Spuren der Hamburger Marschbahn

Altengamme-Borghorst, östlich Horster Damm

Auch wenn es nicht so aussieht: dieses Bauwerk aus Beton war einmal ein Tunnel. Er gestattete den Gärtnern am östlichen Ende des Altengammer Elbdeichs die Unterquerung des Damms, auf dem die Hamburger Marschbahn verkehrte. Man sieht: der Bahndamm ist heute vollständig abgetragen, die Bahn verkehrt nicht mehr (seit nunmehr siebzig Jahren), aber ihre Spuren sind noch sichtbar – weiter östlich als bis zum Tunnel aber nicht, obwohl die Strecke einmal bis Geesthacht führte.

Vom Horster Damm aus Richtung Westen blieb der Bahndamm aber erhalten, und große Teile der Strecke sind heute ein beliebter Radweg für gemütliche Touren durch das Landgebiet.

1920 hatte die Kleinbahn auf der Teilstrecke von Geesthacht bis Fünfhausen den Betrieb aufgenommen (siehe die Beiträge Die nicht gefeierte Eröffnung und Der Beginn des Personenverkehrs), und um diesen Streckenabschnitt soll es hier gehen.

Bahnhofsgebäude Borghorst

Die meisten Bahnhöfe an der Strecke sind erhalten und dienen meist Wohnzwecken; einige stehen unter Denkmalschutz (wie der hier gezeigte Bahnhof Borghorst in Altengamme), einige wurden umgebaut, viele tragen noch den Stationsnamen an der Fassade. Die größten Veränderungen hat der Bahnhof Fünfhausen erfahren – das dort aufgestellte Eisenbahnsignal ist eine Errungenschaft aus der Zeit nach der Streckenstilllegung. An vielen Haltepunkten sind übrigens auch noch die gut erhaltenen gemauerten Bahnsteigkanten zu sehen.

Altengamme

Weniger auffällig sind die letzten verbliebenen Zaunpfähle aus Eisenbeton – die Zäune sollten verhindern, dass das Vieh von den benachbarten Weiden den streckenweise kaum erhöhten Bahndamm betrat und damit sich und den Bahnverkehr gefährdete. Da die Zaunpfähle über weite Abschnitte von gleicher Art sind bzw. waren, werden sie vermutlich im Auftrag der BGE im Zuge des Bahnbaus gesetzt worden sein. Ob das eine oder andere eiserne Weidegatter ebenfalls „original“ ist, kann nicht gesagt werden. Eigentlich wäre das alles denkmalwürdig.

 

„Güterbahnhof“ Neuengamme

An einigen Stationen sind auch noch gut die alten gepflasterten Ladestraßen zu erkennen, so z.B. am Bahnhof Neuengamme-Elbdeich. Der danebenliegende Lagerschuppen scheint auch älteren Datums zu sein; ob er im Zusammenhang mit dem geplanten „Güterbahnhof am Elbdeich“ (BZ vom 17. Juni 1920) errichtet wurde, ist unbekannt.

Ob die Ladestraße am Bahnhof Teufelsort nach Fertigstellung der benachbarten Schule noch existieren wird, ist fraglich: gegenwärtig ist sie durch die Baustelleneinrichtung überdeckt.

Bahndamm zwischen Teufelsort und Gleisdreieck

Auf großen Teilen der Strecke ist die Krone des Bahndamms im Zuge der Umwidmung zum Radwanderweg asphaltiert worden und auch für den Anliegerverkehr per Auto nutzbar – andere Bereiche wiederum verfügen über zwei betonierte Streifen, die an die früheren Bahngleise erinnern, doch droht diesen das Aus durch Asphaltierung in voller Bahndammbreite, um eine Fahrradschnellstrecke in die Hamburger Innenstadt zu schaffen.

 

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