Die Nachnutzung der Munitionsfabrik Weiffenbach

BZ, 19. Februar 1919

Es war vorbei mit der Munitions- und Pyrotechnischen Fabrik von Hermann Weiffenbach, gelegen in Sande an der Hamburger Straße (heute Lohbrügger Landstraße), über die schon in den Beiträgen Granatendrehen und andere Kriegsarbeit und Explosion in Sander Fabrik berichtet wurde.

 

BZ, 10. März 1919

Offenbar wurden jetzt überflüssige Holzschuppen und dergleichen verkauft, denn die Herstellung von Munition war von den Alliierten verboten worden, und nach Rudolf George/Christel Oldenburg (S. 31-34) wurden „die noch vorhandenen Munitionsbestände … abtransportiert sowie sämtliche Maschinen und einige Fabrikeinrichtungen zerstört.“

BZ, 17. März 1919

Die Erdwälle zwischen den Füllstationen (zur Verhinderung der Ausbreitung von Explosionen) waren nun nicht nur überflüssig, sondern störend für eine Nachnutzung des Geländes – also konnten sie sogar gratis abgefahren werden.

 

Bergedorfer Zeitung, 4. April 1919

Die Nachnutzung schien nicht lange auf sich warten zu lassen, denn nicht einmal zwei Monate später meldete die BZ den Verkauf des Geländes, angeblich für eine Webstofffabrik. Doch diese Pläne zerschlugen sich wohl, denn – möglicherweise nach einem erneuten Besitzerwechsel – die verbliebenen Bauten sollten Wohnzwecken dienen. Die von George/Oldenburg genannte Ausstattung der Gebäude lässt die herrschende Wohnungsnot erkennen: sie waren schlecht isoliert, Öfen und Herde mussten vermutlich von den Mietern beschafft werden, die Wohnungen waren klein und es gab nur Gemeinschaftstoiletten für jeweils mehrere Familien. Die Lage am Ortsrand Sandes war ein weiterer Nachteil – vorteilhaft waren vor allem die Möglichkeiten der Kleinviehhaltung und des Gemüseanbaus sowie die geringe Miete: vergleichbare Wohnungen auf der Glashütte am Weidenbaumsweg kosteten das dreieinhalbfache.

Die Siedlung der Weiffenbacher bestand bis in die 1950er Jahre. In den 1960ern wurden dann dort Wohnhäuser nach (damals) modernem Standard errichtet (George/Oldenburg, ebd.).

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