Bergedorfs zerlumpte Polizei

Bergedorfer Zeitung, 18. April 1921

Man weiß nicht genau, wie die Uniformen der ehemals Bergedorfer und nun Hamburger Polizisten aussahen, aber es sollte neue geben: der Senat meinte, dass „die Uniformen der von der Stadt Bergedorf übernommenen Mannschaften zum größten Teil nicht mehr gebrauchsfähig sind.“ Diese Einschätzung spricht nicht gerade dafür, dass Bergedorf seine Polizisten besonders hegte und pflegte. Man hatte sie lieber in ver- oder zerschlissener Dienstkleidung patrouillieren lassen als für diese Geld zu bewilligen, und entweder waren sie unbewaffnet gewesen oder ihre Waffen waren in ähnlichem Zustand wie die Textilien.

Nun, kurz nach der Verstaatlichung der Bergedorfer Polizei, sollte auch an der Kleidung sichtbar werden, dass hamburgische Ordnungshüter im Einsatz waren, denn die „Bergedorfer“ sollten die Uniformen erhalten, die die „Hamburger“ bereits trugen – nach Auskunft des Polizeimuseums Hamburg: schwarze Hose, blaue Jacke.

Insgesamt, d.h. einschließlich Umzugs- und Einrichtungskosten, wurden 119.843 Mark von der Bürgerschaft zur Verfügung gestellt, damit sich die Polizisten in ihren neuen Räumen und Uniformen wohlfühlten.

Bergedorfer Zeitung, 19. April 1921

Die Polizei in Bergedorf erhielt darüber hinaus noch personelle Verstärkung durch vier Mitglieder der „grünen Ordnungspolizei“, also ehemalige Angehörige der Sicherheitspolizei, die in die reguläre Polizei übernommen worden war (BZ vom 11. September 1920), die „vorläufig“ weiter in Grün Dienst tun sollten – wie lange sich das Provisorium hinzog, ist unbekannt.

Bergedorfer Zeitung, 17. Oktober 1921

Ein Überblick über die Grundausstattung eines Polizeiwachtmeisters ist einem weiteren Senatsantrag zu entnehmen, denn auch die von den Landgemeinden übernommenen Polizisten sollten neue Dienstkleidung bekommen. Die Bürgerschaft bewilligte das nötige Geld, lehnte aber den Antrag des Geesthachter Abgeordneten Käckenhoff auf Gewährung einer zweiten Uniform ab (BZ vom 20. Oktober 1921). Hygienisch war das nicht, und den Verschleiß wird es gefördert haben.

Bergedorfer Zeitung, 16. August 1921

Auch die stadthamburgische Polizei änderte ihr Erscheinungsbild: sie erhielt als Kopfbedeckung den Tschako, aber die Meldung war wohl voreilig – nach Auskunft des Polizeimuseums Hamburg kam der Tschako erst 1923.

Dem Polizeimuseum Hamburg sei für seine Auskunftsbereitschaft vielmals gedankt.

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