Der Münzsammler Hermann Boothby

BZ, 15. Dezember 1919

An einer seltenen historischen Kupfermünze hätte Hermann Boothby vermutlich kaum Interesse gehabt. Sein Inserat für den Ankauf von Münzsammlungen zeigt, dass es ihm um Gold- und Silbermünzen ging, die er als Goldschmiedemeister einschmelzen konnte, um die Edelmetalle entweder zu Schmuck zu machen oder wieder zu verkaufen.

Seine Angabe, „Goldm. 6fache, Silbermünzen 3fache“ lässt auch erkennen, dass er vor allem auf bestimmte Sammlungen abzielte: auf Gold- und Silbermünzen des alten Kaiserreichs, die er zum Mehrfachen des Nominalwerts erwerben wollte – die Golddeckung der Mark war zu Kriegsbeginn abgeschafft worden, neues Geld wurde vor allem in Darlehenskassenscheinen ausgegeben, immer wieder wurde zum Umtausch der Edelmetallmünzen in Papiergeld aufgerufen (siehe z.B. den Beitrag Gold gab ich für Papiergeld), was eine patriotische Pflicht sei. Vorsichtige Menschen hielten aber an ihrem Goldgeld fest, dessen Wertbeständigkeit außer Frage stand (siehe z.B. den Beitrag Das Gold in Ochsenwerder) – der Ausgang des Krieges zeigt, wie recht sie hatten.

BZ, 19. September 1919

BZ 19. Dezember 1919

Boothbys erste Münzsammlungs-Anzeige mit Preisangabe war im September erschienen, mit geringeren Preisen – zwei Tage nach Erscheinen der oben wiedergegebenen Annonce erhöhte er den Preis erneut. Selbst wenn man die allgemeine Preissteigerungsrate berücksichtigt: in einem Vierteljahr wird die (Papier-) Mark nicht so sehr an Wert verloren haben, und Boothby wird auch am Jahresende noch Gewinn gemacht haben.

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