Nun sollten auch in Bergedorf Siegesfeiern abgehalten werden, wenn es „bedeutende Siege auf dem Schlachtfelde“ gegeben hatte. Im Monat zuvor hatte man auf Befehl des Kaisers einen militärischen Erfolg mit Flaggenschmuck bejubelt (BZ vom 25. März 1918), jetzt also wollte man derartige Ereignisse „mit dem Gesang patriotischer Lieder und einer kurzen Ansprache“ würdigen, denn die Kirchenglocken, deren Läuten in früheren Kriegsjahren Siege verkündeten (siehe den Beitrag Siegesfreude und Opferwilligkeit), waren ja für Kriegszwecke eingeschmolzen worden (siehe den Beitrag Von Kampfglocken und Friedensglocken).
Der zweite Absatz des Artikels zeigt, dass der Initiator und der Vorbereitungsausschuss der aktuellen Kampagne das Ganze durchführen wollten, weil „die Begeisterungsfähigkeit stark abgeflaut“ war und sie hofften, dass solche Gemeinschaftserlebnisse dem entgegenwirken würden, was wiederum gut zu der Aktion passte, die im Beitrag Plakatierte Propaganda: „Gegen England“ dargestellt wurde. Über die organisierenden vier Schulleiter und den Chef der Jugend-Kompanie Georg Raven ließen sich bestimmt auch Teilnehmer für solche Veranstaltungen mobilisieren – aber wenn denn Feiern stattfanden, fand die BZ sie nicht berichtenswert, und allzu oft sollten ja sowieso keine Siege mehr vermeldet werden, nicht einmal unbedeutende.
Die Siegesfeiern sollten „am Kriegerdenkmal“ stattfinden, womit nur das für die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 errichtete gemeint sein kann. Heute werden nicht allzuviele Bergedorfer dieses Denkmal kennen, das seit bald 150 Jahren am selben Ort steht und aktuell ziemlich zugewachsen ist: am unteren Ende des Reinbeker Wegs in der Grünanlage, wie auf der Karte 1875 (als „Monument“ bezeichnet) und der Karte 1904 („Denkmal“, gegenüber der Kirche St. Marien) zu sehen ist.
Auf dem Sockel des Steins sind die drei Bergedorfer Toten der etwa sechsmonatigen Kriegshandlungen aufgeführt. Zum Vergleich: allein im April 1918 erschienen in der Bergedorfer Zeitung elf Todesanzeigen für Bergedorfer Militärangehörige. In den ersten Kriegsjahren las man fast nur Formulierungen wie „starb den Heldentod fürs Vaterland“ – im April 1918 bei nur noch fünfen; dreimal hieß es „fiel dem (grausamen) Krieg zum Opfer“. Betrachtet man alle Traueranzeigen für Soldaten in diesem Monat, also auch die der umliegenden Gemeinden, so überwogen die, die den Tod eines Menschen in den Vordergrund stellten und nicht Ehre und Vaterland. Das ist ein deutliches Zeichen für eine geänderte Einstellung.