Allein in Preußen waren zwischen 1904 und 1924 über 63.000 Menschen ertrunken, fast 39 % davon waren Kinder – eine erschreckende Zahl. Auch aus dem Gebiet der Landherrrenschaft Bergedorf meldete die BZ jedes Jahr mehrere Fälle, die wenigsten aus Bergedorf (Bille bzw. Schleusengraben), die meisten aus Geesthacht (Elbe), und 1925 ertranken dort wieder Menschen. Das Baden in der Elbe war (und ist) gefährlich: im Sommer 1925 gab es mehrere Fälle des Ertrinkens, sogar von geübten Schwimmern, denn die Strömung und die Strudel an den Buhnenköpfen waren nicht nur für Nichtschwimmer gefährlich (BZ vom 23. Mai, 10. und 12. Juni sowie 8., 21., 29. und 30. Juli 1925).
Die am Schluss des Artikels erhobene Forderung nach Schwimmunterricht in den Schulen und „Rettungswachdiensten an allen gefährdeten (sic!) Stellen“ war berechtigt, es bestand dringender Handlungsbedarf – allerdings stand Schulschwimmen in Hamburg schon seit 1890 im Lehrplan, wie Ingeburg Zeidler schreibt; zum Leidwesen der Behörde fand mangels geprüfter Schwimmlehrer der Unterricht aber nicht an allen Schulen statt (BZ vom 12. September 1925).
„Badeplätze unter fachkundiger Leitung“, die der Journalist ja ebenfalls forderte, waren jedenfalls in den Badeanstalten Bergedorfs und Sandes an der Bille vorhanden. Die Bekanntmachung der Badezeiten für beide Bäder zeigt, dass für schulischen Schwimmunterricht täglich Zeit zur Verfügung stand.
Endlich war in Bergedorf auch die Gleichstellung von Männern und Frauen in Sachen Badezeiten erreicht; die frühere Bevorzugung der männlichen Badenden war beseitigt und es gab erhebliche Zeiten des gemeinsamen Badens von Männlein und Weiblein, ebenso in Sande, wo Frauen sogar mehr Zeit als den Männern eingeräumt wurde.
Eine Gastautorin der BZ betonte in einem Artikel den „Wert des Schwimmens für die Frau“ (BZ vom 12. Juni 1925): „Im Wasser ist alles frohgemut und unbeschwert …. viele sonst untätige Muskeln müssen arbeiten …. Dazu ist die Lage beim Schwimmen, emporgerichteter Kopf, gestreckter Rücken und vorgewölbte Brust eine Haltungsübung ersten Ranges. …. Auch der persönliche Mut wird gefördert und durch das Schwimmen Selbstvertrauen, Selbstbeherrschung, Geistesgegenwart, Kraftgefühl und erhöhte Lebenslust geweckt.“
Bei manchen Männern schien das Schwimmen eher die Selbstüberschätzung zu wecken: die 1925 im Raum Bergedorf Ertrunkenen waren mit einer Ausnahme männlich.