Die ungeliebte Fortbildungsschule

Bergedorfer Zeitung, 2. Dezember 1924

Die 1919 eingeführte Fortbildungsschulpflicht stieß in den Dörfern um Bergedorf weiterhin auf verbreitete Ablehnung bis hin zum Boykott. Die Curslacker Gemeindevertretung zum Beispiel hielt „die Wiedereinführung des Fortbildungsschulunterrichts in der bisherigen Weise … für völlig zwecklos“ (BZ vom 30. September 1924): Verstöße gegen die Schulpflicht konnten nicht sanktioniert werden, und der Unterricht wurde von den Dorfschullehrern erteilt, nicht von Fachlehrern, brachte den Jugendlichen und den Betrieben also keinen fachlichen Nutzen.

Nun sollte ein neuer Versuch gestartet werden, mit reduzierter Stundentafel, zunächst beschränkt auf einen Schülerjahrgang, nur in den Wintermonaten, erteilt durch „führende Praktiker“ im Obst- und Gemüsebau, die als hauptamtliche Kräfte allerdings „Wanderunterricht“ geben sollten, also von Schule zu Schule wandern – mit einem solchen System habe man bei der weiblichen Jugend im Koch- und Nähunterricht gute Erfahrungen gemacht.

Die Einführung des neuen Modells in modifizierter Form ging in den Vierlanden schneller voran als in den Marschlanden, und statt zahlreicher „einklassiger und einstufiger Zwergschulen“ sollte es wenige größere Fachschulen geben, auch für den Hauswirtschafts- und Kochunterricht der Mädchen (BZ vom 19. September und 7. Dezember 1925).

Im städtischen Bereich war die Lage etwas anders: dort forderte die Wirtschaftliche Vereinigung, also der örtliche Arbeitgeberverband, den Fortbildungsunterricht außerhalb der Arbeitszeit zu ermöglichen (BZ vom 26. Juni 1924), also abends und/oder sonntags. Dazu kam es aber nicht.

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Die Promi-Hochzeit in Sande

Bergedorfer Zeitung, 5. April 1924

Wahrscheinlich war die Schauspielerin Fern Andra bekannter als ihr Bräutigam, der Profi-Boxer Kurt Prenzel – auch in Sande, obwohl Prenzel von dort stammte. „Viele Schaulustige“ hatten sich beim Sander Standesamt eingefunden, um sie oder ihn oder beide zu sehen, aber ein Medienereignis war es nicht: das Hamburger Fremdenblatt vom 7. April meldete in knappen Worten die Eheschließung und beförderte Prenzel dabei zu einem „Hamburger Jung“; ähnlich wortarm am selben Tage die Wilhelmsburger Zeitung, die Prenzel zum Mittelgewichtsringer machte (beide Blätter im Portal Hamburger Zeitungen Digital). Die anderen Hamburger Zeitungen übergingen das Event.

1925 übernahm Prenzel eine größere Rolle im Film „und es lockt ein Ruf aus sündiger Welt“ (Hauptrolle: Fern Andra) – das reicht eigentlich nicht, ihn als neuen Filmstar zu bezeichnen (so aber Helen Barr), denn weitere große Rollen konnten nicht nachgewiesen werden. Auch in seinem eigentlichen Beruf des Preisboxers lief nicht alles wie gewünscht: 1925 wollte er seine Frau vor einem tollwütigen Hund beschützen, wurde dabei selbst gebissen und lange außer Gefecht gesetzt, wie es auf einer Seite der Hoosier State Chronicles heißt (u.a. dort auch Fotos).

Lange bestand die Ehe nicht: 1927 meldete die Magdeburger Volksstimme, dass Prenzel wegen „ehewidrigen Verhaltens“ Andras (die dieses bestritt) die Scheidung einreichte. Der geschiedene Prenzel kehrte nicht nach Sande zurück: er emigrierte in die USA und boxte weiter, wie man auf einer Liste seiner Kämpfe sieht.

 

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Lyrische Blüten aus Bergedorf

Über die Jahre hin hatte die BZ Gedichte von „Felicitas“ veröffentlicht, u.a. „Sehnsucht“ und „Heimatglockenklang“ (BZ vom 12. Juli und 7. August 1923) – das Pseudonym, das auf eine Dichterin hindeutete, wurde 1924 gelüftet: Felicitas war der in Bergedorf am Reinbeker Weg wohnende siebzigjährige Hamburger Kaufmann Hinrich Schnitger.

Bergedorfer Zeitung, 29. Januar 1924

Bergedorfer Zeitung, 28. Februar 1924 – weitere Gedichte Schnitgers in der BZ vom 28. Juni, 12. Juli und 17. September 1924

Mit dem Verkaufserlös seines Buches wollte Schnitger „die Not der armen Kinder Bergedorfs“ lindern, und obwohl der Preis mit 10 Mark nicht gering war, ging der Verkauf flott: schon Ende März waren 43 von 50 Exemplaren verkauft, und Pastor Behrmann quittierte den entsprechenden Spendeneingang (BZ vom 15. Januar, 14. und 25. März 1924). Schnitger finanzierte übrigens die Herstellung des Buches (bei Konrad Hanf in Hamburg) komplett aus eigener Tasche.

Schnitger fand offenbar Gefallen an Dichtung und Publikation, denn insgesamt erschienen vier Bände seiner „Blumen vom Lebenswege“ – der erste Band ist in Hamburg nur in der Bibliothek des Museums für Bergedorf und die Vierlande vorhanden.

Bergedorfer Zeitung, 17. Dezember 1924

Noch ein weiterer Bergedorfer publizierte 1924 eigene Gedichte: Alfred Staningk, laut Adressbuch Lehrer von Beruf, wohnhaft Brauerstraße. Sein „Weg zur Freude“ erschien sogar im Bergedorfer Schafferverlag Carl Weißleder (Weißleder hatte offenbar sein Geschäftsfeld (Hypnotismus und dergleichen) erweitert und verlegte jetzt auch Bücher aus diesem Bereich). Ein Gedicht Staningks druckte die BZ nicht, aber doch eine Leseempfehlung in der Rubrik Literarisches: „Das Buch eines Ringenden, der durch Leid und Verzagtheit den Weg zu sonnigen Höhen gefunden hat.“

Unter den weiteren BZ-Hinweisen auf „Literarisches“ findet man z.B. Plattdeutsches von Otto Garber und Paul Wriede (BZ vom 18. und 11. Oktober), historisierende Hamburg-Romane (BZ vom 28. November und 9. Dezember) oder Heimatführer (BZ vom 15. Juli und 8. Dezember). Literaturfreunde konnten sich mit den Fortsetzungsromanen in der Zeitung (z.B. Johann Brüdt, Der lateinische Bauer) zerstreuen, doch Freunde der literarischen Avantgarde wurden in der BZ nicht fündig.

 

 

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Der Bürgerschaftswahlkampf 1924

Bergedorfer Zeitung, 16. Oktober 1924 (Schluss eines Berichts über eine SPD-Versammlung)

Der Bürgerschaftswahlkampf im Oktober 1924 verlief in der Landherrenschaft Bergedorf wohl friedlich – anders als bei den vorangegangenen Wahlen zur Bürgervertretung im Februar und zum Reichstag im April desselben Jahres. Zwar ist die BZ der letzten dreizehn Oktobertage (und fast des ganzen Novembers) 1924 nicht erhalten geblieben, aber die durchgesehenen Hamburger Tageszeitungen (Hamburger Fremdenblatt, Hamburgischer Correspondent, Hamburger Volkszeitung, alle im Portal Hamburger Zeitungen Digital) aus diesem Zeitraum schrieben in ihren Berichten aus Bergedorf nichts über besondere Vorkommnisse.

Bergedorfer Zeitung, 16. Oktober 1924 (Schluss eines Berichts über eine DNVP-Versammlung)

Zwei Ereignisse sind aber einer Erwähnung wert: laut Hamburger Echo hatte die DNVP in der BZ eine Anzeige geschaltet, die Reichsbanner-Angehörige „wegen Veranstaltungsstörung“ explizit von ihren Versammlungen ausschloss – doch hiervon distanzierten sich die Bergedorfer Deutschnationalen: an ihrem Abend im Colosseum nahmen auch Reichsbannerleute teil, und alles verlief ruhig und in geordneten Bahnen (Hamburger Echo vom 25. Oktober). Über gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen SPD-Reichsbanner-Gruppen und KPD-Plakatklebern in der Nacht vor der Wahl in „allen Stadtteilen“ berichtete exklusiv die Hamburger Volkszeitung (27. Oktober), die sich ansonsten mehrfach über geringe Beteiligung an Veranstaltungen anderer Parteien mokierte (20. und 21. Oktober).

Bergedorfer Zeitung, 16. Oktober 1924 (Schluss eines Berichts über eine DNVP-Versammlung)

Nahezu jede Wahlveranstaltung im Raum Bergedorf war auch von politischen Gegnern besucht, die oft selbst Kandidaten waren, „den anderen“ nicht das politische Feld überlassen wollten und/oder darauf hofften, in der Diskussion unentschlossene Wählerinnen und Wähler überzeugen zu können. Die Motive im einzelnen lassen sich nicht ergründen: an einer Veranstaltung des „Völkisch-Sozialen Blocks“ nahmen SPD- wie KPD-Anhänger teil – man beschimpfte sich gegenseitig, aber es blieb alles friedlich (Hamburger Echo vom 24. Oktober).

Bergedorfer Zeitung, 16. Oktober 1924 (Schluss eines Berichts über eine DNVP-Versammlung)

Für die Kandidaten bedeutete diese Art der Wahlkampfführung, dass sie sich mal in diesem, mal in jenem Lokal trafen, mal war der eine Veranstalter und Redner, der andere Diskutant, mal umgekehrt. Einmalig war wohl (durch einen Fehler des Wirts) die „Doppelvermietung“ eines Saals in Kirchwärder-Seefeld an DVP und DNVP, doch auch hier blieb ein Konflikt aus: „Auf dem Wege gütlicher Verständigung gingen beide Versammlungen ineinander über“ (BZ vom 14. Oktober), was auch den erschienenen Gegnern lange Wege ersparte.

Die Wahlergebnisse sind online einzusehen in den Statistischen Mitteilungen über den hamburgischen Staat Nr. 15.

 

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Wulstreifen und Langsamradeln

Bergedorfer Zeitung, 18. Oktober 1924

Bergedorfs führender Fahrradverein, der national und international erfolgreiche RV Sport, wird wohl die Nase gerümpft oder zumindest herablassend milde gelächelt haben über die Vereinsmeisterschaft des Curslacker Radfahrervereins von 1895.

Beim Rennen der Männer über 12,3 km erfolgte der Start zeitlich gestaffelt, je nach Art der Bereifung. Der objektiv schnellste Fahrer muss B. Wobbe gewesen sein, der in Gruppe zwei oder drei (Draht- bzw. Schlauchreifen) gestartet war und den Sieger A. Buhk (Wulstreifen) fast eingeholt hätte. In welchem Ausmaß die Platzierungen vom Reifen- und Fahrradmaterial beeinflusst waren, weiß man nicht. Wobbe wird jedenfalls nicht glücklich darüber gewesen sein, dass er trotz der schnellsten Zeit sich nicht mit dem Meistertitel schmücken durfte.

Die Männer absolvierten ihr Rennen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 32 km/h – die Siegerin des Damenrennens kam nur auf ca. 1,65 km/h – die elf anderen Damen waren schneller, aber Ziel des Wettbewerbs war das Langsamfahren, bei dem der Boden nicht mit dem Fuß berührt werden durfte – und einhundert Meter per Fahrrad in über dreieinhalb Minuten zu radeln dürfte nicht einfach gewesen sein.

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Vom Tretrad zur motorisierten Streife – die Polizei wird moderner

Bergedorfer Zeitung, 15. Oktober 1924

Die Beschwerden über den motorisierten Verkehr rissen nicht ab. Die Überschreitung der innerörtlichen Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h führte wiederholt zu schweren Unfällen; Lärm, Qualm und Gestank der Motorräder („Chausseeflöhe“, BZ vom 14. Juni 1924) nervten die Menschen – aber nun wollte die Polizei dagegen vorgehen, mit „weit höheren Strafen und Fahrscheinentziehung in größerem Umfang als bisher“, mit Motorrad- und Kraftwagenstreifen statt mit polizeilichem „Straßendienst zu Fuß oder auf dem Tretrad“.

Ob diese Kräfte auch in Bergedorf zum Einsatz kamen, war der BZ nicht zu entnehmen. Die Forderung des BZ-Redakteurs Hanns Lotz, das Maximaltempo in der Stadt zu halbieren (BZ vom 14. Juni 1924), wurde in einem Teilbereich umgesetzt: in dem ost-westlichen Hauptstraßenzug Holstenstraße – Große Straße – Sachsenstraße durfte ab Herbst sogar nur noch mit 12 km/h gefahren werden (BZ 27. Dezember 1924). Ob (und ggf. wie lange) dieses Tempolimit nach Ende von Pflasterungsarbeiten bestehen blieb, ist offen.

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Die Rolle rückwärts bei den Straßennamen

Bergedorfer Zeitung, 11. Oktober 1924

Meistens ist es lästig, wenn der Straßenname geändert wird: man muss Geschäftspartner, Freunde und Verwandte informieren, eventuell neue Visitenkarten und neues Briefpapier herstellen lassen, die Änderungen in amtliche Dokumente eintragen lassen – doch hier forderten „die Anlieger“ der betroffenen Straßen, eine gerade einmal zwei Jahre alte Änderung wieder zurückzunehmen: die „Bebelstraße“ sollte wieder zur „Bismarckstraße“ werden, die „Rathenaustraße“ wieder zur „Blücherstraße“ usw.

Die Gründe waren, wie die Eingabe zeigt, politischer Natur, genauso wie 1922 die Änderung aus politischen Gründen nach höchst kontroverser Debatte beschlossen worden war (siehe den Beitrag zum Streit um die Straßennamen). Die Wahlen zur Stadtvertretung im Frühjahr 1924 brachten dann eine knappe bürgerliche Mehrheit, und der „Bürgerbund“ nahm sich des Anliegens an.

Bergedorfer Zeitung, 10. Dezember 1924

Wie die Debatte in der Stadtvertretung verlief, ist nicht bekannt, da die Bergedorfer Zeitung vom 20. Oktober bis zum 25. November 1924 nicht erhalten geblieben ist – man wird aber davon ausgehen können, dass es keine wesentlich neuen Argumente gab und dass die Abstimmung wieder kontrovers verlief. Die offizielle Bekanntmachung vom Dezember zeigt, dass die Rolle rückwärts vollzogen wurde.

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„Stahlhelm“ vs. „Reichsbanner“

Bergedorfer Zeitung, 10. Oktober 1924

Schon an den Farben konnte man die politische Grundhaltung erkennen: im „Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten“ organisierte man sich „unter der schwarz-weiß-roten Fahne“, nun auch in einer Ortsgruppe Bergedorf-Sande, und wollte u.a. völkisches Gedankengut verbreiten, angeblich ohne sich einer bestimmten Partei zuzuordnen. Die Nähe zur DNVP und noch weiter rechts stehenden Verbänden und Parteien war aber unübersehbar.

 

Bergedorfer Zeitung, 6. September 1924

Ein anders ausgerichteter Zusammenschluss war das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer“ mit dem Ziel, Republik und Demokratie zu schützen. Getragen wurde der Verband von SPD, DDP und Zentrum. Die Gründungsgeschichte der Ortsgruppe Bergedorf-Sande ist etwas unübersichtlich: vermutlich war das örtliche Reichsbanner zunächst eine nur von der SPD getragene Einrichtung – es war jedenfalls schon aktiv, bevor Zentrum und DDP zur offiziellen Gründung aufriefen, die dann auch vollzogen wurde (BZ vom 29. September 1924).

Der Bergedorf-Sander Stahlhelm hielt sich mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen zurück: zwei Anzeigen luden zu Militärkonzerten (27. November und 17. Dezember 1924), was durchaus den Aktivitäten der bestehenden Militärvereine entsprach. Ob der Stahlhelm in den handfesten Auseinandersetzungen bei einer DNVP-Kundgebung zur Reichstagswahl eine Rolle spielte, kann nicht belegt werden – die BZ schrieb über handfeste Auseinandersetzungen „zwischen Reichsbannerleuten und Angehörigen des deutsch-nationalen Saalschutzes“ (BZ vom 5. Dezember). In einer offiziellen Stellungnahme des Reichsbanners wurde der Stahlhelm als Konfliktbeteiligter nicht erwähnt (BZ vom 6. Dezember).

Die politischen Gegensätze hatten sich also weiter verschärft – und Gewalt verdrängte zusehends Argumente, auch in Bergedorf.

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Der Schatz im Acker

Bergedorfer Zeitung, 6. Oktober 1924

Heutige Boulevardblätter und vergleichbare Medien hätten mehr daraus gemacht als die BZ vor 100 Jahren: Unfall? Selbsttötung? Mord?

War die Frau aus Neuengamme beim Wasserschöpfen in die Dove-Elbe gestürzt und dabei ertrunken? Oder war sie „ins Wasser gegangen“, hatte sich das Leben genommen? Oder hatte jemand sie ins Wasser gestoßen?

Jedenfalls war sie wohlhabend gewesen, was ja durchaus ein Mordmotiv sein kann – und sie muss um ihr Leben gefürchtet haben, denn sie hatte ihr Geld „sehr tief im Acker vergraben“ und auf einem zurückgelassenen Zettel vermerkt, dass eine Suche erfolglos bleiben würde. Wohin ihre nicht näher bezeichneten „Kostbarkeiten“ gerieten und welche Bedeutung dem verschwundenen Kommodenschlüssel zukam, war der BZ nicht zu entnehmen.

An der Schatzsuche beteiligten sich Berufene, vermutlich die Familie, und Unberufene, doch zu keinem der (möglichen) Aspekte des Themas gab es bis Jahresende 1924 weitere Meldungen. Die Fragen bleiben.

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Die Verlangsamung durch den Schnellverkehr

Bergedorfer Zeitung, 4. Oktober 1924

Für alle Telefongespräche in Bergedorf und von Bergedorf in die weite Welt galt weiterhin, dass sie von Hand vermittelt werden mussten – wer in einer der Spitzenzeiten telefonieren wollte, musste damit rechnen, dass es zu Wartezeiten kam: erst musste sich die Bergedorfer Vermittlung melden, dann benötigte sie eine freie Leitung in die Zielregion, dann musste die dortige Vermittlungsstelle den Anruf annehmen und den gewünschten Teilnehmer anrufen (sofern eine Leitung frei war), und dann musste der Bergedorfer Anrufer hoffen, dass sein Gesprächspartner den Anruf annahm.

Dieser Vorgang sollte nun beschleunigt werden – das Zauberwort hieß „Schnellverkehrsamt“, und nach der Mitteilung der Oberpostdirektion sollten Gespräche fortan ruckzuck, eben im Schnellverkehr, vermittelt werden.

Bergedorfer Zeitung, 4. Oktober 1924

Allerdings: was die Oberpostdirektion als Maßnahme zur Beschleunigung der Gesprächsherstellung einstufte, war in den Augen der Schriftleitung der BZ das genaue Gegenteil, denn es wurde ein weiterer Vermittlungsschritt hinzugefügt.

Einen Trost gab es allerdings ab Dezember 1924: die Gebühren wurden gesenkt, und zum 1. Februar 1925 wurde es noch einmal billiger – die Vieltelefonierer bekamen progressive Rabatte auf die Gesprächspreise (BZ vom 29. November und 19. Dezember 1924).

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