Otto Gosch, Inhaber des Geschäfts von P. Iven in der Großen Straße 6a, stellte offenbar sehr hohe Ansprüche an seine „Laufjungen“, denn etwa alle Vierteljahr setzte er 1925 eine Suchanzeige in die Bergedorfer Zeitung (21. Februar, 18. Mai, 17. Juni, 21. und 26. September, 11. November). Andere Firmeninhaber kamen mit einer Annonce aus; also kann man vermuten, dass nicht generell die Jungen ungeeignet waren.
Laufjungen wurden in aller Regel pro Auftrag bezahlt, mussten aber unbezahlt in Bereitschaft sein – vielleicht konnte Gosch auch einfach nicht genug Aufträge erteilen – oder er zahlte zu schlecht. Und wenn sein Radfahrer womöglich Holzrollos oder Linoleumrollen (siehe z.B. die Anzeigen vom 14. März und 17. Juli) per Fahrrad ausliefern sollte, könnte auch das ein Problem gewesen sein.
Laufjungen waren von Boten deutlich zu unterscheiden: Boten waren meist Erwachsene in Festanstellung und Vertrauensposition, die z.B. auch Firmengeld zur Bank brachten. In manchen Fällen gab es eine Kombination aus Boten- und Kontortätigkeit, und auch ein Aufstieg war nicht ausgeschlossen: der städtische Bote Otto Radtke wurde zum Hilfspolizisten ernannt und fungierte – in Uniform! – als Aufsicht auf dem Wochenmarkt (BZ vom 24. Juli). Hoffentlich war das mit einer Gehaltserhöhung für ihn verbunden.