Bergedorf Weltmeister! (?)

Bergedorfer Zeitung, 29. August 1923

Vor hundert Jahren war Bergedorf die Radsport-Hochburg in Hamburg, mit sehr beachtlichen Erfolgen: der RV Sport errang nicht nur die deutsche Meisterschaft im Zweier-Radball (BZ vom 8. und 10. August 1923), sondern sogar den Weltmeistertitel in dieser Sportart, die heute in Hamburg nicht mehr praktiziert wird: der Radsport-Verband Hamburg e.V. beschreibt zwar auf seiner Internetseite den Zweier-Radball, kann aber keine Vereine nennen, in denen Radball gespielt wird.

Bergedorfer Zeitung, 12. Juni 1923

Nicht nur im Saal war der „R.-V. ‚Sport‘ von 1893 Bergedorf-Hamburg“ aktiv, sondern auch auf der Straße, und dort gab es ebenfalls beachtliche Erfolge zu vermelden: bereits zweimal war die Rennmannschaft über 100 Kilometer Deutscher Meister geworden, zuletzt 1922. Das Ergebnis von 1923 wird mit großer Enttäuschung aufgenommen worden sein: 12. Platz unter 42 Vereinen.

So mussten die Bergedorfer sich mit dem Weltmeistertitel im Radball begnügen, wobei fraglich ist, ob die Spieler Koeping und Holst Bergedorfer oder doch eher Hamburger waren: im Hamburger Adressbuch jedenfalls taucht der Name Köping nicht in der Abteilung Bergedorf auf. Auch den WM-Titel kann man in Frage stellen: der Welt-Radsport-Verband UCI führt Weltmeister im Radball laut Wikipedia erst seit 1930.

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Die Eingabe und der intime Charakter des Gehölzes

BZ, 24. August 1923

Der Inserent war sich seiner Sache sicher: jeder vernünftige Mensch würde die „wichtige Eingabe“ an den Magistrat unterzeichnen, die in verschiedenen Geschäften auslag – den Inhalt der Eingabe erfuhr man offenbar nur dort, aber nicht aus der Zeitung. So viel allerdings konnte der Zeitungsleser erschließen: es ging nicht um Parteipolitik, denn sowohl bei der sozialdemokratischen Volksbuchhandlung als auch bei der bürgerlichen Buch- und Papierwarenhandlung von Kirchner lag die Eingabe im Schaufenster, und die Angelegenheit betraf nicht nur Bergedorf, sondern auch Reinbek.

Bergedorfer Zeitung, 27. August 1923

Da half ein Leserbrief: Inhalt der Eingabe war es offenbar, einen „Fahrweg quer durch das Gehölz“ von Bergedorf nach Reinbek zu fordern, und dem widersprach der Verfasser des Leserbriefs (Albert Zimmermann) vehement: es gelte, „eine Verschandelung unseres Waldbesitzes“ zu verhindern und den „intimen Charakter unseres Gehölzes“ zu bewahren. Ein „Weg für leichtes Gefährt“ würde zu dem Versuch führen, ihn „schließlich auch für Automobile frei zu bekommen.“

Ob hinter der Straßenplanung wirklich Herr Schinkel steckte und er für die ihm gehörenden Grundstücke in Wentorf eine bessere Anbindung (und damit Wertsteigerung) nach Bergedorf erreichen wollte – es klingt zumindest plausibel.

Aus der Eingabe wurde nichts – der „Reinbeker Weg“ in Bergedorf und der „Bergedorfer Weg“ in Wentorf sind zwar „Fahrwege“ im Sinne der Eingabe (auch für schweres Gefährt, Automobile aller Art, darunter Omnibusse etc.), aber durch das Gehölz geht’s bis heute nur unmotorisiert.

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Der Zucker zwischen Festpreis und Marktpreis

Im Herbst 1921 war die Zwangsbewirtschaftung des Zuckers eingestellt worden, weil sie nicht funktioniert hatte. Die freie Wirtschaft hatte aber auch nicht funktioniert, und so war man im Herbst 1922 zur Rationierung und behördlichen Preisfestsetzung zurückgekehrt (BZ vom 13. Oktober 1923). Ergebnis: es funktionierte nicht.

Bergedorfer Zeitung, 27. Juni 1923

Deutlich wurde dies durch die Beschwerde einer Leserbriefschreiberin: seit zwei Wochen hatte es keinen Zucker gegeben, auch keinen  Einmachzucker, und das in den Wochen, in denen man Erd-, Him-, Johannis- und dergleichen Beeren erntete und (mit entsprechend viel Zucker) zu Marmelade einkochte. Erst im Juli konnte die Landherrenschaft wieder Zucker, darunter ein Pfund Einmachzucker, liefern.

Bergedorfer Zeitung, 20. August 1923

Im August stockte es wieder: die Ernährungsminister von Reich und Ländern berieten (wieder) über die Freigabe der Zuckerwirtschaft bei gleichzeitiger Sicherung der „Zuführung des Mundzuckers an die Bevölkerung“ (BZ vom 20. August 1923). In Hamburg warnte die Landherrenschaft vor dem Ausbleiben von Lieferungen: bei den behördlich festgesetzten Zuckerpreisen sei die Herstellung von Zucker wirtschaftlich nicht möglich.

Die Versorgungslage besserte sich nach Änderung der Preise: „Endlich gibt’s Zucker“ jubelte die BZ, wenn auch nur „in bescheidenen Dosen“ von 250 Gramm pro Woche, Pfundpreis 8 Millionen Mark gegenüber 3.000 Mark Anfang Juli (BZ vom 2. Juli, 31. August und 22. September 1922).

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Die Preisschilderverordnung und die Inflation

Bergedorfer Zeitung, 16. August 1923

Bergedorfer Zeitung, 16. August 1923

 

 

 

 

 

 

Die Einzelhändler stöhnten – der Verlag der Bergedorfer Zeitung freute sich: eine neue Verordnung schrieb vor, dass Waren nur mit Preisangabe zum Verkauf ausgestellt werden durften, und für die über vierzig Kolonialwarenhandlungen der Stadt hatte die BZ die „behördlich vorgeschriebenen Preislisten“ im Angebot.

Für die Händler bedeutete die Regelung eine Menge Arbeit, da sich die Preise ja nahezu täglich änderten – der Verein der Ladeninhaber von Bergedorf und Sande hielt die Verordnung schon deshalb für „technisch gar nicht durchführbar“ und drohte damit, die „Schaufenster vollständig auszuräumen und gar nichts mehr auszustellen“, wenn die Behörden auf strikte Einhaltung der Vorschrift dringen sollten (BZ vom 28. August 1923).

Nicht nur die „Verordnung über die äußere Kennzeichnung von Waren“, sondern auch die anderen am selben Tag in Kraft getretenen Vorschriften, darunter eine „Preistreibereiverordnung“, dürften keine große Wirkung erzielt haben – die Inflation konnten sie jedenfalls nicht stoppen.

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Die ländlichen Genossenschaften und die Bank im Zigarrenladen

Bergedorfer Zeitung, 15. August 1923

Warum es in Kirchwärder (Südseite) so lange gedauert hatte, ist unklar. In den meisten Gemeinden der Vierlande und der Marschlande waren Raiffeisengenossenschaften schon im Frühjahr gegründet worden (siehe z.B. die BZ vom 21. März und 14. April 1923), um Waren, vor allem gärtnerischen und landwirtschaftlichen Bedarf, durch Ausschaltung des Zwischenhandels günstiger beziehen zu können. Ersparnisse beim Einkauf von Brennmaterial waren natürlich für breiteste Kreise von Interesse, und so hatten diese Genossenschaften einen regen Zulauf auch von Nicht-Landwirten. In der Kampchaussee (heute Kurt-A.-Körber-Chaussee) wurde ein zentrales Warenlager für den Raum Bergedorf eingerichtet (BZ vom 28. Mai 1923).

Bergedorfer Zeitung, 24. August 1923

Auch in der Finanzwirtschaft wurden die neuen Genossenschaften aktiv und wollten den Zahlungsverkehr über eigene bankähnliche Einrichtungen abwickeln – der Anfang war zumindest in Bergedorf bescheiden: die dortige „Zweig-Geschäftsstelle für den Geldverkehr“ befand sich in einem Zigarrengeschäft.

Mehrfach gab es Meldungen, dass Mitglieder der Genossenschaften Waren (z.B. Viehsalz, Kali, Torf, Kartoffeln, Steckrüben) beziehen konnten – ob das für sie wirtschaftlich sinnvoll war, kann nicht beurteilt werden. Die eingezahlten Genossenschaftsanteile jedenfalls wurden von der Inflation aufgefressen.

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Der Verfassungstag und die Ernte

Bergedorfer Zeitung, 8. August 1923

Dass Arbeitgeberverbände nicht die größten Freunde arbeitsfreier Feiertage sind, überrascht nicht wirklich. Der Reichslandbund als Zusammenschluss der Landwirtschaft machte da keine Ausnahme, und er hatte mehrere Gründe, eine Arbeitsruhe am Verfassungstag abzulehnen: in dem Schreiben an den Reichskanzler verwies er auf die Notwendigkeiten der Ernte, aber daneben dürfte auch eine Rolle gespielt haben, dass der Reichslandbund stramm rechtsorientiert war und den Jahrestag der Verabschiedung der demokratischen Verfassung nicht als feier- und schon gar nicht als feiertagswürdig ansah.

Bergedorfer Zeitung, 9. August 1923

In Bergedorf beging man den Verfassungstag, der nicht zum gesetzlichen Feiertag erhoben wurde, mit einer abendlichen öffentlichen Feier, der am Mittag eine „Kundgebung der Behörden und Wirtschafts-Organisationen“ vorausgegangen war. Welche Vertreter der Wirtschaft hieran teilnahmen, war der BZ nicht zu entnehmen; Redner waren Bergedorfs Postdirektor Friedrichs und der Hamburger Sozialdemokrat Theodor Haubach (BZ vom 11. August 1923).

Zur Teilnahme an der Abendfeier rief – im Gegensatz zum Vorjahr – auch die Hansaschule auf, während die Luisenschule wie auch die Sander Schulen nicht zu den Unterzeichnern der Anzeige gehörte; die Gründe sind unbekannt. Ansonsten war alles ziemlich genau wie 1922 (Bericht in der BZ vom 13. August 1923).

 

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Die Gutscheine gegen den Geldmangel

Bergedorfer Zeitung, 10. August 1923

Bergedorfer Gutscheine vom 7. August 1923 (Rückseiten unbedruckt)

Bergedorfs „Gutscheine“ von 1923 erinnern an die „Kriegswechselmarken“ von 1917, auch wenn es nicht mehr um Pfennigbeträge ging, sondern (zunächst) um eine halbe bis eine ganze Million Mark. Man wollte damit der akuten Zahlungsmittelnot entgegenwirken, denn an solchen „kleineren Scheinen“, wie sie im Artikel genannt wurden, fehlte es besonders.

1923 wurden Arbeiter nach geleisteten Arbeitsstunden wöchentlich entlohnt: in aller Regel erhielten sie eine „Lohntüte“ mit der entsprechenden Menge Bargeld, denn über ein Lohn- bzw. Gehaltskonto verfügten nur die wenigsten. Dementsprechend wurde bei Einkäufen in aller Regel bar bezahlt.

1923 stiegen die Löhne rasant: ungelernte Arbeiter im Dienst des Reichs verdienten in der Woche vom 29. Juli bis 4. August 22.740 Mark pro Stunde – in der darauffolgenden Woche mit 45.600 Mark gut das Doppelte (BZ vom 28. Juli und 4. August). Die Preise stiegen noch schneller: der Butterpreis verdreifachte sich in derselben Zeit nahezu (von 88.000 auf 260.000 Mark, BZ vom 27. Juli und 3. August). Eine Woche später waren es 840.000 Mark … (BZ vom 10. August)

Die Reichsbank konnte die „passenden“ Scheine für die Lohnzahlungen nicht in ausreichendem Maße bereitstellen – wenn Arbeiter aber nur einen Teil des Lohns erhielten, drohte ihnen und ihren Familien die nackte Not; den Firmen drohten Arbeitsniederlegungen (siehe BZ vom 1. August). Diesen Gefahren sollten die Bergedorfer Gutscheine begegnen.

Bergedorfer Zeitung, 13. August 1923

Dasselbe traf auf die Nachbargemeinde Sande und deren Gutscheine zu, die es dort bis zum Wert von zwei Millionen gab. Hinsichtlich des höchsten Nennwerts zog Bergedorf sehr schnell nach: ab dem 17. August hatten die Bergedorfer ihren eigenen Zwei-Millionen-Schein (BZ vom 16. August 1923). Die Gültigkeit all dieser Scheine wurde mehrfach verlängert.

Bergedorfer Zeitung, 14. August 1923

Auch die Stadt Hamburg war nicht untätig und bereitete die Ausgabe von Notgeldscheinen über 1 Million und 5 Millionen vor, daneben auch „Hartgeldstücke“ von 200.000 Mark. So sollte „eine völlige Behebung der Zahlungsmittelknappheit“ eintreten, doch das gelang nicht.

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Unruhige Zeiten am Deichtormarkt, in Hamburg und Bergedorf

Bergedorfer Zeitung, 26. Juli 1923

Pontonanlage vor den Deichtorhallen

Es handelte sich wohl nicht um einen Einzeltäter, der in der Nacht 50 Pfund Kartoffeln stahl – Kartoffeln, die auf Ewern und Booten vor dem Deichtormarkt lagerten und am Morgen in den Handel gebracht werden sollten – , denn als der Dieb erwischt und verprügelt wurde, „stürzten mehr als 30 Mann herbei“, die bis zum frühen Morgen mit den Vierländer Schiffern Tätlichkeiten austauschten.

Die Behörden handelten erst einige Tage später: „wegen der nächtlichen Schiffsberaubungen“ wurde am Deichtormarkt „ein umfassender Polizeinachtdienst“ etabliert (BZ vom 30. Juli 1923), aber die Vierländer hatten wohl nur begrenztes Vertrauen in die Sicherheitskräfte: viele blieben dem Deichtormarkt fern (BZ vom 2. August 1923), was natürlich die Lebensmittelknappheit in Hamburg weiter verschärfte.

Bergedorfer Zeitung, 2. August 1923

In diesem Zusammenhang muss man den Appell sehen, den die BZ als Top-Meldung des Lokalteils brachte, eventuell veranlasst durch den Senat: die öffentliche Sicherheit sei nicht gefährdet, ein Anlass zur Beunruhigung bestehe nicht, es gebe nur „übertriebene Gerüchte“ über „Vorfälle … im Anschluss an kommunistische Demonstrationen“.

Auf einer von der KPD einberufenen öffentlichen Versammlung in Sande beschlossene Resolution, Bergedorfer Zeitung, 30. Juli 1923

Demonstrationen, Versammlungen und Agitationen der KPD fanden in diesen Wochen in Hamburg wie auch in Bergedorf und Sande statt; sie richteten sich gegen die bürgerliche Reichsregierung wie den sozialdemokratisch geführten Hamburger Senat, die „Gefahr des Fassismus“ (Faschismus) und gegen die Lebensmittelnot (BZ vom 21., 27., 28. und 30. Juli sowie 1. August 1923). Der Senat verbot die von der KPD geplanten öffentlichen Kundgebungen „zum Schutze der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ (BZ vom 26. Juli) – die KPD (auch in Bergedorf und Sande) rief zur Schaffung „kampffähiger proletarischer Hundertschaften“ auf, auf den Werften und im Hafen kam es zu weitgehenden Arbeitsniederlegungen, und der Senat verhängte angesichts von Unruhen den Ausnahmezustand. Nach zusätzlichen Lohnzahlungen entspannte sich dann die Lage ein wenig (BZ vom 14. und 15. August) – vorerst.

 

 

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Die Lebensmittelnot in Bergedorf und Sande

Bergedorfer Zeitung, 1. August 1923

Bergedorfer Zeitung, 30. Juli 1923

 

 

 

 

 

 

 

 

Lebensmittelknappheit und Inflation trafen den Raum Bergedorf genauso schwer wie Hamburg – in Bergedorf und Sande gab es offenbar „Angstkäufe“, da man Unterbrechungen der Zufuhren befürchtete, und gegen diese „Wareneindeckung für längere Zeit“ sollte nun eine Aktion starten: die Kolonial- und Fettwarenhändler verpflichteten sich in einer Besprechung mit dem Gewerkschaftsbund (ADGB) und den Vereinigten Sozialdemokraten, Waren nur „in geringen Mengen“ zur Abgabe gelangen zu lassen.

An die Kundschaft erging der Appell, keine Angst- oder Hamsterkäufe zu tätigen – dann sei genug der „notwendigsten Waren für den Augenblick“ vorhanden. Man muss allerdings bezweifeln, dass die Bezieher monatlicher Einkünfte ihr Einkaufsverhalten entsprechend änderten, denn wenn sie nicht sofort Waren für ihr Gehalt kauften, konnten sie angesichts der Kaufkraftverluste in der zweiten Monatshälfte kaum noch etwas erwerben: im Monat Juli hatte die Inflation 392,2 Prozent betragen.

Es kam hinzu, dass Löhne und Gehälter zumindest teilweise erst verspätet gezahlt wurden (BZ vom 28. Juli und 1. August), weil schlicht das Bargeld fehlte – die Reichsbank musste sogar 200 Milliarden Mark per Flugzeug nach Hamburg liefern (BZ vom 3. August), und wenn dann endlich der restliche Lohn ausgezahlt werden konnte, musste noch eine Einigung über die „Zahlung einer Ausgleichssumme für die durch verspätete Lohnzahlung entstandene Geldentwertung“ erzielt werden (BZ vom 6. August).

Ansonsten empfahl die BZ Sparsamkeit: Kohlrabi-Blätter würden „ein schmackhaftes, nahrhaftes, vitaminreiches Gemüse geben“, aus Erbsenhülsen könne man „eine kostbare süße Suppe“ bereiten, und auch der aus der Kriegszeit bekannte Kurzkohl tauchte hier wieder auf (BZ vom 4. August).

 

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Die hochspringenden Eisenplatten in der Sander Großen Straße

Bergedorfer Zeitung, 26. Juli 1923

Die Große Straße in Bergedorfs Nachbarort Sande hatte kein Abwasserrohr, sondern nur Abwasserrinnen, die aber immerhin mit eisernen Platten abgedeckt waren. Ein befriedigender Zustand war das nicht, wenn man dem Leserbriefschreiber „F.“ folgt, der in seiner Zuschrift einen durch diese Eisenplatten verursachten Unfall schilderte und die berechtigte Frage stellte, wer überhaupt für die Unfallfolgen haften müsse. Auch Vorschläge zur Erhöhung der Verkehrssicherheit machte er: man könne statt der Rinnen Abflussrohre verlegen oder durch bauliche Maßnahmen ein Hochspringen der Eisenplatten verhindern.

Es klingt alles plausibel – doch weitere Berichte zum Thema waren nicht zu finden, auch nicht in den Artikeln über die Sitzungen der Gemeindevertretung: vielleicht sah man dort die Lage trotz ungeklärter Haftung weniger dramatisch, aber vielleicht hatte die Zeitung das Thema nicht weiterverfolgt, weil es keine weiteren Unfälle gab.

 

 

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