Die Hundesperre

Bergedorfer Zeitung, 24. Januar 1924

Bergedorfer Zeitung, 24. Januar 1924

Die Landherrenschaften Bergedorf und Marschlande reagierten sehr schnell: sie verhängten eine Hundesperre kurz nachdem eine Frau in Ochsenwärder von einem tollwütigen Hund gebissen worden war. Man kann nur hoffen, dass die Frau rechtzeitig in Berlin ankam, um dort mit dem Pasteurschen Serum im Robert-Koch-Institut geimpft zu werden – sonst wäre sie mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Infektion mit dem Virus gestorben. (Zur Tollwut siehe z.B. die FAQ-Liste des Robert-Koch-Instituts.)

Bergedorfer Zeitung, 24. Januar 1924

Um die Ausbreitung der Krankheit zu unterbinden, ordneten die Landherrenschaften gemäß § 40 des Viehseuchengesetzes laut Bekanntmachung die Einsperrung aller Hunde im Gebiet an – im redaktionellen Teil klang es etwas anders: alle Hunde mussten „festgelegt“ werden, also eingesperrt oder angekettet. Wenn Hunde einen Maulkorb trugen, durften sie an der Leine geführt bzw. weiter als Ziehhund eingesetzt werden. Umherstreifende Hunde sollten durch die Polizei erschossen werden.

Bergedorfer Zeitung, 2. Februar 1924

Die Tollwut nahm größere Ausmaße an und bewegte sich von Osten kommend Richtung Hamburg: die erste Meldung dazu kam aus Worth, die nächste aus Geesthacht (BZ vom 8. und 18. Januar), dann Bergedorf mit den Marschdörfern (s.o.) und der Amtsbezirk Sande (BZ vom 2. Februar), die Stadt Hamburg selbst bekam die Hundesperre am 23. Februar (BZ vom 22. Mai).

Immer wieder wurde gemahnt (z.B. durch den Landestierarzt, BZ vom 8. Februar) und auf die Strafen hingewiesen (Tötung des Hundes und Zahlung von 100 Goldmark, BZ vom 2. Februar), aber die Verstöße hörten nicht auf, obwohl sich der Hamburger Tierschutzverein vehement für die behördlichen Anordnungen aussprach: „Je strenger die veterinärpolizeilichen Maßnahmen durchgeführt werden, desto aussichtsreicher ist die Bekämpfung der Krankheit.“ (BZ vom 7. April) Da das aber nicht von allen eingesehen wurde, gab es immer wieder Meldungen über Vorkommnisse: allein im Raum Bergedorf/Curslack wurden im März vier Personen von tollwütigen Hunden gebissen (BZ vom 24. März).

Immerhin: Menschen, die von tollwutverdächtigen Hunden gebissen wurden, brauchten zur Impfung bald nicht mehr nach Berlin ins Robert-Koch-Institut zu fahren – im Allgemeinen Krankenhaus Barmbek wurde eine Impfmöglichkeit geschaffen (BZ vom 1. März), und dort wurden binnen vierzehn Tagen 24 vermutlich lebensrettende Impfungen verabreicht (BZ vom 24. März).

 

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