Lebensmittelknappheit und Inflation trafen den Raum Bergedorf genauso schwer wie Hamburg – in Bergedorf und Sande gab es offenbar „Angstkäufe“, da man Unterbrechungen der Zufuhren befürchtete, und gegen diese „Wareneindeckung für längere Zeit“ sollte nun eine Aktion starten: die Kolonial- und Fettwarenhändler verpflichteten sich in einer Besprechung mit dem Gewerkschaftsbund (ADGB) und den Vereinigten Sozialdemokraten, Waren nur „in geringen Mengen“ zur Abgabe gelangen zu lassen.
An die Kundschaft erging der Appell, keine Angst- oder Hamsterkäufe zu tätigen – dann sei genug der „notwendigsten Waren für den Augenblick“ vorhanden. Man muss allerdings bezweifeln, dass die Bezieher monatlicher Einkünfte ihr Einkaufsverhalten entsprechend änderten, denn wenn sie nicht sofort Waren für ihr Gehalt kauften, konnten sie angesichts der Kaufkraftverluste in der zweiten Monatshälfte kaum noch etwas erwerben: im Monat Juli hatte die Inflation 392,2 Prozent betragen.
Es kam hinzu, dass Löhne und Gehälter zumindest teilweise erst verspätet gezahlt wurden (BZ vom 28. Juli und 1. August), weil schlicht das Bargeld fehlte – die Reichsbank musste sogar 200 Milliarden Mark per Flugzeug nach Hamburg liefern (BZ vom 3. August), und wenn dann endlich der restliche Lohn ausgezahlt werden konnte, musste noch eine Einigung über die „Zahlung einer Ausgleichssumme für die durch verspätete Lohnzahlung entstandene Geldentwertung“ erzielt werden (BZ vom 6. August).
Ansonsten empfahl die BZ Sparsamkeit: Kohlrabi-Blätter würden „ein schmackhaftes, nahrhaftes, vitaminreiches Gemüse geben“, aus Erbsenhülsen könne man „eine kostbare süße Suppe“ bereiten, und auch der aus der Kriegszeit bekannte Kurzkohl tauchte hier wieder auf (BZ vom 4. August).