Die Hilfsschule – mit stark familiärem Einschlag

Bergedorfer Zeitung, 13. April 1921

Jahrelang war in der BZ nichts über die Bergedorfer Hilfsschule zu lesen gewesen. Es gab sie aber, und sie hatte ein pädagogisches Konzept, das sich von dem anderer Schularten deutlich unterschied.

Schon im Frühsommer 1914 hatte es einen Bericht zur „geplanten“ Hilfsschule gegeben (siehe den Beitrag zu Bergedorfs Schulen), und es schien, als ob die Eröffnung kurz bevorstünde – wie man aus dem nebenstehenden Artikel erfährt, war der Start aber erst im Herbst 1918 erfolgt. Gründe für die Verzögerung wurden nicht angegeben, und da die Eröffnung noch vor Kriegsende erfolgte, kann der Krieg mit seinen Auswirkungen auf Bergedorf nicht der einzige Grund gewesen sein.

Aus heutiger Sicht mag man Hilfs- oder Sonderschulen ablehnen und das Konzept der schulischen Inklusion befürworten, aber die Volksschulpädagogik vor hundert Jahren war von Integration und Inklusion weit entfernt, was angesichts von Klassen mit 40 Schülern (siehe den Beitrag zu Bergedorfs Schulentwicklung) nicht überraschen kann. Angesichts der Sitzenbleiber-Quoten der Volksschulen war das Ziel, „an sich hilflose Kinder sich selbst helfen“ zu lehren, sicher ein Fortschritt, wozu auch der „stark familiäre Einschlag“ einer kleinen Schule mit klein(er)en Klassen und mit hoffentlich mehr Verständnis für die Kinder beitragen sollte.

Um solche Kinder, die die Regelschule hatte scheitern lassen, wollte sich in Bergedorf neben der Hilfsschule auch die „Heimschule“ kümmern, die im Beitrag über die Schule ohne Schule vorgestellt wurde und die praktische Tätigkeit der Kinder klar in den Vordergrund stellte, während die Hilfsschule den „Werkunterricht“ neben die Unterrichtsfächer Lesen, Schreiben und Rechnen stellte.

BZ, 26. April 1921

Sowohl der Artikel oben als auch der von 1914 ist mit „M.“ gezeichnet – es dürfte Hans Mathiessen, Lehrer an der Hilfsschule, gewesen sein.

 

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