Hilfe und Selbsthilfe für die Hilfsschule

Bergedorfer Zeitung, 6. Mai 1925

Die Lehrer der Bergedorfer Hilfsschule wollten sich nicht auf das Erteilen von Unterricht beschränken: sie planten für die Schülerinnen und Schüler einen Aufenthalt in einem Ferienheim. Dafür brauchten sie Geld, denn viele Familien konnten auch ohne Zusatzausgaben kaum über die Runden kommen. Also organisierten sie zusammen mit dem Elternrat einen „Niederdeutschen Abend“ in der Aula der Luisenschule, und der mehrere hundert Personen fassende Saal war gut gefüllt, wie man aus der Höhe der Einnahmen schließen kann.

Der Abend war von Professor Oskar Schwindrazheim geprägt: er stellte Bilder aus, Vertonungen seiner Gedichte wurden gesungen, und er selbst trug aus seinen Dichtungen vor, unter anderem zu „Aanten“ (Enten), „Lünken“ (Sperlinge, Spatzen), Adebors (Weißstörche) und „Kälwei“. Die Bedeutung von „Kälwei“ ist aber unklar, die einschlägigen Lexika der niederdeutschen Sprache führen nicht zu einem Ergebnis, auch nicht Schreibvarianten, wenn auch in der ersten Silbe das Wort „Kalf“ (Kalb) stecken mag. Nun ja, bei einem „poetischen Märchenzauber“, der die Zuhörer in den Bann zog, war und ist so ein Fragezeichen wohl ohne Belang.

Das Selma-Anna- und Otto-Heim der Julius und Betty Rée-Stiftung

Einen Bericht über die Ferienaktion suchte man in der BZ vergebens – eventuell verbrachte man die Zeit im oder beim Selma-Anna- und Otto-Heim auf dem Gojenberg. Über das Heim und seine Nutzungen berichtete die Bergedorfer Zeitung ausführlich am 24. September 1938 (S. 7): „1912 wurde es als eine Privatstiftung gegründet“. Der Name der Stifterin und ihrer Stiftung wurde dabei bewusst unterschlagen: es war die „Julius und Betty Rée-Stiftung“, und Familie Rée war jüdisch.

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