Ein „fesselnder neuer Roman“, Ort der Handlung die „hiesige Gegend“, ein „gehaltvolles Werk“ des „tiefschürfenden Heimatschriftstellers“ Johann Brüdt – die BZ war überzeugt, dass der Abdruck „das lebhafteste Interesse unserer Leserschaft“ hervorrufen würde.
In der Bergedorfer Zeitung war Brüdt, im Hauptberuf Rektor der Mädchenschule in Sande, bisher durch seine Gedichte in Erscheinung getreten; sein Roman Karsten Holm war von der BZ positiv rezensiert worden (siehe den Beitrag Zweimal „Literarisches“), und nun sollte, so die Ankündigung, Brüdts neuer Roman folgen.
Allerdings ließ sich wohl kein Verlag finden, der den Roman als eigenständiges Buch veröffentlichen wollte – jedenfalls ist unter diesem Titel keine Publikation Brüdts im Gemeinsamen Verbundkatalog von über 1.000 Bibliotheken zu finden.
Der Titel war aber zum Zeitpunkt der Brüdtschen Veröffentlichung 1923 schon lange belegt: ob Maximilian Schmidt (1832-1919) der Schöpfer war oder Berthold Auerbach (1812-1882), ließ sich nicht klären. Im späten 19. Jahrhundert fanden Anna Wohlgemuth und Adolf Pichler keinen schöneren Titel. Das Sujet reichte auch nach dem Zweiten Weltkrieg für weitere Schöpfungen von Siegmund Guggenberger und Josef Weingartner. Während all diese dem süddeutschen bzw. österreichischem Sprachraum zuzurechnen sind, ist Brüdt der einzige norddeutsche Verfasser eines lateinischen Bauern.
Wie viele BZ-Leser bis zur letzten der fünfzig Folgen am 21. Januar 1924 durchhielten, ist nicht bekannt.
Noch ein Hinweis für alle, die das Werk lesen wollen: die erste Folge findet man nicht in der digitalen Ausgabe vom 17. November, sondern fälschlicherweise in der BZ vom 16. November 1923, Seite 5, die auf den 17. November datiert ist. Vermutlich ist der Sortierfehler aus der gebundenen Papierausgabe übernommen.
Die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg wurde von einem aufmerksamen virtuellen Besucher darauf hingewiesen, dass Brüdts ‚Lateinischer Bauer‘ wohl doch als Buch veröffentlicht wurde: in Kürschners Literaturkalender 1925 wird der Roman mit der Angabe (19)24 als Jahr des Buchdrucks genannt.
Nach Ansicht des Blog-Autors bleiben aber Zweifel, denn in der BZ findet sich der Hinweis, dass die Publikation als eigenständiges Buch in einem Lübecker Verlag (erst) für 1925 vorgesehen war (BZ vom 3. Oktober 1924, Seite 2, Spalte 3); dementsprechend finden sich in der BZ von 1924 keine einschlägigen Hinweise, weder im redaktionellen noch im Anzeigenteil. Misstrauisch stimmt darüber hinaus, dass es im Bergedorfer Schlosskalender für 1926 (o.p., ca. S. 36) heißt, der Roman „wird in Buchform herauskommen“, ohne dass ein Datum genannt wird, und auch in den späteren Jahrgängen fehlt ein Hinweis auf eine passende Buchpublikation. Und nicht nur im o.g. Gemeinsamen Verbundkatalog taucht dieses Buch nicht auf, auch in Online-Antiquariaten ist es nicht zu finden – daher das vorläufige Fazit: das Buch ist im Ankündigungsmodus steckengeblieben und der Text kann nur in der BZ gelesen werden.
Danke für diese Ergänzung.
Der virtuelle Besucher.