Jedes der Bergedorf umgebenden Dörfer hatte damals (mindestens) einen Ziegenzuchtverein. Alle diese Vereine haben gemeinsam, dass es sie einhundert Jahre später nicht mehr gibt – der Bundesverband Deutscher Ziegenzüchter e.V. hat nicht einmal mehr einen Landesverband Hamburg. Auf Erlebnishöfen in Hamburg werden allerdings noch Ziegen gehalten.
Als „Kuh des kleinen Mannes“ war die Ziege früher von großer Bedeutung (siehe den Beitrag über Ziegen), und dementsprechend wichtig war die Zucht. Es gab einen „Ausschuß für Ziegenzucht des Landwirtschaftlichen Hauptvereins“, der staatlich gefördert wurde (BZ vom 31. Juli 1919) und „gekörte“, d.h. züchterisch einwandfreie Böcke zur Verfügung stellte.
Wie der nebenstehende Bericht zeigt, war die Haltung eines Ziegenbocks recht teuer. Die Refinanzierung erfolgte aus den Mitgliedsbeitragseinnahmen des Vereins und vor allem durch das „Bockgeld“, das die Besitzer weiblicher Ziegen für das Decken zu zahlen hatten. Bei einer steigenden Ziegenzahl bedeutete dies mehr Einsätze für die Böcke, was auf der Kirchwärder Nordseite offenbar zur „Überlastung“ der Tiere geführt hatte – wie sich diese Überbeanspruchung zeigte, war der Zeitung nicht zu entnehmen.
Entweder führte das erhöhte Bockgeld dann zu einer geringeren Inanspruchnahme der Reproduktions-Dienstleistung oder die Tiere kamen wieder zu Kräften; sonst hätte der Verein diese Anzeige nicht geschaltet.