneller einsatzbereit, wie die in mehreren Vier- und Marschländer Gemeinden vorhandenen Spritzen zeigten. Die Schnelligkeit des Einsatzes hing aber auch davon ab, dass die benötigten Zugpferde zur Verfügung standen (BZ vom 2. April) – bis zur „Automobilspritze“ blieb man auf Handzug und Vierbeiner angewiesen.

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Gerstenkaffee und der Hund im Ladengeschäft

Bergedorfer Zeitung, 7. Februar 1925

Wer ein neues Produkt etablieren will, muss dafür Werbung treiben, besonders dann, wenn es schon sehr ähnliche Produkte gibt. Nach dieser Devise ließ der Hersteller des Gerstenkaffees „Aguma“ seit Ende 1924 in dichter Folge Anzeigen in die BZ setzen, fast immer mit einem Bild und einem gereimten Vierzeiler, im niederdeutschen Sprachgebiet sogar in einer Art Plattdeutsch. Preiswert und gut sei Aguma, meinte Frau Groth in der Schlusszeile des Verses, und in der Tat war die Differenz zu Bohnenkaffee beachtlich: Java-Bohnenkaffee kostete 3,50 M das Pfund, was in der Preisspanne für Bohnenkaffee-Sorten von Kaiser’s Kaffee und Walter Kehls Kaffeegroßhandlung lag (Anzeigen in der BZ vom 4. Februar und 7. März). Für Aguma hingegen waren nur 50 Pfg pro Pfund zu zahlen (Anzeige vom 18. Februar: „fief Groschen kost‘ dat Paket“).

Ein anderer Gerstenkaffee war Kathreiners Malzkaffee, der ebenfalls 50 Pfg pro Pfund kostete (Anzeige vom 7. März). In einem Aufsatz von Uwe Spiekermann über Ersatzkaffees, insbesondere Quieta, fand ich den Hinweis auf einen Aufsatz in der Pharmazeutischen Zentralhalle, Jg. 64 (1923) Heft 48, S. 477-480: Wilhelm Meyer, Aguma-Gerstenkaffee und andere Kaffee-Ersatzstoffe (Ein Vergleich): demnach erhielt Aguma für den Geruch mit „sehr angenehm aromatisch“ die Bestnote, doch für alle Produkte galt: „Kaffeearoma äußerte sich nicht.“

Bergedorfer Zeitung, 4. Februar 1925

Die BZ druckte diese Aguma-Anzeige, obwohl die abgebildete Szene den Verstoß gegen ein polizeiliches Verbot zeigte: Hunde durften nicht in Kolonialwarenläden mitgebracht werden. Nicht recherchiert wurde, seit wann dies galt und ob sich die Katze dort legal aufhielt, z.B. zwecks Mäusefangs, und ob Katzen vom Betreten von Milchgeschäften ausgeschlossen waren.

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Die neuen Bahnuniformen: ohne Achselstücke und Degen

Bergedorfer Zeitung, 3. Februar 1925

Bergedorfer Zeitung, 6. Februar 1925

 

 

 

 

 

 

 

Die neuen (reichsweit einheitlichen) Uniformen der Eisenbahnbeamten waren schlichter gestaltet als ihre Vorgänger, denn „Achselstücke, Dienstauszeichungsschnüre, Degen usw.“ gab es nicht mehr, wohl aber eine Fülle von „Dienstzweigabzeichen“. Ob eine einheitliche äußere Kennzeichnung der offiziell auskunftserteilungsberechtigten Bahnmitarbeiter geholfen hätte, die Klagen über Defizite im Auskunftswesen „zum Verstummen zu bringen“, ist durchaus fraglich.

Bergedorfer Zeitung, 30. Dezember 1924

Kurz vor der neuen Dienstkleidung bei der Reichsbahn waren schon neue Dienstbezeichnungen eingeführt worden. Der hierarchisch Höherstehende hatte meist ein „ober“ in seinem Titel, aber warum dieses „ober“ mal in die Bezeichnung eingefügt wurde („Triebwagenoberschaffner“) und mal vorangestellt („Obertriebwagenführer“) wurde in der BZ nicht erläutert. Pensionierte Bahner aller Ränge erhielten übrigens das Recht, ihre frühere Amtsbezeichnung mit dem Zusatz „a.D.“ weiterzuführen (BZ vom 3. März).

BZ, 16. Januar 1925

Ob das auch auf die Ehefrau übertragen werden durfte und Frau Stüwe aus Lauenburg damit ggf. zur „Frau Oberweichenwärterin a.D.“ avancierte, wurde nicht recherchiert.

Abbildungen der damals neuen Uniformen wurden online nicht gefunden; die Print-Publikation Hartmut Schöttge, Eisenbahneruniformen der Deutschen Reichsbahn 1924 bis 1934, Delitzsch 2007, 26 S., wurde nicht eingesehen.

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Das Rauchen im Konzertsaal und anderswo

Bergedorfer Zeitung, 23. Januar 1925

Man weiß ja nie, ob Dorfbewohner sich angemessen benehmen können – deshalb wollte der Bergedorf-Sander Volkschor die Benimmregeln für sein Konzert in Zollenspieker schon im Vorfeld klarstellen: während des Konzerts sollte es keinen Getränkenachschub geben und: während des Konzerts durfte nicht geraucht werden. (Ob beides auch für eventuelle Konzertpausen galt, ist nicht bekannt.) Den nicht überragenden Besuch führte der BZ-Bericht allerdings auf „das herrschende schlechte Wetter“ (BZ vom 9. Februar) zurück und nicht auf einen Boykott durch Raucher und Trinker.

Seine weiteren Konzerte gab der Volkschor 1925 unter freiem Himmel bzw. in der Aula der Stadtschulen – und in Schulräumen durfte generell nicht geraucht werden, auch nicht im Zuhörerraum eines Gerichtssaals (BZ vom 28. März und 5. Juni). Das Rauchen im Walde war gleichfalls verboten, woran die Gemeinde Sande nach einem Feuer in den Tannen per Bekanntmachung erinnerte (BZ vom 19.Mai).

Ansonsten wurde das Tabakrauchen weitgehend toleriert, doch wurde es nicht mehr so positiv gesehen wie während des Weltkriegs (siehe den Beitrag zum Tabaktag). Die Berliner Ärztin Dr. Cordes stellte in einem Namensartikel über „Die Frau und das Rauchen“ fest, dass vierzig Jahre zuvor das Rauchen der Frau als „durchaus emanzipiert und unschicklich galt“, aber nun würde es „keinem noch so auf den Ruf achtenden Lokal … auffallen, deswegen eine Dame, wie einst, hinauszuweisen.“ (BZ vom 15. August)

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Pierrot und Pierrette: Die Maskenfeste

Bergedorfer Zeitung, 17. Januar 1925

BZ, 17. Januar 1925

Nicht nur die Ballsaison startete, sondern auch die Zeit der Maskenfeste, daneben der Bockbierfeste, wie sich aus einer Durchsicht des Anzeigenteils der Bergedorfer Zeitung vom Januar und Februar 1925 ergibt.

Die Veranstalter von Maskeraden waren fast ausschließlich Vereine, neben Unterhaltungs- sind hier Sport- und Gesangvereine zu nennen. In aller Regel waren die Feste (nach Zahlung des Eintrittsgelds) öffentlich zugänglich, doch manche Vereine beschränkten die Gäste auf solche, die durch Mitglieder „eingeführt“ wurden.

Wer teilnehmen wollte, musste „maskiert“ erscheinen – ob damit nur das Tragen einer Art Karnevalsmaske gemeint war oder eine Kostümierung, lässt sich hier nicht klären: der Sander Gesangverein Holsatia ließ „nur kostümierte Masken“ zu (BZ vom 6. Februar); die Bergedorfer Liedertafel stellte für ihre „Schwarz-Weiss-Redoute“ besondere Anforderungen: man hatte Zutritt nur in schwarz-weißem Kostüm oder entsprechender Abend- bzw. Gesellschaftskleidung (BZ vom 19. Januar).

BZ, 17. Januar 1925

BZ, 19. Januar 1925

Kostüme, ob Pierrette oder Damen-Pierrot oder andere (z.B. „Rote Teufelin“, BZ vom 26. Januar, „Sonnenblume“, BZ vom 16. Januar), konnten ansonsten gemietet werden, wie diverse Kleinanzeigen aus jenen Tagen belegen.

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Bergedorf, die Bahn und das Telefon

BZ, 9. Januar 1925

Bergedorfer Zeitung, 26. Mai 1925

Knappe Güter haben ihren Preis – das galt 1925 zum Beispiel für Telefonanschlüsse: man konnte einen nicht benötigten Anschluss verkaufen, und wer ein „Kontor“, also ein Büro, zu vermieten hatte, konnte für die Übernahme des Fernsprechers eine Abstandszahlung verlangen, sogar Telephon-Apparate (z.B. für Nebenanschlüsse) wurden auf dem freien Markt gehandelt (BZ vom 22. Mai 1925). Die simple Forderung der Wirtschaftlichen Vereinigung Bergedorf an die Reichsbahn, im Bergedorfer Staatsbahnhof ein öffentliches Telefon einzurichten (BZ vom 5. Januar 1925), blieb offenbar vorerst unerfüllt.

Bergedorfer Zeitung, 30. Januar 1925

Die Reichsbahn war aber kein Gegner des Telefonierens schlechthin: sie wollte 1925 sogar die Zugtelefonie einführen: die Schnellzüge auf den Hauptlinien sollten eine „Fernsprechzelle“ mit Sitz- und Schreibgelegenheit erhalten und der Apparat über Funk mit dem Telefonnetz verbunden werden (BZ vom 27. Februar 1925). Die angestellten Versuche auch aus dem fahrenden Zug heraus verliefen positiv, und schon im Sommer sollte auf der Strecke Hamburg – Berlin der Regelbetrieb aufgenommen werden (BZ vom 10. März 1925).

Bergedorfer Zeitung, 17. August 1925

So schnell ging es dann doch nicht – bei der Erstvorführung in einem Sonderzug mit Ehrengästen erwiesen sich die Fahrtgeräusche als sehr störend. Aber ohne Bergedorf wäre gar nichts gegangen: die Stadt wurde Standort einer der Zugvermittlungsstellen.

Am 7. Januar 1926 war es dann wirklich soweit, wie es auf der (illustrierten) privaten Seite eines Sammlers und bei Wikipedia heißt. Auf die Fernsprechzelle im Bahnhof mussten die Bergedorfer jedenfalls länger warten.

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Die langlebige Deichordnung Bergedorfs

Bergedorfer Zeitung, 3. Januar 1925

Ausgerechnet zum 200. Jubiläum der Bergedorfer Deichordnung wurde die Forderung laut, die Vorschrift „den veränderten rechtlichen und praktischen Verhältnissen“ anzupassen. Sie war 1725 nach größeren Hochwasserproblemen erlassen worden und galt seitdem unverändert. Sie bezog sich auf zwei Deiche am Schleusengraben, den westlich gelegenen Kampdeich und den östlich gelegenen Treideldeich – beide sind auf der Karte 1904 bezeichnet. Auf den heute verbliebenen Rest des Kampdeichs wurde bereits im Beitrag Die Deiche und das Wasser hingewiesen; vom Treideldeich ist nicht einmal die Bezeichnung als Verkehrsfläche bzw. Hochwasserschutzanlage geblieben.

Für das Verlangen nach einer Revision der Bergedorfer Deichordnung kann man durchaus Verständnis haben: als sie in Kraft trat, war Bergedorf noch beiderstädtischer Besitz, die Aufteilung des bergedorfischen Kamps an die alteingesessenen „46er“ war noch nicht erfolgt (siehe hierzu Geerd Dahms, Bergedorf. Altes neu entdeckt, S. 54ff.), und die dort erfolgte Industrialisierung in ferner Zukunft (siehe den Beitrag zum Kamp).

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Industrie das Vieh vom Kamp verdrängt, und vor allem nach dem Ende des (Ersten) Weltkriegs nahm der Verkehr immens zu, was die im wesentlichen unveränderten Deiche aus dem 18. Jahrhundert überforderte: die schnelleren und schwereren Lastkraftwagen beschädigten die Deichkronen, und die Schiffschrauben der Schlepper auf dem Schleusengraben gefährdeten die Stabilität der Deichböschungen.

Angesichts dieser Lage beantragte der Stadtvertreter Rümcker, die Stadt solle die Unterhaltspflicht für den Kampdeich übernehmen. Das war sicher nicht ganz selbstlos: seine Stuhlrohrfabrik (Rümcker & Ude) lag zwischen Weidenbaumsweg und Kampdeich …

Bergedorfer Zeitung, 27. Januar 1925

Parallelität der Ereignisse: die Landherrenschaft arbeitete schon an einer neuen Deichordnung – vielleicht wurde Rümckers Antrag deshalb mit knapper Mehrheit abgelehnt (BZ vom 31. Januar 1925).

Aus Hamburger Sicht war die Deichordnung offenbar nicht dringend – man setzte dort andere Prioritäten und musste am Jahresende einräumen, dass das Vorhaben „wegen Arbeitsüberbürdung“ (BZ vom 21. Dezember 1925) noch nicht abgeschlossen war, und auch Jahre später war die alte Vorschrift noch in Kraft (siehe z.B. BZ vom 29. Mai 1931).

Die Deichordnung von 1725 ist online zugänglich, ebenso eine Schilderung der Probleme an den Bergedorfer Binnendeichen vor 1725 bis 1772: beides findet man in der Sammlung der hamburgischen Gesetze und Verfassungen … samt historischen Einleitungen. Der Eilfte Theil (S. 286-311).

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Bergedorfer Wohnungsbau 1925

BZ, 6. Januar 1925

Bergedorfer Zeitung, 7. Januar 1925

Für alle Menschen in Bergedorf, die dort eine Wohnung suchten, begann das Jahr 1925 mit einer guten Nachricht: der Bau von 26 städtischen Wohnungen an der Brunnenstraße (heute: Holtenklinker Straße) wurde ausgeschrieben. Die Vergabe der Arbeiten erfolgte zügig (BZ vom 22. Januar), und Anfang Februar inserierte das Wohnungsamt, dass für diese Wohnungen Mieter gesucht würden (BZ vom 5. Februar), die allerdings mit Jahresmieten von 400 bis 450 Mark zu rechnen hätten. Am 20. August meldete die BZ, dass diese und weitere 12 Wohnungen fertiggestellt seien: das Wohnungsamt habe bereits die Mieter ausgewählt – natürlich primär aus den einheimischen „Wohnungsberechtigten“, Auswärtige hatten nur eine Chance, wenn ihre bisherige Wohnung mit einem Bergedorfer belegt werden konnte (Anzeige des Wohnungsamts in der BZ vom 26. Januar; siehe auch den Beitrag zur Wohnungsmangelverwaltung).

Es ging also 1925 voran mit der Schaffung neuen Wohnraums – die Zahlen des Wohnungsbaus 1924 wurden schnell übertroffen. Es wurde solide gebaut: die Häuser stehen noch heute, und sie stehen unter Denkmalschutz.

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Die Roller-Plage vor hundert Jahren

Bergedorfer Zeitung, 29. Dezember 1924

Ob Tret-Roller damals oder E-Scooter heute: nicht von allen wurden bzw. werden sie geliebt. Das ungeordnete Herumliegen dieser Art von Zweirädern dürfte 1924 der Ausnahmefall gewesen sein – dafür entwickelten sie offenbar sehr viel mehr Geräusche: Holzreifen, eventuell mit metallener Lauffläche, sorgten für „nervenzerrüttendes Rasseln“, es gab angeblich massive Nutzungskonflikte zwischen Fußgängern und Rollerfahrern auf den Bürgersteigen; das Kopfsteinpflaster der Straßen war sicher nicht rollertauglich.

So appellierte die BZ an die Eltern, den Kindern Störungen zu verbieten, auch sollte sich die Polizei dem „verkehrsstörenden Treiben“ widmen und „die dabei betroffenen Kinder zur Anzeige bringen.“

Ob die Probleme mit den Rollern wirklich so gravierend waren, ist zu bezweifeln: für den Suchbegriff „Roller“ wurden in den Jahren 1925 und 1926 kaum Treffer in der Bergedorfer Zeitung verzeichnet (Volltextsuche (OCR) über das Portal Hamburger Zeitungen Digital): keine Leserbeschwerden im „Sprechsaal“, keine Unfallmeldungen, keine Gerichtsverfahren. Immerhin wurde gemeldet, dass Ratzeburg ein Rollerverbot auf Bürgersteigen erließ, von dem Roller mit Gummireifen ausgenommen waren („nachahmenswert“, BZ vom 28. Mai 1925). Nur BZ-Redakteur Lotz echauffierte sich in seiner Wochenkolumne: „Für den kleinen Fritz mag so ein sausendes Gefährt ja den Gipfel der Wonne bedeuten, für mich ist es ein Trommelfell und Extremitäten gefährdendes höchst überflüssiges Möbel“ (BZ vom 13. Juni 1925).

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist der sogenannte „Krupp-Roller“, ein Lizenzbau des US-amerikanischen „Autoped“, die man als frühe Motorroller bezeichnen kann. Sie verschwanden aber nach kurzer Zeit wieder vom Markt; für Bergedorf sind sie nicht nachgewiesen.

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Der Rundfunk und seine Sendepausen

„Die Norag“ Nr. 3 vom 30. Mai 1924, Titelseite

Bergedorfer Zeitung, 29. Dezember 1924

Die Zahl der Rundfunkteilnehmer war 1924 geradezu explodiert auf knapp eine halbe Million, die „Schwarzhörer“ nicht mitgerechnet. „Die Sendestellen vermehrten sich auf 11“, schrieb die BZ, doch dann listete sie (ohne den Sender Bergedorf) 12 Standorte auf – da hatte wohl jemand das Nachzählen vergessen.

Die Nordische Rundfunk AG (Norag) mit dem Hauptsender Hamburg und den Nebensendern Bremen und Hannover brachte sogar eine eigene Wochenzeitung „Die Norag.  Deutsche illustr. Rundspruch-Zeitung für Handel, Industrie und Wissenschaft. – Kunst und Unterhaltung. Mit dem Programm des Hamburger Senders …“ heraus. Das Blatt enthielt deutlich mehr als eine Auflistung der Sendungen, nämlich unterhaltende und informative Texte, die auch in andere Zeitungen gepasst hätten, z.B. eine sechsteilige Serie von Alice Fliegel-Bodenstedt, „Pieter Nagels sechs Geschichten“, Erklärtexte zu Opern (im Rahmen des Schulfunks), Texte über Musik und Landwirtschaft. Es gab ferner einen Hinweis auf ein Radio-Preisrätsel (Identifizierung von Hafengeräuschen; Hauptpreise: Detektorradios).

Das abgedruckte Programm ließ aber eines vermissen: Angaben über die jeweilige Dauer von Sendungen, und es wäre ein Fehler zu glauben, dass durchgehend gesendet wurde. Aus einem Pressebericht kann man folgern, dass es sehr lange Sendepausen gab, denn es wurden Versuche mit einem „Pausenzeichen“ angekündigt, nur für „kurze Pausen von nicht über 10 Minuten Dauer …, bei denen der Sender sowieso eingeschaltet bleibt.“ (Hamburger Echo vom 10. Januar 1925) Es muss also auch längere Pausen gegeben haben.

Anmerkung: Die Zeitung liegt als Mikrofilm der Ausgabe Kiel in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg.

 

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