Der „kriegsministerielle Erlaß vom 19. 8. 1914“ zur Gründung von Jugendwehren wurde in den Vierlanden offenbar nicht allzu schnell umgesetzt – angesichts des durch Einberufungen entstandenen Arbeitskräftemangels in der Landwirtschaft und im Gartenbau nicht erstaunlich, denn die Jugendlichen wurden dringend auf den Feldern gebraucht. Erst im November nahm sich die Militärische Kameradschaft der Sache an und lud zu einem Einführungsvortrag. Aus der Wiedergabe des Referats geht hervor, dass die Jugendwehr so etwas wie die infanteristische Vorschule der Nation sein sollte. Für Kirchwerder plante man demnach, in den sechs „Bauernschaften“ (Zollenspieker, Howe, Warwisch, Seefeld, Holake, Kirche) zunächst – wohl wegen der recht großen Entfernungen – getrennt zu „üben“, nachdem die Hauptlehrer der Schulen die Meldungen entgegengenommen hatten. Allerdings kam diese Kirchwerder Jugendwehr nur auf dem Papier zustande, wie der damalige Hauptlehrer der Schule Kirchwerder-Howe, Hermann Reimers, nach dem Kriege schrieb: „Anmeldungen … gingen auch reichlich ein, aber zu einer praktischen Übung ist es nicht gekommen.“ (Ehrenbuch der Kirchengemeinde Kirchwärder 1914 – 1918, Teil II: Schule und Weltkrieg, o.J., o.p.). In den anderen Teilen der Vierlande dürfte es ähnlich gewesen sein, in Geesthacht hat die dortige Jugendwehr Übungen durchgeführt (siehe Bergedorfer Zeitung vom 16. Dezember 1914).
In der Stadt Bergedorf gehörten bald 180 Jugendliche zur Jugendwehr, über deren Aktivitäten die Bergedorfer Zeitung ebenfalls im November berichtete. Ob sie sich als Individuen gemeldet hatten oder ob sie als Mitglieder eines Vereins (z.B. Jung-Bergedorf, siehe den Blog-Beitrag Siegesfreude und Opferwilligkeit) automatisch zu Jugendwehrmännern geworden waren – den Segen der Kirche hatten sie jedenfalls, und nach Ansicht des Bergedorfer Pastors Behrmann auch den Segen Gottes.