Massive Probleme beklagte (öffentlich!) das Fuhrgewerbe: zu wenig Pferde, zu wenig Futter, um den Transportanforderungen gerecht werden zu können. Viele Pferde waren zu Kriegszwecken eingezogen worden, die verbliebenen Tiere mussten also stärker belastet werden, und da sie aufgrund der schlechten Ernte verringerte Rationen des „Einheitsfutters“ erhielten und auch Heu und Stroh zu knapp waren, drohte das „Pferde-Material“ bald verbraucht zu sein.
Die hier für Sande genannte Zahl von „ungefähr 15“ Pferden überrascht allerdings, denn bei der Viehzählung am 1. September waren dort 49 Pferde gezählt worden (siehe den Beitrag 2.621 Stallhasen in Sande) – diese beachtliche Differenz war nicht aufzuklären. Man sollte deshalb aber nicht die anderen Angaben der Fuhrherren in Zweifel ziehen, denn die mehrtägige Sperrung des Bergedorfer Bahnhofs für Güterwaggons wegen des Mangels an Arbeitsgespannen wurde vom Magistrat bestätigt (BZ vom 8. November 1917), ebenso die Benachteiligung bei der Futterzuteilung.
Ursache für diese Benachteiligung war die Verwaltungsstruktur des Staates Hamburg: in der Stadt Hamburg, dem Kommunalverband Hamburg I, konnten Fuhrbetriebe eine „Futterzulage“ erhalten, die der Kommunalverband Hamburg II, zu dem die Landherrenschaften (also auch Bergedorf) gehörten, nicht erhielt. In der Erwiderung auf die Fuhrherren forderte der Magistrat Bergedorfs, dass „endlich die Benachteiligung Bergedorfs, die wirtschaftlich durchaus ungerechtfertigt ist, ein Ende nimmt“: in der Versorgung mit Gegenständen des täglichen Bedarfs sollte wie in Bremen kein Unterschied zwischen Großstadt und Landgebiet gemacht werden, was der Hamburger Senat zwar im Juni 1916 beschlossen hatte, aber eben nicht einhielt. Proteste bei Landherrenschaft und Kriegsamt zeitigten keinen Erfolg (ebenfalls BZ vom 8. November 1917).
Die Einschränkung der Müllabfuhr in Bergedorf auf einmal wöchentlich brachte eine geringe Entlastung, aber es gab sie immerhin weiter. Die Geesthachter Dampfbäckerei von E. Hackmack dagegen konnte „wegen Einschränkung des Fuhrwerkes“ ihren Brotwagen gar nicht mehr in die Sachsenwald- und andere Dörfer fahren lassen (BZ vom 6. November 1917).
Ob das „Einheitsfutter“ für die Pferde nicht nur knapper, sondern auch teurer wurde? Jedenfalls erhöhten die Fuhrherren von Bergedorf-Sande 1917 gleich zweimal ihre Frachttarife, und das nicht zu knapp.