Die Honoratioren Ochsenwerders waren sich einig: die vierte Kriegsanleihe war nötig und sinnvoll. Gemeindevorsteher W. Jacobsen leitete die gut besuchte Werbeveranstaltung, der Gemeindepastor Rhine sprach eine Stunde lang in diesem Sinne, und der auch für Ochsenwerder zuständige Bürgerschafts-abgeordnete Bieber (von der Fraktion der Rechten, siehe BZ vom 16. März 1916) forderte gleichfalls zur finanziellen Unterstützung der Kriegsanstrengungen auf.
Überraschen kann bei diesem Bericht eigentlich nur, dass offenbar auch Kritiker anwesend waren und ihre Auffassung vortrugen, „daß die Beschaffung weiterer Geldmittel den Frieden verhindere und den Krieg unnötig hinziehe“: eine so fundamentale Ablehnung von Kriegsanleihen wurde ansonsten nur von der SPD-Minderheit geäußert, die sich nicht dem Burgfrieden unterworfen hatte, aber dass diese auch im ländlichen Ochsenwerder Anhänger hatte, war eigentlich nicht zu erwarten.
Dem Bericht nach „widerlegten“ andere Versammlungsteilnehmer diese „törichte Auffassung einfältiger Leute“, und die nachfolgend im Artikel wiedergegebenen Sätze rückten die Kritiker mindestens in die Nähe von Vaterlandsverrätern, und das wiederum kann nicht überraschen.
Anschließend widmete sich die Versammlung praktischen Fragen wie dem Versand von Osterpaketen an „die Krieger unseres Kirchspiels“ und zeigte Verständnis für die Probleme der Post: man wollte die Pakete dann eben nicht zu Ostern versenden, sondern zu einem postfreundlichen Termin.
Und abschließend kam – natürlich – das Thema der in Gartenbau und Landwirtschaft tätigen Kriegsgefangenen wieder zur Sprache (siehe den Beitrag Kriegsgefangene in Ochsenwerder). Deren Zahl hatte sich (siehe BZ vom 5. Februar 1916) mittlerweile von 165 auf 225 erhöht – die erhobenen Forderungen nach weiteren Zuweisungen wurden allerdings zurückgewiesen.
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Anhand ausgewählter Artikel von vor 100 Jahren wird gezeigt, wie sich im, durch den und nach dem Ersten Weltkrieg das Leben in Bergedorf änderte.
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