Bahnsteigsperren kennt man heute nur noch aus anderen Ländern – vor einhundert Jahren waren sie in Deutschland absolut üblich, und auch die Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn führte sie gut elf Jahre nach der Betriebsaufnahme schließlich auf ihrer Stammstrecke ein. Die Abbildungen bei Jürgen Opravil (S. 49) zeigen nicht nur den Sperrzaun, sondern auch mehrere der Häuschen, in denen Bahnbeamte zwecks Fahrkartenkontrolle auf Fahrgäste warteten.
Es dürfte für die BGE kein Problem gewesen sein, diese Neuerung zu finanzieren, denn sie hatte im vorangegangenen Geschäftsjahr gute Gewinne erwirtschaftet und die Dividende auf zwölf Prozent erhöhen können (BZ vom 1. Oktober 1917) – kein Wunder bei dem hohen Fahrgastaufkommen, und außerdem hatte man zum 1. April die Tarife für Expressgut- und Gepäckfracht, für Hunde und Monatskarten heraufgesetzt (nicht aber für Schüler-Monatskarten und Arbeiter-Wochenkarten, BZ vom 18. März 1918).
Ob die Einstellung von Schaffnerinnen mit den Bahnsteigsperren zusammenhing, ist nicht sicher. Zumindest dürften die Frauen eher auf der Strecke der (ruhigeren) Vierländer Bahn eingesetzt worden sein; in den von Geesthacht nach Hamburg durchfahrenden Zügen der Pulverarbeiter mussten sogar „Zugordner“ eingesetzt werden (BZ vom 11. Mai 1918).
Wenn auch die Bahnsteigsperren verschwunden sind, so gibt es doch zumindest in Hamburg und München immer noch Bahnsteigkarten, wie das Hamburger Abendblatt kürzlich berichtete – es wird sie auch bei der BGE gegeben haben.