Die „Schwarze Schmach“ in Sande – Rassismus pur

Bergedorfer Zeitung, 31. Mai 1921

Der hier im unteren Teil der Anzeige vorangekündigte Film wird wirklich „das Letzte“ gewesen sein, wenn auch der Inserent „das Neueste“ gemeint haben dürfte.

Der Film „Die schwarze Schmach“ war Teil einer Kampagne, betrieben besonders vom „Deutschen Notbund gegen die schwarze Schmach“ und richtete sich gegen den Einsatz außereuropäischer französischer Soldaten im besetzten Rheinland: „Der Begriff Rasse war zentral für die Konstruktion schwarzer Primitivität und weißer Zivilisation in der Kampagne“, wie Iris Wigger im Historischen Lexikon Bayerns (und in ihrer Dissertation) schreibt: „Die deutsche, weiße Frau diente im Szenario ‚Schwarzer Schmach‘ als einheitsstiftendes Sinnbild für die von Schändung bedrohte Nation und weiße Rassegemeinschaft.“ (Ebd.)

Ein Bergedorfer, der den Film sehen wollte, musste auf preußisches Gebiet, z.B. nach Sande, ausweichen, denn in Hamburg herrschte noch der Ausnahmezustand, der dem Regierungskommissar Hense die Untersagung von Vorführungen ermöglichte – im April hatte Hense auch eine Versammlung des Hamburger Ablegers des „Notbunds“ verboten, was ihm heftige Kritik der BZ eintrug (BZ vom 29. April und 6. Mai). Kurz nachdem der Ausnahmezustand aufgehoben worden war, konnte dann die Kundgebung des „Notbunds“ in Hamburg durchgeführt werden, laut BZ mit 10.000 Teilnehmern (BZ vom 17. Juni).

Die einzige Bergedorf-Meldung zum Thema fand sich in einem Bericht über eine Mitgliederversammlung des rechtsgerichteten Bundes der Landwirte im Colosseum: angeregt durch den Redner F. C. Holtz, Herausgeber der „Hamburger Warte“, wurde eine Resolution beschlossen, die Protest erhob „gegen die ungeheure Kulturschande, die unseren deutschen Brüdern und Schwestern im besetzten Gebiet angetan wird.“ (BZ vom 2. Mai)

Der Film jedenfalls durfte nicht lange gezeigt werden: aufgrund von § 1 des Lichtspielgesetzes kam am 13. August das endgültige Verbot der Film-Ober-Prüfstelle : der Film gefährde die Beziehungen Deutschlands zu Frankreich; es handle sich um einen Propagandafilm, er enthalte Falschmeldungen und entstelle die wirkliche Lage.

Der Film wurde also gestoppt, doch die Propaganda ging weiter.

 

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