Von Gehältern und Teuerungszulagen in Kirchwärder, Bergedorf und Sande

BZ, 20. Oktober 1919

Die Gemeinde Kirchwärder brauchte einen neuen Gemeindeschriftführer, denn der bisherige Amtsinhaber Heinrich Grube war zum Gemeindevorsitzenden gewählt worden (siehe den Beitrag Der Nord-Süd Konflikt in Kirchwärder). Gemäß Beschluss der Gemeindevertretung sollte der (nebenamtliche) Vorsitzende eine jährliche Entschädigung von 2.000 Mark plus 1.000 Mark Teuerungszulage erhalten, der ebenfalls nebenamtliche Schriftführer 1.600 Mark plus 500 Mark (BZ vom 23. September 1919). Auf die jetzige Ausschreibung hin bewarb sich unter anderem der Gemeindevertreter Carl Förstler (SPD) – er wurde allerdings nicht gewählt, wofür zwei Gründe genannt werden können: zum einen wollte die bürgerliche Mehrheit diese Schlüsselposition wohl nicht an einen Sozialdemokraten geben, zum anderen hatte Förstler ein höheres Gehalt gefordert (BZ vom 3. Dezember 1919), was durchaus zu verstehen ist, denn der „Ortsbote“ der Gemeinde bekam 2.000 Mark plus 800 Mark Teuerungszulage (BZ vom 16. August 1919).

BZ, 9. August 1919

Über Löhne und Gehälter war ansonsten in der BZ nur wenig zu finden: Bergedorf suchte geprüfte Hilfslehrerinnen für die Haushaltungsschule, denen ein Jahresanfangsgehalt von 1.200 zzgl. monatlich 220 Mark Inflationszulage geboten wurde (BZ vom 9. August), die Gemeinde Sande wollte einem Schuldiener für 2.400 Mark plus 60%, also 1.440 Mark, Teuerungszuschlag zahlen (BZ vom 16. August), und die Stadt Bergedorf benötigte eine Stenotypistin für das Arbeits-Fürsorgeamt, der insgesamt 300 Mark monatlich gezahlt werden sollten (BZ vom 15. Dezember 1919). Arbeitslose Männer erhielten in Bergedorf 6,00 Mark pro Arbeitstag, aufs Jahr gerechnet also 1.872 Mark, Frauen 3,50 Mark, d.h. 1.092 Mark im Jahr (BZ vom 2. September).

Daraus lassen sich nicht viele Erkenntnisse ziehen; aus der Zahlung von Teuerungszulagen, die bei den Hilfslehrerinnen sogar das Gehalt weit überstiegen, kann man aber auf die fortschreitende bzw. schon leicht trabende Geldentwertung schließen, ebenso aus dem Beschluss der Ochsenwärder Gemeindevertretung, für den Handarbeitsunterricht die Jahresstunde mit 150 Mark statt wie bisher mit 50 Mark zu vergüten (BZ vom 31. Oktober).

 

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