Erziehungsprobleme gab es nach Kriegsende mehr als genug: oft jahrelang waren die Kinder ohne Vater gewesen, manche Väter waren gefallen oder in Gefangenschaft, von den Rückkehrern hatten viele körperliche oder psychische Schäden erlitten, hinzu kamen die Arbeitslosigkeit und die Sorge um die Zukunft, die auch die ebenfalls durch die Kriegsjahre stark belasteten Mütter betrafen. Ob die schulischen Maßnahmen wirken würden, musste sich erst noch zeigen, und so mag mancher, der sich nicht mehr zu helfen wusste, mit Interesse auf die Anzeige des Hypnotiseurs Weißleder geblickt haben. Seine Kunst allerdings war zumindest in Teilbereichen höchst zweifelhaft: der Magnetismus, auch Mesmerismus genannt, wurde schon im 18. Jahrhundert als „wissenschaftlich unhaltbar“ bezeichnet, was an der Beliebtheit der Methode wenig änderte.
Die Zielgruppe Eltern hatte Weißleder allerdings erst entdeckt, nachdem sein erstes Kursangebot wohl nur auf geringe Resonanz gestoßen war: hatte er in seiner ersten Anzeigenserie auf „Nervöse und Strebende“ gezielt, denen er „Wege zum Erfolg“ (z.B. BZ vom 27. März) aufzeigen wollte, und noch am Tage des ursprünglich vorgesehenen Kursbeginns am 3. April um Teilnehmer geworben, so nahm er nun Eltern und Erzieher in den Fokus.
Wie viele er letztlich fand ist offen – jedenfalls blieb er im Geschäft und suchte medial veranlagte Personen für hypnotische Experimente, zumindest in der Anzeige etwas zurückhaltender formulierend als der Geesthachter C. Bockwoldt, der seine hypnotischen Dienste ebenfalls offerierte, sie aber wohl nicht als Mittel der Kindererziehung einsetzen wollte.