Eine Einweihungsfeier zur Betriebsaufnahme der Hamburger Marschbahn gab es nicht – das könnte daran gelegen haben, dass nur Güterzüge mit Sand, Mist und Torf fuhren. Es konnten also keine Honoratioren mitfahren, und feierliche Reden im Odeur eines Mistwagens schienen auch nicht angebracht.
Die offizielle Einweihung erfolgte erst am 12. Mai 1921, wie u.a. bei Olaf Krüger (S. 124) zu lesen ist, denn da wurde der Personenverkehr aufgenommen. Insofern ist der Beitrag zur Hamburger Marschbahn, der auf Krügers Darstellung aufbaute, zu korrigieren.
„Fast täglich“ brachte die Bahn Güter, was der Verfasser der Notiz als „recht regen“ Verkehr empfand, aber (nur) ein Güterzug pro Tag wird kaum wirtschaftlich zu betreiben gewesen sein. Doch die Lieferungen waren in den Vierlanden hochbegehrt: der Sand (vielleicht aus der Gegend um Besenhorst oder vom Gojenberg) diente der Bodenauflockerung für den Gemüsebau, Torf (vielleicht aus den Abbaugebieten zwischen Escheburg und Geesthacht) wurde als Brennstoff eingesetzt, und über „importierten“ Mist und eventuell andere Düngemittel freuten sich Landwirtschaft und Gartenbau sowieso. Die Forderung nach „Brückenwagen“ (heutige Schreibung: Brückenwaagen) erklärt sich daraus, dass diese Massengüter vor allem nach Gewicht gehandelt wurden.
Die „Ausfuhr“ per Marschbahn war sehr viel geringer: „ein Wagen mit Heu“. Das kann nicht überraschen, denn die Bahn fuhr ja nicht in die Millionenstadt Hamburg, sondern nur zwischen Geesthacht und Fünfhausen, sodass es nur wenige potentielle Abnehmer für Wagenladungen landwirtschaftlicher Erzeugnisse an der Strecke gab.
Der zügige Weiterbau der Strecke über Ochsenwärder nach Billbrook wurde vor allem aus den Marschlanden immer wieder gefordert (siehe z.B. BZ vom 15. Juni und 14., 21. sowie 25. September). Der Autor „B., Tatenberg“ stellte in einem Sprechsaal-Beitrag die Fragen: „Was ist damit erreicht …, den Schwanz der Bahn zu bauen und den Kopf unvollendet zu lassen? … Wo bleibt der eigentliche Vorteil, den die Hamburger durch die schnelle Herbeischaffung von frischem Gemüse erhofften, das doch vorwiegend aus der Gegend von Ochsenwärder kommt?“ (BZ vom 9. Oktober) Der Verfasser war übrigens nicht der Hofbesitzer und ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete Henry Bieber, ebenfalls aus Tatenberg; dieser wies die Argumentation in einer Sprechsaal-Replik angesichts der „traurigen finanziellen Lage unseres Staates“ zurück: der Staat sei „zu allergrößter Sparsamkeit“ gezwungen, und der Weiterbau gehöre nicht zu seinen „allerdringlichsten Aufgaben“, wichtiger sei die künstliche Entwässerung des Gebiets (BZ vom 18. Oktober), worin sich wohl das Hauptproblem seiner Flächen spiegelte.