„Nach Golde drängt, Am Golde hängt Doch alles! Ach, wir Armen!“ Diese ihres Kontextes beraubten Worte Margaretens (Goethe, Faust I) beschreiben auch die Situation 1917: die Reichsbank drängte, weil sie es zur Kriegsfinanzierung brauchte, die privaten Goldbesitzer hingen daran und befanden sich im Dilemma zwischen patriotischer Haltung und Wahrung wertbeständigen Gutes.
„Die Eingänge an Goldmünzen bei den Reichsbankanstalten lassen mehr und mehr nach. Man nimmt aber an, daß immer noch erhebliche Beträge zurückgehalten werden, namentlich von der ländlichen und kleinstädtischen Bevölkerung.“ (BZ vom 23. Januar 1917) Angeblich waren „noch wenigstens 200 bis 300 Millionen Mark“ in privater Hand (BZ vom 12.März 1917), also noch halb so viel wie ein halbes Jahr zuvor, als in Bergedorf und Sande wie an vielen anderen Orten die „Goldankaufstellen“ ihre Tätigkeit aufnahmen (siehe den Beitrag Gold gab ich für Papiergeld …).
Auch Ochsenwerder schuf (im Februar 1917) eine solche Einrichtung, der es gelang, „mehrere tausend Mark Goldgeld“ zu sammeln, doch angesichts des vom Verfasser des Artikels dort vermuteten Goldgeldbestands vor Kriegsausbruch von 500.000 Mark scheint dies eine recht bescheidene Summe: die Besitzenden hielten lieber an dem fest, was sie hatten, oder sie setzten es ein, um unter der Hand Güter zu erwerben, die regulär (d.h. gegen Papiergeld) gar nicht angeboten wurden – siehe den Beitrag … Goldgeld lacht, der die Situation im Spätsommer 1915 beschreibt.
Zwar hatte das Reich erklärt, dass es nach Ende des Krieges keine Rückkehr zur Goldwährung geben würde und die Münzen „nur“ den Metallwert behalten würden, doch die Schwäche dieses Arguments war den Reichsoberen wohl klar, denn sie wollten auch ein mittelalterliches Instrument der Rechtspflege reaktivieren – den Pranger: jeder sollte per Unterschrift versichern, dass er keine Goldmünzen mehr hatte, und die Namen derer, die nicht unterschrieben, sollten veröffentlicht werden (siehe BZ vom 12. März 1917). Zumindest in Sande fand im April/Mai 1917 auch eine solche Unterschriftensammlung statt (siehe BZ vom 21. April und 12. Mai 1917).
Das Papiergeld steckte den Menschen in Ochsenwerder offenbar lockerer in den Taschen, wie die Ergebnisse zur Zeichnung der sechsten Kriegsanleihe zeigen, und was hier über Ochsenwerder berichtet wurde, dürfte in den anderen Gemeinden der Marschlande und der Vierlande ähnlich gewesen sein, doch dort fehlten der BZ offenbar die Berichterstatter.