Warum es in Kirchwärder (Südseite) so lange gedauert hatte, ist unklar. In den meisten Gemeinden der Vierlande und der Marschlande waren Raiffeisengenossenschaften schon im Frühjahr gegründet worden (siehe z.B. die BZ vom 21. März und 14. April 1923), um Waren, vor allem gärtnerischen und landwirtschaftlichen Bedarf, durch Ausschaltung des Zwischenhandels günstiger beziehen zu können. Ersparnisse beim Einkauf von Brennmaterial waren natürlich für breiteste Kreise von Interesse, und so hatten diese Genossenschaften einen regen Zulauf auch von Nicht-Landwirten. In der Kampchaussee (heute Kurt-A.-Körber-Chaussee) wurde ein zentrales Warenlager für den Raum Bergedorf eingerichtet (BZ vom 28. Mai 1923).
Auch in der Finanzwirtschaft wurden die neuen Genossenschaften aktiv und wollten den Zahlungsverkehr über eigene bankähnliche Einrichtungen abwickeln – der Anfang war zumindest in Bergedorf bescheiden: die dortige „Zweig-Geschäftsstelle für den Geldverkehr“ befand sich in einem Zigarrengeschäft.
Mehrfach gab es Meldungen, dass Mitglieder der Genossenschaften Waren (z.B. Viehsalz, Kali, Torf, Kartoffeln, Steckrüben) beziehen konnten – ob das für sie wirtschaftlich sinnvoll war, kann nicht beurteilt werden. Die eingezahlten Genossenschaftsanteile jedenfalls wurden von der Inflation aufgefressen.