Kriegsproduktion gab es nicht nur in Bergedorfs Nachbarschaft, in der Pulverfabrik Düneberg und der Dynamitfabrik Krümmel, sondern auch in Bergedorf selbst, wie die Anzeige der „Bergedorfer Maschinen-Fabrik von Alb. Lüdtke & v. Oertzen“ (am Grabendamm/Weidenbaumsweg) belegt, die Frauen zur Bearbeitung von Granaten suchte. Vor dem Krieg hatte die Firma vor allem Ziegeleimaschinen hergestellt, verlegte sich dann aber auf dieses neue Geschäftsfeld Militäraufträge, wie auch andere Betriebe der in Bergedorf/Sande starken Metallbranche und weiterer Branchen.
Die lokalgeschichtliche Literatur (siehe Bergedorfer Industrie I und Bergedorfer Industrie II, Angaben teilweise ergänzt und präzisiert aus dem Bergedorfer Adressbuch 1915 und dem Hamburger Adressbuch 1918) nennt außerdem die „Feinmechanische Werkstatt G. & G. Henning G.m.b.H. Bergedorf“ (Brookstraße 4 und 11), die „Molkerei-Maschinen-Fabrik Gebr. Preiss“ (Kampchaussee 41a), die „Hamburg-Bergedorfer Stuhlrohr-Fabrik von Rud. Sieverts“ (Kampstraße 25) als Betriebe, die (auch) Granatendreherei betrieben. (Eine Fotografie von Frauen beim Granatendrehen druckte 1916 die Pforzheimer Zeitung – „Der eiserne Film. Bilder aus Deutschlands Kriegsschmiede“ von 1917 zeigt die Herstellung von Granaten durch Frauen und Männer.)
Sieverts produzierte zudem Weidenkörbe für Munitionstransport, ebenso die benachbarte „Hanseatische Stuhlrohrfabriken Rümcker & Ude AG“ (Weidenbaumsweg 33). Die „Nagelfabrik Bergedorf“ (Nachbarin des Bergedorfer Eisenwerks, Wilhelmstraße 32/34 in Sande) erhöhte ihre Produktion von Hufnägeln. Die Ende 1916 gegründete „Hanseatische Motorengesellschaft m.b.H.“ (Weidenbaumsweg o. Nr.) stellte Motoren für Feldbahnen, Schützengrabenwagen und die Kriegsmarine her. Zünderschrauben und Taucherpumpen kamen aus der „Metallgießerei und Armaturenfabrik F. Haase“ (Neue Straße 21); die „Metallwarenfabrik Meyer & Niss G.m.b.H Bergedorf bei Hamburg“ (Kampchaussee 73), Anbieter vor allem von Heizöfen und (Petroleum-)Kochern, hatte in geringem Umfang Heeresaufträge (siehe BZ vom 11. März 1917), die Asbestprodukte der „Deutschen Kap-Asbest-Werke“ (Kampchaussee 9) wurden vor allem von der Kriegsmarine zu Isolierungs- und Brandschutzzwecken eingesetzt. Auch die „Norddeutsche Kugelringschmierlager-Werke“ (Kampdeich o. Nr.) suchte Munitions-Arbeiter und -Arbeiterinnen (siehe BZ vom 3. und 24. Mai 1917), die Firma „Hermann Krosch, Inh. Friedrich Stamp“ (Kampstraße 9) benötigte Schlosser „für Heereslieferungen“ (siehe BZ vom 20. April 1917). Die Eisen- u. Metallgießerei Otto Henning (Kampdeich) hingegen lehnte Rüstungsaufträge ab und wurde von der Metallversorgung ausgeschlossen.
Eine Spitzenstellung auf dem Gebiet der Rüstungsproduktion nahm ein Betrieb an der Hamburger Straße in Sande (etwa Höhe Grandkoppel) ein, der heute den meisten Sandern, Lohbrüggern und Bobergern unbekannt sein dürfte: die „Hermann Weiffenbach Munitions- und Pyrotechnische Fabrik Ges.m.b.H.“, die immer wieder vor allem Arbeiterinnen suchte, Anfangslohn 30 Pfennige pro Stunde (siehe z.B. BZ vom 28. September 1916, 8., 15. und 27. Januar sowie 21. März 1917), und laut Rudolf George/Christel Oldenburg während des Krieges 200 bis 300 Männer und Frauen beschäftigte. Nach George/Oldenburg, die auch über die Nachkriegsgeschichte der Gebäude und des Geländes als Wohngebiet schreiben, kam es dort mehrfach zu Explosionen, sodass am Ende des Krieges nur noch drei oder vier von acht Füllstationen existierten.