Besenhorst – arbeitslos und hoffnungslos

Bergedorfer Zeitung, 9.September 1925

Trostlos – mit diesem Wort lässt sich die Situation des kleinen Ortes Besenhorst 1925 wohl am besten beschreiben. Im Ersten Weltkrieg hatte das Dorf ein bedeutendes Wachstum zu verzeichnen gehabt, denn dort wurde Wohnraum für Arbeiter der Pulverfabrik Düneberg geschaffen, es gab beachtliche Steuereinnahmen und freiwillige Zuschüsse der Pulverfabrik für kommunale Zwecke, doch all das war vorbei.

Die Friedensproduktion der Köln-Rottweil-AG war krisengeschüttelt und benötigte nur einen kleinen Teil der früheren Pulver-Beschäftigten. Die Folge waren im September 1925 weitere Entlassungen, mangels Steuereinnahmen eine leere Gemeindekasse und keine Hoffnung auf Besserung, wie den Meldungen zu entnehmen ist.

Hatte die Arbeitslosigkeit in Besenhorst (knapp 1.900 Einwohner) im Januar noch bei 104 Personen gelegen und war im Sommer auf 14 Personen gefallen, so wurden in den folgenden Monaten die schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen: am Jahresende war die Zahl der Arbeitslosen auf 372 gestiegen (BZ vom 21. Januar, 29. Juli und 30. Dezember). In Geesthacht waren die Ausschläge geringer, aber am Jahresende schrieb die BZ: „die Zahl der Erwerbslosen [551] übersteigt 10 Prozent der Bevölkerung [knapp 5.000]; rechnet man Frauen und Kinder, die in Mitleidenschaft gezogen werden, hinzu, so kommt man auf das Doppelte.“ (BZ vom 30. Dezember)

Die für Bergedorf in der BZ genannten Zahlen beinhalteten außer der Stadt Bergedorf (knapp 18.000 Einwohner) auch den Ost-Krauel und die Vierländer Gemeinden (um 11.000 Einwohner) sowie „preußische Nachbargemeinden“, also vermutlich Sande und Boberg (knapp 8.000 Einwohner); die zum Jahresende hin genannte Arbeitslosenzahl von 953 ist also stark zu relativieren – leider sind nur für Mitte Dezember entsprechend differenzierte Angaben zu finden: Stadt Bergedorf 487, Ost-Krauel und Vierlanden 136, preußische Gemeinden 247 (BZ vom 12. und 19. Dezember).

Die Bevölkerungszahlen wurden dem Historischen Gemeindeverzeichnis für Schleswig-Holstein 1867-1970 (S. 75, S. 236) bzw. der Statistik des Hamburgischen Staates Heft XXXII (S. 46) entnommen.

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