Es war sicher ein Schock für die Badefreudigen in Geesthacht: die Badeanstalt war verkauft worden – wanderte sie auch ab?
Bergedorfer Zeitung, 22. April 1921
Bergedorfer Zeitung, 23. April 1921
Die Badeeinrichtung schwamm in der Elbe, war ein sogenanntes Flussschwimmbad. Es ähnelte vermutlich dem Stockstädter Schwimmbad, hatte also Umkleiden, die das vom Flusswasser gespeiste Schwimmbecken umgaben. Eine solche Anlage konnte einfach von ihrer Verankerung gelöst und an einen anderen Ort geschleppt werden – und da sich der Eigentümer der Geesthachter Einrichtung nicht mit der Gemeinde über die Konditionen für den Betrieb oder Kauf hatte einigen können, verkaufte er das Bad nach auswärts.
In einem derartigen Flussschwimmbad konnten die Badegäste nicht von der Strömung abgetrieben werden – das „freie“ Baden in der Elbe selbst war deutlich gefährlicher: alljährlich gab es Meldungen über tödliche Badeunfälle, und besonders tragisch war das Ertrinken von sieben Schülern aus Barmbeck, die bei einem Schulausflug in Höhe Overhaken im Sog eines Dampfers ihr Leben verloren (BZ vom 27. Mai).
Ob die Geesthachter Anlage wirklich auf den Haken genommen und nach Övelgönne geschleppt wurde, war der BZ nicht klar zu entnehmen – sie stand jedenfalls zu Saisonbeginn nicht zur Verfügung, und im Sprechsaal der BZ wurde die Verantwortung hin- und hergeschoben: Verfasser „X.“ sah sie beim Eigentümer und der früheren Gemeindeverwaltung, der Eigentümer Johs. Rieck allein bei den aktuellen Gemeindeoberen (BZ vom 2. und 11. Juni).
Hinter den Kulissen wurde aber weiterverhandelt: nach (!) dem Erwerb der Anlage stellte die Stadt Altona fest, dass diese „ihren Ansprüchen nicht genüge“ und verpachtete sie an die Gemeinde Geesthacht, die 7.000 Mark für Pacht und Betrieb in den Gemeindehaushalt einstellte (BZ vom 30. Juni). Die weitere Badesaison konnte stattfinden, als ob nichts gewesen wäre.
