Der „Löschplatz“ am Spar-, Gesangs- und Vergnügungsdeich Zollenspieker

BZ, 16. Dezember 1925

Ansichtskarte (Ausschnitt), postalisch gelaufen 1927 (Sammlung Söhnke Marquardt)

„Zum Löschplatz“ ist ja ein durchaus passender Name für einen Ort, an dem man seinen Durst löschen kann, aber die Gaststätte hatte ihren Namen von der Ladestelle am Zollenspieker Elbufer, wo Kohlen, Sand, Mist und dergleichen von Schiffen an Land gebracht wurden – ein Löschplatz eben.

Das Lokal war im Sommer 1925 neu eröffnet worden, erster Höhepunkt ein „Preisskat um wertvolle, erstklassige Fleischpreise“ (Anzeigen in der BZ vom 13. August und 17. Oktober 1925), und nun versuchte der Wirt, mit der Gründung eines Sparklubs und eines Gesangvereins regelmäßig erscheinende Gäste an das Lokal zu binden. Das war aus mehreren Gründen gewagt, denn an Sparklubs und Gesangvereinen herrschte in der näheren Nachbarchaft kein Mangel.

Der „Löschplatz“ (Elbdeich 35) lag am Grünen Deich, ganz in der Nähe des Gasthofs „Zum Grünen Deich“ (Elbdeich 15), Vereinslokal des Sparklubs „Leg beter bi“ (Anzeige in der BZ vom 15. Dezember). Ein Stückchen weiter lag die Wirtschaft der Witwe Ohde auf der Riepenburg (am Mühlendamm), und auch dort sollte ein Sparklub gegründet werden (Anzeige in der BZ vom 22. Dezember). Adolf Lübbers, Krämer in Zollenspieker, wies darauf hin, dass man bei ihm Einzahlungen für einen neugegründeten „Sparklub Zollenspieker von 1925“ tätigen konnte (Anzeige in der BZ vom 28. Dezember) – das war ein anderer als der vom Löschplatz, denn der verkündete 1926 seine Aktivitäten unter „Nicht so knickerig“ (BZ vom 2. Januar 1926).

(Mindestens) vier Sparklubs lagen also auf einer Strecke von wenigen hundert Metern, und nicht nur bei den genannten Sparklub-Lokalen konnte man Einkehr halten, sondern auch bei Tiete Hevers (Elbdeich 22), in Hein Klockmanns Gasthof Zollenspieker (Elbdeich 41), bei dem Gastwirt Heinrich Garbers (Elbdeich 45), in Adolf Mentrups Vergnügungslokal Gasthaus Vierlanden (Elbdeich 55) und im Bahnhof Zollenspieker bei Wiesemann (Elbdeich 88a); alkoholische Wegzehrung konnte bei der Weinhandlung von Tiete Kruse (Elbdeich 51) erworben werden (Angaben laut Hamburger Adressbuch für 1926). Sieben bis acht Häuser hofften auf durstige Kundschaft, wobei Mentrup und Klockmann auch stark auf auswärtige Gäste setzten: jedes der beiden Lokale verfügte über eine eigene Dampferbrücke.

Zum Chorsingen traf man sich in der Liedertafel Flora-Zollenspieker, im Zollenspieker Gesangverein und im Männergesangverein „Frohsinn“ Zollenspieker-Sande (BZ vom 15. Mai 1925, 30. Januar und 14. Mai 1926). Ein „Löschplatz“-Chor kam wohl nicht zustande.

Ein großer Dank geht an Söhnke Marquardt für seine überaus hilfreichen Hinweise und für die Ansichtskarte aus seiner umfangreichen Sammlung.

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