Es war recht selten, dass in der BZ ein Eisschrank offeriert wurde – die beiden Gebrauchtwaren-Händler Albers und Mente waren die einzigen kommerziellen Verkäufer (Mente hatte entweder regelmäßig Eisschränke oder er pries immer dieselben Ladenhüter an), und andere Anbieter waren ähnlich rar (Anzeigen in der BZ vom 10. Juni, 8. und 15. Juli sowie 2. August).
Mit kühler Lagerung kann man die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängern, heute leicht mit einem elektrischen Kühlschrank zu erreichen. Kühlschränke gab es vor hundert Jahren aber noch nicht, nur ihre Vorläufer, die Eisschränke.
So ein Eisschrank war weniger komfortabel als ein Kühlschrank, denn das Kühlmittel war (daher der Name) Eis. Trotz Doppelwandigkeit und Isolierung des Schranks taute das Eis binnen weniger Tage, das Tauwasser musste täglich abgelassen werden, und frisches Eis musste häufig eingefüllt werden.
Zum Glück war es damals kälter als heute: Teiche und Seen froren in den allermeisten Jahren fest und dick zu, sodass man das Eis herausschneiden oder -hauen konnte: die an der Bille liegenden Brauereiteiche waren eigens zu diesem Zweck angelegt worden, und das Eis wurde dann im Eiskeller der Vereinsbrauerei eingelagert (zu diesem Eiskeller siehe auch die Seite unter-hamburg.de).
Das Eis sollte schließlich zum Eisschrank gelangen, und das übernahmen die „Eismänner“, deren Zahl unbekannt ist. 1919 wollte die Brauerei Peters Private und Wirte beliefern und warb dafür, 1920 und 1921 inserierte sie nicht. 1920 gab es einmalig eine „Eis-Such-Anzeige“, sodass man davon ausgehen kann, dass die Annonce Erfolg hatte.
Im Fleischwarenhandel war Kühlung unverzichtbar, wie die Anzeige aus Kirchwärder erkennen lässt. Zwar war die Bergedorfer Schlachterei Ludewig die einzige, die mit einem Eiskeller und deshalb frischer Ware warb, aber sicher verfügten auch die anderen über Kühlmöglichkeiten. Über den Eiskeller der Schlachterei Gödecke in Sande berichtete Karl-Heinz Gödecke sehr anschaulich (in: Lohbrügge, Band 1: Die Alte Holstenstraße, S. 60-61): mit fünfzig Ackerwagen wurde das Eis herbeigeschafft und in einem (fensterlosen) mit dicken Torfschichten isolierten Gebäude eingelagert, von wo kalte Luft in den benachbarten Kühlraum für das Fleisch geleitet wurde.
Zwar wurde 1921 sehr viel seltener Fleisch gegessen als heute, aber wenn man keinen eigenen Eisschrank hatte, musste man häufiger zu Gödecke, der seine frische Ware aus dem eigenen Kühlraum sehr viel teurer verkaufte als das (wenig beliebte) Stormarner „Kreisgefrierfleisch“ oder die ausländische Tiefkühlware. Man wird den Unterschied geschmeckt haben.
Andere gebräuchliche Methoden der Haltbarmachung von Fleisch waren das Räuchern, Pökeln oder die Herstellung von Konserven – letztere bot z.B. der Bergedorfer Händler Meyerhold an (BZ vom 1. Juli). Für die Dosen brauchte er keine Kühlung, die er aber hoffentlich für die Milchprodukte seines Sortiments hatte.