Wulstreifen und Langsamradeln

Bergedorfer Zeitung, 18. Oktober 1924

Bergedorfs führender Fahrradverein, der national und international erfolgreiche RV Sport, wird wohl die Nase gerümpft oder zumindest herablassend milde gelächelt haben über die Vereinsmeisterschaft des Curslacker Radfahrervereins von 1895.

Beim Rennen der Männer über 12,3 km erfolgte der Start zeitlich gestaffelt, je nach Art der Bereifung. Der objektiv schnellste Fahrer muss B. Wobbe gewesen sein, der in Gruppe zwei oder drei (Draht- bzw. Schlauchreifen) gestartet war und den Sieger A. Buhk (Wulstreifen) fast eingeholt hätte. In welchem Ausmaß die Platzierungen vom Reifen- und Fahrradmaterial beeinflusst waren, weiß man nicht. Wobbe wird jedenfalls nicht glücklich darüber gewesen sein, dass er trotz der schnellsten Zeit sich nicht mit dem Meistertitel schmücken durfte.

Die Männer absolvierten ihr Rennen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 32 km/h – die Siegerin des Damenrennens kam nur auf ca. 1,65 km/h – die elf anderen Damen waren schneller, aber Ziel des Wettbewerbs war das Langsamfahren, bei dem der Boden nicht mit dem Fuß berührt werden durfte – und einhundert Meter per Fahrrad in über dreieinhalb Minuten zu radeln dürfte nicht einfach gewesen sein.

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