Die Abrechnung des Arbeiterrats Bergedorf-Sande

Bergedorfer Zeitung, 22. Januar 1920

Der Arbeiterrat Bergedorf-Sande war ein Kind der Revolution, aber ein wohlerzogenes, das mit Geld sorgsam umging, siehe die Beiträge Die Revolution erreicht Bergedorf und Die Revolution organisiert sich.

In dem einen Jahr seines Bestehens hatte dieser Arbeiterrat Ausgaben in der bescheidenen Höhe von nicht einmal 2.500 M getätigt, die trotz Revolutionswirren offenbar pfenniggenau abgerechnet werden konnten. Die Sander Gemeindevertretung hatte „zur Deckung der notwendigen Unkosten“ sehr zügig 500 M bewilligt (BZ vom 10. Dezember 1918), in Bergedorf dauerte dies länger: erst in der Sitzung von Magistrat und Bürgervertretung am 28. Februar 1919 wurden dem Arbeiterrat 3000 M als Kredit zur Verfügung gestellt (BZ vom 1. März 1919). Die damit disponiblen Mittel wurden laut Abrechnung bei weitem nicht ausgeschöpft, und sollte der Gesamtbetrag von 3.500 M zur Auszahlung gekommen sein, hätte es eine Rückerstattung geben müssen, über die in der BZ allerdings nichts zu finden war.

Auch in anderen Orten erhielten die Arbeiterräte bzw. Arbeiter- und Soldatenräte Geld aus gemeindlichen Kassen: in Geesthacht gab es 3.000 M (BZ vom 13. November 1918), die der Rat u.a. für drei weibliche Bürokräfte verwenden wollte (Stellenanzeige in der BZ vom 18. November 1918); über eine Abrechnung schrieb die BZ nicht.

Der Arbeiter- und Soldatenrat Vierlanden (siehe den Beitrag Die Revolution erreicht die Dörfer) mit Sitz in Zollenspieker wurde zunächst durch die Gemeinde Kirchwärder finanziert, die 1920 versuchte, von den anderen Vierländer Gemeinden eine Kostenbeteiligung zu erreichen, was nur teilweise erfolgreich war: Neuengamme zahlte 415 M, Altengamme lehnte die Forderung rundweg ab (BZ vom 9. und 30. Oktober 1919), und über Curslack fehlt jede Meldung zu diesem Thema.

Auch wenn die Berichterstattung der BZ lückenhaft war und Fragen offen lässt: die Revolution rechnete sauber ab. Das ruft den meist Lenin zugeschriebenen Ausspruch ins Gedächtnis, dass Deutsche, die in revolutionärer Aktion einen Bahnhof stürmen wollen, sich erst eine Bahnsteigkarte kaufen.

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