Die Verfassungsfeier in Bergedorf und Sande

Bergedorfer Zeitung, 8. August 1922

Der dritte Jahrestag der Weimarer Verfassung sollte in Bergedorf und Sande groß gefeiert werden, mit Musik, natürlich Festreden, einem „Lebendem Bild mit bengal. Beleuchtung“ auf dem Sander Marktplatz und Festzug von dort durch Bergedorf zur Hansaschule. Die großformatige Anzeige, in der zur Teilnahme aufgerufen wurde, zeigt ein auf den ersten Blick breites Bündnis von Behörden und Organisationen, sogar die hier völlig unbedeutende Zentrumspartei (Koalitionspartner in der Reichsregierung) war dabei. Die Linksparteien KPD und USPD fehlten dagegen in der Liste ebenso wie DVP und DNVP – ob diese vier Parteien von vornherein ausgegrenzt worden waren oder ob sie sich gern selbst ausgegrenzt hatten, geht aus den Berichten nicht hervor. Eingeladen wurde letztlich „die gesamte verfassungstreue Bevölkerung“.

Auch ein Blick auf die Schulen lohnt: das Fehlen von Hansa- und Luisenschule überrascht nicht wirklich. Für die anderen Bergedorfer Schulen zeichneten mit Bensch und Matthiessen nur zwei der fünf Schulleiter, bei der „Nachmeldung“ der beiden Sander Schulen blieb Rektor Dau dem Aufruf fern (BZ vom 11. August).

SPD und DDP stellten je einen Redner, die Bergedorfer Stadtkapelle spielte Konzertweisen, der „Massenchor“ war aus den örtlichen Arbeitergesangvereinen gebildet worden, die Turner der Freien Turnerschaft Bergedorf-Sande zeigten Stabübungen bei Fackelschein und huldigten in dem lebenden Bild der Freiheitsgöttin (BZ vom 12. August 1922) – die bürgerlichen Sport- und Gesangvereine blieben der Veranstaltung fern.

Der von den Veranstaltern gewünschte Flaggenschmuck wird in dem Beitrag Der Umbau der Reichsflagge und die Hansaschule thematisiert, der gleichzeitig erscheint.

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