Explosion in Sander Fabrik

Bergedorfer Zeitung, 20. September 1917

„Amtlich“ war es also, dass es in der Fabrik von Weiffenbach in Sande eine Explosion gegeben hatte – oder war der Inhalt der Meldung „amtlich“, d.h. von der Zensur, vorgegeben? Das letztere liegt näher, denn eine Internetrecherche beim Online-Zeitungsarchiv der European Library ergab, dass am folgenden Tag zwei Hamburger Zeitungen fast gleichlautend berichteten. Zwar gaben die Neue Hamburger Zeitung und der Hamburgische Correspondent den Namen der Fabrik nicht korrekt wieder (als Weißenburg bzw. Weißenbach), aber zwei der vier Sätze waren wortgleich. Theoretisch könnte es  sein, dass die Hamburger von den Bergedorfern einfach abgeschrieben haben, aber dagegen spricht, dass die BZ den Materialschaden als „bedeutend“ bezeichnete, die Hamburger Blätter hingegen als „unbedeutend“.

Was stellte die Fabrik her und was entzündete sich selbst? Die Bergedorfer wussten, dass dort Munition produziert wurde (siehe den Beitrag Granatendrehen und andere Kriegsarbeit in Bergedorf und Sande), also werden sie geahnt haben, was die Explosion auslöste, und als sie einige Tage darauf in der BZ lasen, dass die Firma „Arbeiterinnen für Hand- u. Hydraulische Pressen“  (BZ vom 24. September 1917) suchte, werden sie nicht überrascht gewesen sein. Die Stellenbesetzung gelang wohl nicht sofort, denn die Anzeige wurde wiederholt, diesmal größer und zweispaltig (BZ vom 2. Oktober 1917). Der Unternehmensgegenstand wurde beide Male nicht genannt.

Bergedorfer Zeitung, 24. September 1917

Bergedorfer Zeitung, 2. Oktober 1917

Es überrascht, dass die Weiffenbach-Meldung überhaupt in der Bergedorfer Zeitung auftauchte und nicht völlig unterdrückt wurde: für die verheerende Explosion mit 115 Todesopfern in einer Pulverfabrik bei Quickborn am 10. Februar 1917 hatte die BZ (im Gegensatz zu den oben genannten Hamburger Zeitungen) nicht eine Zeile übrig. Eine Katastrophe ähnlichen Ausmaßes, die vor Ort nicht zu verschweigen gewesen wäre, scheint es aber im Verbreitungsgebiet der BZ, zu dem ja auch Düneberg und Krümmel gehörten, nicht gegeben zu haben.

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