Die Damen und das Bergedorfer Schützenfest 1921

Bergedorfer Zeitung, 1. Juli 1921

Der Bergedorfer Bürgerverein beschloss, „in Zukunft den neuen Zeitanschauungen entsprechend auch Frauen als Mitglieder zuzulassen“, was vermutlich einigen der Herren Mitglieder schwergefallen sein dürfte, aber sie sperrten sich nicht: die Satzungsänderung wurde einstimmig angenommen.

Bis dahin waren Frauen nur als Begleiterinnen der Männer bei Ausflügen etc. dabei gewesen – an dem geplanten Sommerausflug zum Rülauer Forst (südlich von Schwarzenbek) nahmen vielleicht schon Frauen aus eigenem (Mitglieds-)Recht teil – immerhin traten in den folgenden Monaten 23 Frauen dem Verein bei (BZ vom 21. September). Ob sie von dem „Preisschießen für die Damen“ in Rülau begeistert waren, weiß man nicht, aber dass der Berichterstatter diesen Wettbewerb als Teil der „Erheiterungsspiele“ bezeichnete, ist schon diskriminierend.

Bergedorfer Zeitung, 26. Juli 1921

Da achtete der Kavalleristenverein von Bergedorf und Umgegend bei seinem Ausflug nach Preußisch-Kirchwärder mehr auf die Gleichberechtigung: er bot ein „Unterhaltungsschießen für Damen und Herren“, aber vermutlich nahm er weiterhin keine weiblichen Mitglieder in seine Reihen auf.

Bergedorfer Zeitung, 9. Juli 1921

Generell wurde viel geschossen in Bergedorf, jedenfalls beim Schützenfest, das nach siebenjähriger Unterbrechung 1921 wieder stattfinden sollte, und wie vor dem Krieg sollte es ein Riesenfest für die Bevölkerung Bergedorfs und Vierlandens werden, für das sogar Sonderzüge der BGE in die Vierlande fuhren (BZ vom 1. und 9. Juli). Die Veranstaltung im Schießtal fand an mehreren Tagen statt, zu denen die BZ jeweils werbende Vor- und Nachberichte und natürlich auch Anzeigen der Schützengesellschaft druckte (siehe z.B. BZ vom 10., 11. und 22. Juni sowie vom 2., 4., 5., 8., 9. und 11. Juli).

Es gab außer dem Königsschuss weitere Wettbewerbe für die Schützen und an drei Tagen „Konkurrenzschießen“ für die Öffentlichkeit – die BZ nannte nicht nur den Namen des neuen Königs (Hotelbesitzer Heinrich Albers vom Bahnhofshotel), sondern auch die Namen der Ausgezeichneten in den anderen Disziplinen, meist mit Vornamen: unter den Siegern waren 42 Vereinsangehörige und sieben Nicht-Mitglieder (BZ vom 11. Juli) – soweit erkennbar, war keine Dame darunter.

Und wenn die Damen auch nicht schossen, so spielten sie doch eine tragende Rolle bei der Veranstaltung: „Die Damenwelt trägt ihre schönsten Sommertoiletten zur Schau“, hieß es im Bericht vom 4. Juli.

 

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