Die Kirchenglocken und die Politik

Bergedorfer Zeitung, 31. Juli 1924

Bergedorfer Zeitung, 31. Juli 1924

Endlich konnten die im Krieg beschlagnahmten Kirchenglocken in Sande ersetzt werden; das Kirchenjubiläum hatte man noch ohne vollständiges Geläut und ohne die Prospektpfeifen der Orgel begehen müssen. Die neuen Glocken waren aus dem relativ kostengünstigeren Klangstahl, nicht aus Bronze, aber als sie geliefert wurden, bestand noch eine beachtliche Finanzierungslücke (BZ vom 21. Mai und 7. Juli).

Die Glockenweihe sollte am 3. August stattfinden, obwohl die Glocken schon knapp vier Wochen vorher geliefert worden waren – doch der 3. August passte den Verantwortlichen der Kirchengemeinde wohl besser, denn dann konnte man die Einweihung mit dem Gedenken an den Beginn des Weltkriegs zehn Jahre zuvor und an die Kriegsopfer verbinden. Dass dabei „jede politische Färbung ausgeschlossen sein“ und zugleich „der Kriegsschuldlüge gedacht werden“ sollte, scheint aus heutiger Sicht unvereinbar. Hätte die BZ einen Bericht über die kinderlose Veranstaltung gebracht, wüsste man wohl mehr.

Im September dann konnte auch die gereinigte und instandgesetzte Orgel mit neuen Prospektpfeifen, ebenfalls ohne Kinder, festlich eingeweiht werden (BZ vom 11. September).

Bergedorfer Zeitung, 11. September 1924

Es musste aber weiterhin Geld gesammelt werden, das u.a. durch den Verkauf von Ansichtskarten mit Fotos vom Hochziehen der Glocken (50 Pfg pro Stück) eingenommen werden sollte – ob der Diebstahl solcher Ansichtskarten aus dem Schaukasten am Pastorat einfache Kriminalität oder eine politische Demonstration und Straftat war, weiß man nicht (BZ vom 18. August).

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