Herbstwetter im August

BZ, 22. August 1924

Bergedorfer Zeitung, 23. August 1924

Das Wetter in der zweiten Augusthälfte 1924 war offenbar richtig schlecht: In der Annonce des Sander Textilhauses von Wilhelm Wittenburg ging es ausschließlich um Wetterschutz-kleidung, und BZ-Redakteur Hanns Lotz schrieb gar blumig von einem „Probegastspiel des Herbstes“ – bei so einer Witterung auf der offenen Ladefläche eines Ausflugs-Lastwagens zu sitzen, war sicher kein Vergnügen. Aber eine Persenning hätte die Aussicht genommen und wäre so wohl mit dem Zweck der Fahrt nicht ideal zu vereinbaren gewesen. Ein Regenschirm hätte vielleicht dem Fahrtwind nicht standgehalten, und ein Regenmantel hätte nasse Beine oder Beinkleider zur Folge gehabt. Alles nicht optimal.

Bergedorfer Zeitung, 1. August 1924

BZ, 20. August 1924

Immerhin: Regenmäntel wurden in Bergedorf hergestellt, in der Bergedorfer Regenmantelfabrik in der Wentorfer Straße, mal mit, meist ohne Radium. Solche Gummimäntel waren nicht genäht, sondern verklebt – wenn das richtig gemacht war, konnte kein Wasser durchdringen (andererseits war das Kleidungsstück nicht besonders atmungsaktiv). Und wenn der Mantel ein Loch hatte, konnte man ihn zu Schröder in die Hassestraße bringen, der reparierte und reinigte.

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Der Gurkendieb

Bergedorfer Zeitung, 21. August 1924

BZ, 21. August 1924

Im Kirchwärder Ortsteil Sande (zwischen Zollenspieker und Howe) gab es wieder vermehrt Diebstähle von Gartenbau-erzeugnissen, sogar von „in Körben verpackten marktfertigen Waren“, die hinter den Häusern bzw. aus den Schuppen „wegstibitzt“ wurden. Über einen solchen Diebstahl erfuhren die BZ-Leserinnen und -Leser wohl aus zwei Gründen Näheres: man kannte Gustav Graveley, den Bestohlenen, als plattdeutschen Heimatdichter, und er setzte eine Annonce in die Zeitung, in der er den Gurkendieb aufforderte, zumindest die gestohlene Schiebkarre und die entwendeten Kiepen zurückzugeben – nach alter Vierländer Übung waren diese „gezeichnet“, d.h. mit den Initialen des Eigentümers versehen, so dass ein anderer sie nicht im Lichte der Öffentlichkeit nutzen konnte.

BZ, 26. August 1924

Graveleys nächstes Inserat verkündete einen Teilerfolg: die Karre war gefunden worden, aber: „Wo bleiben die Kiepen?“ Vielleicht zeigte der Dieb ein wenig Reue – aber wahrscheinlicher war es wohl, dass die acht Kiepen mit Gurken per Karre zu einem Boot geschoben worden waren: die Gurken kamen aus verladungspraktischen Gründen mit ihren Kiepen an Bord, die Karre in ein nahegelegenes Gebüsch, und die Kiepen wurden letztlich „entsorgt“.

Bergedorfer Zeitung, 29. August 1924

Man war misstrauisch geworden in Vierlanden, und als drei Männer spätabends unter freiem Himmel in einer Erdsenke schlafend bemerkt wurden, wurde ein „ansehnlicher Trupp“ von Einheimischen mobilisiert, die die Schläfer mit Ohrfeigen und mit anderen rüden Mitteln aus dem Schlaf rissen, nur um festzustellen, dass die drei „ehr- und tugendsame Einwohner des Ortes“ waren, mit denen man dann ein feuchtfröhliches Friedensfest beging. (Ob der Vorfall sich am Kirchenheerweg in Kirchwärder oder am Neuengammer bzw. Curslacker Heerweg ereignete, ist nicht überliefert.)

Bergedorfer Zeitung, 17. September 1924

Einen Schritt weiter auf der Suche nach den Dieben kam man einige Wochen später wiederum in Kirchwärder-Sande. Die Spur führte laut BZ zum „überelbeschen“ Hoopte, doch die im Bericht genannten „eifrigen Bemühungen der Polizei“ blieben erfolglos – zumindest gab es keine Erfolgsmeldungen.

Ein (sehr schwacher) Trost blieb den Vierländern: ihre Tomaten, Gurken etc. waren frisch und von guter Qualität – sonst wären sie nicht geklaut worden.

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„Der Kreis“ und seine Probleme

Bergedorfer Zeitung, 14. August 1924

Wie sich herausstellen sollte, lief nicht alles rund bei dem „Kreis“, der Bergedorf mit guten Theateraufführungen neuerer und neuester dramatischer Literatur versorgen wollte.

In der BZ war „Der Kreis – Deutsche Kleinkunst“ erstmals im Frühjahr aufgetaucht, als der „vierte Abend“ des Vereins in Hitschers Gesellschaftshaus angekündigt wurde, mit der Spielfolge: Hans Sachs: Die Rockenstube – Der dumme Baumann – Boßdorf: Schattenspeel. (Eine Aufführungskritik war nicht in der BZ zu finden.) Generell ging es dem „Kreis“ laut redaktionellem Werbetext um „die Notwendigkeit eines neuen gesunden Volksbewußtseins im Sinne einer Rückkehr zu den Quellen, aus denen der uns angeborene Geist unerschöpflich Kraft und Heiterkeit spendet“ (BZ vom 11. April).

Ob nun – abgesehen von Ibsens „Gespenstern“ – die im zweiten Halbjahr aufgeführten Stücke wirklich dramatisch hochwertig waren, sei dahingestellt: Wilhelm von Scholz: Der Wettlauf mit dem Schatten – Heinrich Lautensack: Die Pfarrhauskomödie – Am Teetisch, Lustspiel v. Karl Sloboda. Es stand aber alles nicht unter einem guten Stern: mehrfach wurde das Lokal gewechselt – von Hitscher über Portici zum eher abgelegenen Kratzmann in der Brunnenstraße –, eine Aufführung musste wegen Erkrankung eines Darstellers abgebrochen werden, eine andere wurde auf einen neuen Termin gelegt, wiederum wegen Erkrankung eines Darstellers (BZ vom 18. September, 13. Oktober, 9., 12. und 20. Dezember). Eine kreisinterne Aufführung verlief offenbar problemlos; sie wurde dann öffentlich als Wohltätigkeitsabend für Opfer eines Hausbrands am Kuhberg wiederholt (BZ vom 18., 19. und 20. Dezember); über die Aufführung, ihren Besuch und den Ertrag für die Abgebrannten war nichts  zu erfahren.

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„Quer durch die Elbe“, Hühschwimmen und andere Wettkämpfe

Bergedorfer Zeitung, 13. August 1924

Turnvereine aus dem ganzen Kreis Norden im Deutschen Turnerbund kamen zum Schwimmen – allein über 70 Schwimmerinnen und Schwimmer durchquerten die Elbe von Geesthacht nach Marschacht (zurück ging es wahrscheinlich per Boot). Außer diesem Freiwasserschwimmen gab es auch Bahnwettbewerbe im Hafenbecken, und zumindest da gab es einen Regelverstoß: ein Schwimmer des Sander Turn- und Spielvereins von 1892 hatte „gestippt“ und wurde „distanziert“ (BZ vom 12. August 1924), also einige Plätze zurückgesetzt. Worin genau die Regelverletzung lag, konnte nicht herausgefunden werden.

Bergedorfer Zeitung, 21. August 1924

Ansonsten war laut BZ-Bericht alles „aufs schönste verlaufen“. Eine Dame aus Hamburg wäre zwar fast in der Elbe ertrunken, doch sie wurde durch vier jugendliche Schwimmerinnen des TV Gut Heil, die ihren Wettkampf bereits beendet hatten, gerettet: Ende gut, alles gut, und das Beinahe-Unglück war ja auch nicht Bestandteil des Schwimmfestes.

Die Geesthachter Schwimmer reisten mehrfach zu Wettbewerben anderer Turner-Schwimmvereine, nicht immer mit dem erhofften Erfolg: in Pinneberg wurden zwei von ihnen „wegen Kopfwendungen disqualifiziert“ (BZ vom 23. Juli 1924). Gegen welche Regel sie verstoßen hatten, war nicht herauszufinden. Beim vierten Gauschwimmfest des Hamburger Turngaues in der Bergedorfer Badeanstalt gewann der Geesthachter Friedrich Köchel in der Klasse Turner Anfänger 100 m das „Hühschwimmen“ (BZ vom 16. Juli 1924) – dieser Schwimmstil „Hand über Hand“ kann als eine Vorform der Crawl- oder Kraultechnik angesehen werden, wie der Deutsche Schwimmverband schreibt (siehe auch eine Seite zu Kurt Bretting). Das ebenfalls in Bergedorf durchgeführte „Seitenschwimmen“ praktizierte laut Wikipedia bereits Julius Caesar.

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Die Sand- und Lehmgruben auf dem Gojenberg

Bergedorfer Zeitung, 6. August 1924

Unterhöhlte Sandmassen können abstürzen, und das wurde August Netzebandt zum Verhängnis. Er war mit anderen Arbeitern damit beschäftigt, auf dem Gojenberg Sand abzugraben, und er wurde verschüttet. Zwar konnten seine Kollegen den Schwerverletzten bergen, aber er starb an den Folgen des Unfalls (BZ vom 12. und 13. August 1924). Zwei Jahre vorher waren zwei spielende Jungen an einer anderen Stelle bei einem Höhleneinsturz unter dem Sand begraben worden und erstickt (BZ vom 20. Juli 1922).

Sowohl die Karte 1875 als auch die Karte 1904 zeigen durch die Höhenlinien, wie steil der Geesthang an der Brunnenstraße östlich des Jungfernstiegs abfiel, und auch heute noch ist dies erkennbar. Die Karte 1875 weist gegenüber der Holtenklinke (an der Einmündung des Curslacker Heerwegs) eine „Sandkuhle“ aus, die aber nicht die einzige war. Eine Karte von 1910 zeigt etwas westlich davon eine weitere Grube (bezeichnet mit „Kgr.“) sowie nördlich der Rothenhauschaussee die Biehlsche, später Blohmsche Ziegelei („Zgl.“)

Es gab aber noch mehr Gruben auf dem Gojenberg, und nicht nur die Bergedorfer durften dort Sand und Ton abbauen, sondern auch die Vierländer, die dazu laut Georg Staunau das „durch unvordenkliche Übung erworbene und durch Vertrag festgelegte Recht“ hatten. Dieses Recht bestand bereits 1818, als der „herrschaftliche“ Gojenberg an Bergedorf übertragen wurde, und 1898 wurde nach diversen Streitigkeiten eine Vereinbarung zwischen der Stadt Bergedorf und den Vierländer Gemeinden geschlossen (Wortlaut siehe Bergedorfer Zeitung vom 2. März 1905), in der die Lage von sechs Gruben zur Gewinnung von Lehm und Sand beschrieben wurde. Die Vereinbarung befindet sich laut Online Recherche im Staatsarchiv Hamburg (https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?ID=3311433); ob die in der Vereinbarung genannte Karte in der Archiveinheit vorhanden ist, lässt sich Online nicht feststellen. Zu den möglicherweise interessanten Ortsbezeichnungen für Grube Nr. IV „an der Dirksenquelle, sogenannte Judenkuhle“ wurde in der Bergedorf-Literatur nichts gefunden; nur die ungefähre Lage zwischen Holtenklinke und Ziegelei lässt sich angeben, und auch eine BZ-Meldung vom 28. Mai 1914 zu Grube IV hilft nicht weiter.

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Keine Ferkel als Handgepäck in der Bahn!

Bergedorfer Zeitung, 6. August 1924

Offenbar hatte es Probleme gegeben, und die Bahn musste ihre Fahrgäste daran erinnern, dass die Mitnahme von Ferkeln als Traglasten, also Handgepäck, nicht erlaubt war. Die Zeitungsmeldung gibt aber zu Fragen Anlass: wäre die Mitnahme eines sehr kleinen Lamms oder Zickleins zulässig gewesen, solange das Tierchen auf dem Schoße verblieb? Und warum war nur für einen kleinen Hund „die tarifmäßige Beförderungsgebühr zu entrichten“, nicht aber z.B. für große Katzen oder Kaninchen? Vogelhändler hätten sicher gern gewusst, was als „kleiner Vogel“ anzusehen war: fielen Tauben, Hühner, Enten und/oder Gänse, die man ja in Käfigen transportierte, in die erlaubte und beförderungsgebührenfreie Kategorie des Kleinvogels?

Bergedorfer Zeitung, 16. Oktober 1924

Eine weitere Meldung konnte diese Fragen nicht ausräumen – immerhin war ihr zu entnehmen, dass in der 1. bis 3. Wagenklasse das Handgepäck maximal 25 kg wiegen durfte, was sicher für mehr als einen kleinen Hund gereicht hätte. Das Höchstgewicht für die 4. Klasse ist hier nicht erkennbar, aber es dürfte bei 50 kg gelegen haben.

Die heutigen Vorschriften sind klassenlos. Bei der Deutschen Bahn muss für größere Hunde, die anzuleinen und mit Maulkorb zu versehen sind, ein Zusatzticket Hund gelöst werden; Hunde und Katzen in Behältnissen sind frei. Die HVV-Beförderungsbedingungen  (§ 12) sind etwas komplizierter. Ferkel, Vögel und dergleichen werden nicht genannt.

Bergedorfer Zeitung, 6. August 1924

Übrigens war die Schweinehaltung in der eigenen Wohnung schon damals unzulässig, wie der Vorfall aus Sande zeigt.

 

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Die Kirchenglocken und die Politik

Bergedorfer Zeitung, 31. Juli 1924

Bergedorfer Zeitung, 31. Juli 1924

Endlich konnten die im Krieg beschlagnahmten Kirchenglocken in Sande ersetzt werden; das Kirchenjubiläum hatte man noch ohne vollständiges Geläut und ohne die Prospektpfeifen der Orgel begehen müssen. Die neuen Glocken waren aus dem relativ kostengünstigeren Klangstahl, nicht aus Bronze, aber als sie geliefert wurden, bestand noch eine beachtliche Finanzierungslücke (BZ vom 21. Mai und 7. Juli).

Die Glockenweihe sollte am 3. August stattfinden, obwohl die Glocken schon knapp vier Wochen vorher geliefert worden waren – doch der 3. August passte den Verantwortlichen der Kirchengemeinde wohl besser, denn dann konnte man die Einweihung mit dem Gedenken an den Beginn des Weltkriegs zehn Jahre zuvor und an die Kriegsopfer verbinden. Dass dabei „jede politische Färbung ausgeschlossen sein“ und zugleich „der Kriegsschuldlüge gedacht werden“ sollte, scheint aus heutiger Sicht unvereinbar. Hätte die BZ einen Bericht über die kinderlose Veranstaltung gebracht, wüsste man wohl mehr.

Im September dann konnte auch die gereinigte und instandgesetzte Orgel mit neuen Prospektpfeifen, ebenfalls ohne Kinder, festlich eingeweiht werden (BZ vom 11. September).

Bergedorfer Zeitung, 11. September 1924

Es musste aber weiterhin Geld gesammelt werden, das u.a. durch den Verkauf von Ansichtskarten mit Fotos vom Hochziehen der Glocken (50 Pfg pro Stück) eingenommen werden sollte – ob der Diebstahl solcher Ansichtskarten aus dem Schaukasten am Pastorat einfache Kriminalität oder eine politische Demonstration und Straftat war, weiß man nicht (BZ vom 18. August).

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Die Motorräder und das Fahrverbot

Bergedorfer Zeitung, 30. Juli 1924

Warum allein Motorrad fahren, wenn man es auch in einer Gruppe tun kann? Das dürfte vor hundert Jahren ein wesentliches Gründungsmotiv für die „Motorradfahrervereinigung von Vierlanden und Umgegend“ gewesen sein – die Deregulierung der Kleinkrafträder hatte ja zu stark steigenden Zahlen geführt, was organisierte Gemeinschaftsveranstaltungen für manche Freunde dieses Motorsports sicher attraktiv machte.

Doch was des einen Vergnügen, ist des anderen Leid, Belästigung, Gefährdung und sogar Schaden: in Sande erhob der Bürgerverein Protest gegen eine behördlich genehmigte „Motorrad-Zuverlässigkeitsfahrt“, bei der angeblich der Ort viel zu schnell durchquert wurde (BZ vom 18. August). Für ein Motorradrennen Schwarzenbek – Lauenburg – Bergedorf und zurück wurden laut BZ die Ortsdurchfahrten in Bergedorf und Geesthacht „neutralisiert“ (BZ vom 20. und 24. September). Bei dieser Wettfahrt belegte der Neuengammer Otto Wulff überraschend Platz 2 (BZ vom 7. Oktober).

Bergedorfer Zeitung, 21. August 1924

Aber wie war Wulff an den Start gelangt? Die Landherrenschaft hatte das generelle Verbot des Befahrens der Deiche mit Motorfahrzeugen in den Vier- und Marschlanden ausdrücklich auf Kleinkrafträder ausgedehnt, da die Deiche für solchen Verkehr nicht geeignet waren (BZ vom 12. Juli) – Ausnahmen sollten allerdings möglich sein, und vielleicht war es Wulff ja gelungen, eine solche Genehmigung zu erhalten.

 

BZ, 25. August 1924

Die „Motorradfahrervereinigung“ kündigte „geeignete Schritte“ gegen das Fahrverbot bei der Behörde an (BZ vom 3. September), aber zumindest 1924 gab es keine Änderung der Vorschrift. Der Neuengammer Motorradhändler Hermann Stahlbuhk hatte zu diesem Zeitpunkt bereits resigniert und veranstaltete eine Art Schlussverkauf „zu jedem annehmbaren Preis“.

Ob die restriktive Regelung tatsächlich restriktiv gehandhabt wurde, kann man bezweifeln: die Gemeindevertretung von Curslack protestierte mehrfach gegen die großzügige Praxis der Landherrenschaft bei der Erteilung von Genehmigungen, allein 40 in Curslack (BZ vom 30. September und 13. Dezember).

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Junge Mädchen gesetzten Alters und konfirmierte Kuhhirten

BZ, 19. Juli 1924

Die von der Inserentin gewählte Altersangabe ist etwas verwirrend: sie beschrieb sich einerseits als jung, aber andererseits als gesetzt, also älter – die Bezeichnung „Mädchen“ war dagegen nicht als Altersangabe zu verstehen, sondern als eine Berufsbezeichnung: „Dienstmädchen“, also eine Hausangestellte.

BZ, 23. April 1924

BZ, 29. August 1924

Die Unklarheit der Begriffe „jung“ und „älter“ durchzieht zahlreiche Anzeigen: eine Zweiunddreißigjährige begab sich als „älteres Mädchen“ auf Stellungssuche, eine fast Vierzigjährige auf der Suche nach einem Ehemann sah sich als „junges Mädchen“.

BZ, 23. Juli 1924

BZ, 25. Juli 1924

Eine häufig zu findende Anforderung an junge Mädchen war ein Mindestalter von 18 Jahren. Nur selten wurde ein geringeres Alter akzeptiert, denn die unter 18 Jahre alten Mädchen mussten womöglich zur Fortbildungsschule und fehlten dann im Haushalt.

BZ 12. Juni 1924

BZ, 25. Juli 1924

Bei den fürs Kühehüten gesuchten Jungen schien auf den ersten Blick nicht das Alter relevant, sondern der christliche Glaube, denn die Sander und Lohbrügger Bauern suchten „konfirmierte“ Jungen (auch in der BZ vom 9. und 30. April sowie 12. August). Wahrscheinlich war die Religion als solche aber nicht ausschlaggebend: Konfirmation und Schulentlassung fanden zu Ostern statt. Das erklärt aber nicht, warum der Brotausträger christlich erzogen sein sollte.

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Das Fahrradparken in Bergedorf

BZ, 20. Mai 1924

BZ, 13. August 1924

Da war wohl ein neues Geschäftsfeld entdeckt worden: die sichere Aufbewahrung von Fahrrädern im städtischen Raum. Die erste Anzeige hatte der Privatier E. R. Heymann vom Bergedorfer Markt geschaltet – wer in der Hauptverkehrsstraße oder in der Nähe etwas zu erledigen hatte, konnte dort sein Zweirad zur Aufbewahrung abgeben. Frau Schmaljohann warb für ihr Abstellangebot in einem Hinterhof der Sander Großen Straße mit der Bahnhofsnähe, was „B+R“ möglich machte.

BZ, 24. Juli 1924

Auf die Fahrradaufbewahrung Adolf Nührmanns soll hier näher eingegangen werden: vom Hofplatz des „Gasthofs zur Sonne“ (Nr. 4 auf der Karte 1904) war der Weg zum Bahnhof sogar noch kürzer, und der Betreiber sicherte für seinen Fahrradstand eine ständige Beaufsichtigung zu, was ihn möglicherweise von den anderen Anbietern unterschied.

BZ 18. Juli 1924

Vermutlich war Nührmann Pächter des Hofplatzes bzw. eines ungenutzten Teils davon,  denn mit der zunehmenden Motorisierung war der Bedarf an „Ausspann“-Gelegenheiten zurückgegangen. Wie sich das Fahrradparken mit dem häufig stattfindenden Schweinehandel auf demselben Grundstück vertrug, ist ungeklärt.

Abstellmöglichkeiten wurden natürlich nicht nur für Fahrräder gesucht und gefunden; Garagen für Personen- und Lastautos tauchten in den Anzeigen auf wie auch Stallungen, letztere seltener (BZ vom 26. und 30. Juli sowie 4. September).

Eine Sonderstellung nahm sicher die Bootslagerung des an der Bille gelegenen Lokals Waldhaus ein:

(Aufnahme von ca. 1900)

Bergedorfer Zeitung, 4. April 1924

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