Frühbaden und/oder Bretterwand?

Bergedorfer Zeitung, 10. April 1920

Bergedorfer Zeitung, 14. April 1920

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Konflikt um die Badeordnung (siehe den Beitrag Gleiches Baderecht für Frauen!) wurde 1920 wieder aufgenommen, diesmal von der Leserbrief-Schreiberin Paula Gradert, die für die berufstätigen Mädchen eine Frühbadezeit ab 7:30 Uhr forderte. Unterstützung erhielt sie von „M. E.“: die Frauenbadezeit erst ab 10 Uhr mache es den „Haustöchtern“ unmöglich, das Essen für die Familie pünktlich auf den Tisch zu bringen (BZ vom 14. April).

An der Geschlechtertrennung durch separate Zeiten für Männlein und Weiblein in der städtischen Badeanstalt wollten beide im Grundsatz also festhalten, aber Paula Gradert machte einen Vorschlag, der paralleles Baden ermöglichen würde: die gesamte Anlage müsse durch einen (vermutlich hohen) Bretterzaun geteilt werden, und auf der „freien Bille“ könnten dann beide Geschlechter gemeinsam schwimmen.

Doch weder die eine noch die andere Lösung wurde verwirklicht, die Männer und Knaben bekamen weiterhin mehr Wasserzeit zugewiesen als die Frauen und Mädchen, nämlich 46 gegenüber 37 ½ Stunden pro Woche (BZ vom 4. Mai 1920; siehe auch den Beitrag Die Badesaison eröffnet).

Geschlechterübergreifendes Schwimmen in Bergedorf gab es dennoch: der Bergedorfer Schwimm-Club von 1911 hatte im Vorjahr eine Damen-Abteilung gegründet, und an zwei Abenden pro Woche gab es gemeinsame Übungsstunden für Herren und Damen (BZ vom 14. Mai 1920). Ob das den exorbitanten Zuwachs von 54 Mitgliedern Anfang 1919 (BZ vom 8. Januar) auf 536 im Sommer 1920 (BZ vom 20. Juli) erklärt?

 

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