„Zehn Jahre Hansaschule“ ist ja eingängiger als „Die Hansaschule während des ersten Jahrzehnts … im neuen Schulgebäude“, aber die Formulierung der BZ ist schlicht falsch und auch von journalistischer Verkürzung nicht gedeckt, denn die Schule war 1883 gegründet worden. Eigentlicher Anlass (auch wenn es nirgends laut gesagt wurde) für die 1925 erschienene 80seitige Schrift war das 25jährige Jubiläum Ferdinand Ohlys als Direktor. Die Schrift, vorgeblich über die Schule in den Jahren 1914/15 bis 1924/25, lässt über den Verfasser Ferdinand Ohly wohl genau so viel erkennen: er und „seine“ Schule waren geistig dem Kaiserreich verhaftet, was ihnen auf der einen Seite viele Freunde einbrachte, auf der anderen aber entschiedene Gegner (siehe z.B. den Beitrag zur Elternratswahl 1924).
Die 25. Wiederkehr des Tages von Ohlys Amtsübernahme wurde in Bergedorf groß gefeiert, und die Berichte der BZ waren ausführlich: den Festrednern in der Aula wurde breiter Raum zur Würdigung des von den Schülern „verehrten Direktors“ gewährt, die Wiedergabe der Reden und ehrenden Worte nahm fast eine ganze Seite ein (BZ vom 27. März). Trotz miserablen Wetters wurde der Fackelzug durch das Villenviertel (mit Reden auf dem Schulhof, BZ vom 28. März) zur „eindrucksvollen Kundgebung“. Den Abschluss bildete dann ein Festabend im Colosseum mit diversen Aufführungen und weiteren Reden – dort war der Saal „mit Tannengrün, schwarz-weiß-roten Fahnengehängen sowie mit der Schulfahne“ geschmückt (BZ vom 30. März).
Dass in diesem Flaggenmeer die Reichsfarben schwarz-rot-gold fehlten, war sicher kein Zufall, siehe den Beitrag zum Streit um die Flaggenfarben, und zur Feier in der Schule hatte man die Hamburger Farben gehisst – Ohly war ja Landesbeamter.
Als ehemaligem Frontkämpfer und als Ehrenvorsitzendem des Militärvereins Germania sowie als bei der DNVP engagierter Bergedorfer (siehe den Beitrag zur Bergedorfer Bilderstürmerei) erwies ihm der Militärverein ebenso die Ehre wie der rechtsstehende Bürgervertreter Eugen Clauß für seine Fraktion; für die ehemalige Jugendkompanie 51 und Jung-Bergedorf lobte Dr. Machleidt den Jubilar als „Erwecker nationalen Geistes in der Jugend“.
Bergedorfs Bürgermeister Wilhelm Wiesner war vermutlich weder unter den Rednern noch unter den Teilnehmern, was nicht überrascht, denn der Sozialdemokrat Wiesner war mit dem Deutschnationalen Ohly immer wieder heftig aneinandergeraten, wie in diesem Blog u.a. im Beitrag über Das Personalkarussell in der Stadtvertretung zu lesen ist.