Die Sand- und Lehmgruben auf dem Gojenberg

Bergedorfer Zeitung, 6. August 1924

Unterhöhlte Sandmassen können abstürzen, und das wurde August Netzebandt zum Verhängnis. Er war mit anderen Arbeitern damit beschäftigt, auf dem Gojenberg Sand abzugraben, und er wurde verschüttet. Zwar konnten seine Kollegen den Schwerverletzten bergen, aber er starb an den Folgen des Unfalls (BZ vom 12. und 13. August 1924). Zwei Jahre vorher waren zwei spielende Jungen an einer anderen Stelle bei einem Höhleneinsturz unter dem Sand begraben worden und erstickt (BZ vom 20. Juli 1922).

Sowohl die Karte 1875 als auch die Karte 1904 zeigen durch die Höhenlinien, wie steil der Geesthang an der Brunnenstraße östlich des Jungfernstiegs abfiel, und auch heute noch ist dies erkennbar. Die Karte 1875 weist gegenüber der Holtenklinke (an der Einmündung des Curslacker Heerwegs) eine „Sandkuhle“ aus, die aber nicht die einzige war. Eine Karte von 1910 zeigt etwas westlich davon eine weitere Grube (bezeichnet mit „Kgr.“) sowie nördlich der Rothenhauschaussee die Biehlsche, später Blohmsche Ziegelei („Zgl.“)

Es gab aber noch mehr Gruben auf dem Gojenberg, und nicht nur die Bergedorfer durften dort Sand und Ton abbauen, sondern auch die Vierländer, die dazu laut Georg Staunau das „durch unvordenkliche Übung erworbene und durch Vertrag festgelegte Recht“ hatten. Dieses Recht bestand bereits 1818, als der „herrschaftliche“ Gojenberg an Bergedorf übertragen wurde, und 1898 wurde nach diversen Streitigkeiten eine Vereinbarung zwischen der Stadt Bergedorf und den Vierländer Gemeinden geschlossen (Wortlaut siehe Bergedorfer Zeitung vom 2. März 1905), in der die Lage von sechs Gruben zur Gewinnung von Lehm und Sand beschrieben wurde. Die Vereinbarung befindet sich laut Online Recherche im Staatsarchiv Hamburg (https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?ID=3311433); ob die in der Vereinbarung genannte Karte in der Archiveinheit vorhanden ist, lässt sich Online nicht feststellen. Zu den möglicherweise interessanten Ortsbezeichnungen für Grube Nr. IV „an der Dirksenquelle, sogenannte Judenkuhle“ wurde in der Bergedorf-Literatur nichts gefunden; nur die ungefähre Lage zwischen Holtenklinke und Ziegelei lässt sich angeben, und auch eine BZ-Meldung vom 28. Mai 1914 zu Grube IV hilft nicht weiter.

Dieser Beitrag wurde unter Bergedorf 1924 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert